Philosophie des Terrors.

Osama & seine Freunde. Der Islamismus sei die neue totalitäre Bedrohung, heißt es. Jedenfalls ist es an der Zeit, sich mit der Gedankenwelt seiner Vordenker intensiver vertraut zu machen. Die sind keine frömmelnden Mullahs, sondern brillante Köpfe. Falter, taz, Jänner 2004

 

Etwas mehr als zwei Jahre nach den Anschlägen vom 11. September erhält die Debatte über die islamistische Gefahr in Europa eine bemerkenswerte neue Wendung. Auslöser dafür waren vor allem die Terroranschläge von Istanbul. Plötzlich wird die islamistische Bedrohung nicht mehr vornehmlich als terroristische Herausforderung Amerikas angesehen. Jetzt ist vom „neuen Totalitarismus“ die Rede, einer Gefährdung, die quer zu den Kulturen verläuft – ein Krebsgeschwür, das in den westliche Gesellschaften ebenso wuchere wie in den orientalischen.

 

Wie immer, wenn das Wort „Totalitarismus“ fällt, bekommt auch gleich der linksliberale Mainstream sein Fett ab. Der verschließe, argumentiert etwa der deutsche Integrations-Experte Eberhard Seidel in der Berliner „tageszeitung“, die Augen vor der Gefahr. Seidel attestiert mangelnde Wehrhaftigkeit. Anstatt den islamistischen Zorn auf die Moderne als Reaktion auf amerikanische Machtpolitik zu verniedlichen, sollten wir ihn als eigenständigen Faschismus begreifen, der Impulse durch falsche westliche Politik nicht bedarf.

 

Der Islamismus, kurzum, müsse endlich als die neue totalitäre Bedrohung erkannt werden, die eine entschiedene Abwehr verlangt. Im schneidigen Überschwang wird der Versuch, die Motive solch gefährlicher Kräfte zu verstehen, gleich mit diskreditiert – als Sentimentalität humanistischer Warmduscher, die nicht bereit seien, ihre Werte zu verteidigen.

 

Dabei wäre der Versuch gewiss nützlich, jene Leidenschaften zu begreifen, aus denen eine Bedrohung erwächst – insbesondere dann, wenn wir uns tatsächlich inmitten eines neuen, welthistorischen Duells befinden. Gerade wenn die muslimischen Minoritäten in Europa bedrohlich infiziert sind vom Virus einer neuen Reinheits-Ideologie, gilt: Wir können diese Leute ja nicht alle umbringen; wir müssen ihre Haltungen ändern.

 

Wer ist der Feind, und was denkt er? Was geschieht hinter den Mauern der islamischen Schulen und Moscheen in den westeuropäischen Städten? Mädchen oder Lehrerinnen mit Kopftuch werden da als Symbole der Bedrohung wahrgenommen. Aber was geht vor in den Köpfen unter den Kopftüchern? Da werden die Antworten schnell vage.

 

Unklar ist zunächst, wie viele der europäischen Muslime tatsächlich einem Islamismus a la Hamas oder Osama bin Laden anhängen. Sind es ein paar Hundert in Österreich, ein paar Tausend in Deutschland und Frankreich? Und wie gross ist das kulturelle Umfeld, von dem Eberhard Seidel schreibt, es sei zwar nicht bereit, den Terror „in allen Einzelheiten“ gutzuheißen, aber doch, „seine Begründungen anzuerkennen"? Ein Prozent der hier lebenden Muslime, oder fünf, oder dreißig? Verläßliche sozialwissenschaftliche Daten gibt es nicht.

 

Als ein Indiz für ein Ausstrahlen der radikalen Positionen über die kleinen Extremistenzirkel hinaus wird oft der neue islamische Antijudaismus angeführt. Dieses Phänomen, „früher weitgehend auf fundamentalistische Zirkel beschränkt“ (Navid Kermani), zieht jetzt Kreise. Moslemische Jugendliche aus den Vorstädten vermengen ihre soziale Exlusion und kulturelle Irritation mit Machismo, einer Art „Nation-of-Islam"-Rigidität, Jugendgang- und Intifada-Romantik sowie antijüdischen Stereotypen, einem Ekklektizismus aus Koran-Zitaten und aus dem Westen importierten Judenhass. „Tötet alle Juden!“, heißt es auf der Internet-Seite einer deutschen Islamisten-Partei. Doch wie tief das sitzt, weiss niemand genau. Die wenigen sozialwissenschaftlichen Untersuchungen, die es gibt, erbrachten eher erstaunliche Ergebnisse (siehe Kasten).

 

Immer öfter wird jetzt auch eingewandt, dass nicht nur der islamistische Fundamentalismus eine Bedrohung für die demokratische Ordnung darstellte, sondern der Islam als solcher unvereinbar sei mit der Demokratie. Diese Deutung wurde in den letzten Jahren zunehmend heftig vom Nestor der westlichen Islamwissenschaft, dem 87jährigen Princeton-Professor Bernard Lewis vertreten.

 

Seine Argumente sind nicht schlecht: Nur ein einziges islamisches Land habe dauerhaft, und auch das nur mit Schwierigkeiten, eine Demokratie entwickelt, die vor westlichen Maßstäben besteht: die Türkei. Die islamische Religion ist, seit den Zeiten des Propheten Mohammed, als autokratische Herrschaft entworfen. Der Prophet war eben nicht nur Begründer einer Religion, sondern auch „Herrscher und Soldat“ (Lewis). Er hat die arabischen Stämme mit sicherem Machtinstinkt vereinigt und den Islam mit seinen Heeren verbreitet. Eine weltliche Herrschaft, die nicht gleichzeitig religiöse Führerschaft ist, läßt sich mit dem Koran darum kaum vereinbaren. Im Unterschied zur christlichen Zwei-Reiche-Theorie („Gebet Gott was Gottes ist, dem Kaiser, was des Kaisers ist“) sind die Moslems angehalten, Herrschaft, von Ungläubigen ausgeübt, zu bekämpfen. Der böse, ungläubige Herrscher, heißt in dieser Tradition „Pharao“. Der Koran ist in dieser Hinsicht eindeutig: Wer das Reich des Islam mit Gewalt ausbreiten will und die ungläubigen Herrscher zu stürzen versucht, der findet in der von Mohammed rührenden Offenbarung Gewähr. „Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt“, heißt es in einer Sure.

 

Folglich sind für Lewis gläubige Moslems, die den Koran gut kennen, anfällig für die Auslegungen der Jihad-Propagandisten. Daraus bezieht der radikale Islamismus seine Anziehungskraft.

 

Und er ist gefährlich, weil er gerade nicht eine Theorie exzentrischer, weltfremder, frömmlerischer Mullahs ist, wie im Westen gerne und irrtümlich angenommen, sondern weil er von einigen der brillantesten Denker und charismatischten Figuren des Orients entwickelt und propagiert wurde. Sehen wir uns den wichtigsten also einmal genauer an.

 

Der faszinierendste Kopf, dessen Schriften jetzt im Westen zunehmend studiert werden, stammt aus Ägypten und heißt Sayyid Qutb. 1906 in einem kleinen Dorf am Nil in einer wohlhabenden und sehr weltlich orientierten Familie geboren, wurde er zum möglicherweise einflußreichsten islamischen Denker des 20. Jahrhunderts. Mit 10 Jahren kannte er den Koran bereits auswendig (und zwar, wie er in seinen Kindheitserinnerungen schreibt, weil er als Schüler der staatlichen Grundschule die Überlegenheit seiner Ausbildungsstätte gegenüber der traditionellen Koranschule beweisen wollte), später studierte er in Kairo, wurde Lehrer und Beamter im Erziehungsministerium. Von einem dreijährigen Studienaufenthalt in den USA Anfang der 50er Jahre kam er voller Abscheu auf den Westen zurück und schloß sich den Moslem-Brüdern an. Er wird gewissermaßen ihr Chef-Ideologe. Präsident Nasser wirft Qutb mehrmals ins Gefängnis. Frei kommt er immer nur für ein paar Monate. 1966 läßt Nasser ihn nach einem kurzen, unfairen Prozess hängen.

 

Die Gefängnisjahre sind Qutbs produktivste Zeit. Er verfasst seinen Koran-Kommentar „Im Schatten des Koran“, dessen englische Übersetzung acht Bände zählt. Er schreibt „Meilensteine“, ein knapp hundertseitiges Pamphlet, das heute auf kaum einer Islamisten-Homepage fehlt – es ist für den moslemischen Fundamentalismus das, was Karl Marx‘ Manifest für den Kommunismus war.

 

Für Paul Berman, einem der wichtigsten liberalen Publizisten der USA, ist Qutb schlicht „der Philosoph des islamischen Terrors“. „Im Schatten des Koran“ ist, so Berman, eines der „beachtlichsten Produkte an Gefängnisliteratur, das jemals produziert wurde“.

 

In diesem „Meisterwerk“ (Berman) wird fein ziseliert, auf vielen tausenden Seiten, eine theologische Gegenwartskritik entwickelt, Koran-Interpretation als Eröffnung einer Perspektive eines echten Lebens, frei von Materialismus und Götzendienst. Eine Art neuer Mensch wird entworfen, tugendhaft, nicht entfremdet, der niemanden untersteht – außer Gott.

 

In den „Meilensteinen“ wird die Kritik artikulierter. Die gegenwärtige Welt, in Ost und West, Orient und Okzident, nennt Qutb Jahiliyyah, in Anlehnung an Dekadenz und Vielgötterei der vorislamischen arabischen Sippen. „Jede Gesellschaft ist jahili, die sich nicht allein unter die Herrschaft Gottes begibt … jede Gesellschaft, die heute existiert, ist jahilisch.“ Auch jene Gesellschaften mithin, die von nominell moslemischen Herrschern regiert werden.

 

Eine Welt, in der Qutb nichts als Dekadenz erkennt, „moralische Degeneration der Gesellschaft“. Doch er klingt da nicht besonders bigott, analysiert eher den Mangel an menschlicher Würde und an Respekt der Menschen voreinander. Wenn er über das moderne Leben schreibt, dass „alle menschlichen Werte auf dem Altar der materiellen Produktion geopfert werden“, dann beschreibt er ein Unbehagen, das auch viele klar denkende Menschen teilen. Die Gründe für die Malaise sind in frühen wie in heutigen Tagen die selben: „die Begierden“ der Menschen, und dass sie „sich selbst am wichtigsten nehmen“. Die Menschen werden „vulgär“, der Kapitalismus mit seiner „materialistischen Attitüde … tötet allen Geist ab“.

 

Der Islam mit seiner radikalen Beziehung zum einen, alleinigen Gott – „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“ lautet die moslemische Schlüsselformel – ist aus solcher Perspektive das Gegengift zu Vielgötterei, zu Götzendienst, zur Unterwerfung, sei es unter die Gebote des Kommerzes oder die Herrschaft von Tyrannen. Der Islam, so verstanden, ist eine Lebensart, ein Way of Life: die einzige Weise, in der der Mensch frei werden kann, weil er nur in der wahrhaft islamischen Gesellschaft niemanden anderen dient als Gott.

 

Kluge Beobachter haben deshalb den extremistischen Islamismus, auch wenn er in der Praxis die Unterwerfung unter religiöse Führer und die Scharia fordert, mit den Worten „Anarcho-Islamismus“ zu charakterisieren versucht. Erstaunlich, aber wahr: die Lehre Qutbs tritt mit einem großen Freiheitspathos zu Tage. Der Begriff Freiheit ist ihr zentral: die Freiheit von der Unterwerfung unter die Gesetze Pharaos (womit jeder weltliche Mächtige gemeint ist). Unterwerfung unter die Scharia ist Freiheit, denn die Scharia kommt von Gott. Unterwerfung unter weltliche Gesetze, und seien sie auch von frei gewählten Parlamenten beschlossen, ist Unfreiheit, denn diese Gesetze wurden von Menschen gemacht. Indem er sich Gott unterstellt, wirft der Mensch die Ketten weltlicher Knechtschaft ab.

 

Um das Reich Jahiliyya zu zerbrechen und eine islamische Gesellschaft zu errichten, müssen die Gläubigen zum Vorbild der „einzigartigen koranischen Generation“ zurückkehren – der Generation Mohammeds. „Unser Ziel ist es erst uns zu ändern und dann die Gesellschaft.“ Zunächst muss eine Avantgarde entstehen, eine „aktive, harmonische, kooperative Gruppe“, die in ihren Gesellschaften für den Islam kämpft.

 

Und die versucht, den Islam – „die einzig zivilisierte Gesellschaft“ – über den Erdball zu verbreiten. „Das Leben, das ihr lebt, ist niedrig“, werde man den Ungläubigen zurufen. Und man werde sie, wenn sie sich der Sache Gottes entgegenstellen, bekämpfen. Denn der Islam ist eine „universelle Freiheitserklärung“ und darum eine Herausforderung für all jene Gesellschaften, in denen Menschen die göttliche Attribute usurpiert haben. Die Muslime haben den Jihad zu führen, und zwar nicht nur defensiv, zur Verteidigung des arabischen Kernlandes, sondern auch offensiv. Wie der Koran befiehlt: „Kämpft gegen die Freunde Satans.“  

 

Qutb ist der Begründer des modernen radikalen Islamismus und bis heute sein einflußreichster Denker. Wenn man Qutbs Schriften liest, die ruhige Eindringlichkeit seiner theologischen Studien, die Vehemenz, mit der er seine Lehre von der politisch-aktivistischen Religiösität verficht, dann bekommt man eine Ahnung davon, was radikale junge Moslems daran fasziniert: die Art, mit der ein Echtes Leben gegen das verdorbene, niedrige Leben der kapitalistischen Moderne in Stellung gebracht wird, eine Art, die mit abendländischen Spielarten des Nihilismus verwandt ist; der heroische Aktivismus einer islamischen Avantgarde, die er beschwört; die Verachtung, die er dem frömmlerischen Konservativismus gemäßigter Islamisten gegenüber hegt, die mahnen, man müsse sich an die Gesetze halten und dürfe den Jihad nur zur Verteidigung führen; da kann man sich leicht ausmalen, wie eine radikale Jugend mit diesem Vokabular Konflikte mit ihrer Elterngeneration austrägt. Das Gefühl einer spirituellen Leere, die Gewißheit, dass das echte Leben woanders ist, die Sehnsucht nach einem großen Moment der Reinigung, die auch im Westen nicht wenige in die Arme religiöser oder auch politisch-radikaler Welterwecker treibt, begründet die Anziehungskraft das Islamismus. Wenn man ihm erfolgreich das Wasser abgraben will, wird man sich mit dieser Gedankenwelt vertraut machen müssen.

 

Natürlich ist Qutb nur eine Spielart des Islamismus. Die ultrakonservative wahabitische Innerlichkeit ist eine zweite; der türkische Islamismus, der vom Kampf gegen säkulare Militanz des Kemalismus geprägt wurde, stellt wieder eine andere Traditionslinie dar.

 

Aber alle diese Spielarten speisen sich aus dem selben Unbehagen: dem Gefühl von einer seltsamen islamischen Größe und Moral, die mit der Realität, der Rückständigkeit und Abhängigkeit der islamischen Gesellschaften nur schwer in Einklang zu bringen ist – und damit radikale Deutungen provoziert.

 

Eine totalitäre Bedrohung? Wenn man will, kann man das so nennen. Nur wenige Moslems werden mit jedem von Qutbs Argumenten übereinstimmen. Aber viele dürften wohl einige seiner Schlüsse teilen und gewissermaßen den Klang seiner Argumentationsreihe eingängig finden.

 

Und das ist bedenklich genug. 

 

Kasten:

 

"Ein heimtückisches Volk"

 

Antisemitismus. Der islamische Antijudaismus grassiert. Wie tief der Judenhass in die moslemischen Communites hineinreicht, ist nur schwer zu sagen.

 

Es ist ein neues Phänomen, und es droht gerade multikulturelle Blütenträume endgültig welk werden zu lassen: das Phänomen des grassierenden moslemischen Antijudaismus. Eine recht verstörende Erscheinung.

Klar ist zunächst vor allem, dass die Zahl antijüdischer Übergriffe in Europa mit Beginn der zweiten palästinensischen Intifada stark zugenommen hat und dass in den meisten Fällen Jugendliche moslemischer Herrkunft die Täter sind. Die Juden in Europa werden mit der Politik der israelischen Regierung identifiziert.

Unübersehbar ist auch, dass der Palästina-Konflikt zunehmend religiös übercodiert wird. Der islamische Diskurs – vom Maghreb bis Malaysien, von der Pariser Banlieu bis nach Köln – wird von Stereotypen durchsetzt, die ihren Ursprung im christlichen Antijudaismus haben – und auch in den antijüdischen Passagen des Koran.

„Die Juden sind ein heimtückisches Volk. Allah hat uns den Umgang mit ihnen verboten … Tötet alle Juden!“, heißt es auf der Internet-Seite einer deutschen Islamisten-Partei.

Von der Heimtücke der Juden ist im Koran manches zu lesen. Es heißt sogar, sie stammen von Affen und Schweinen ab. Der Ursprung der Wut des Propheten Mohammed auf die Juden ist zweierlei. Einerseits sah er sich als Erneuerer der Prophetie Moses an, als Verwirklicher des eigentlichen Eingottglauben und war enttäuscht, dass sich die Juden – „das Volk des Buches“ – ihm nicht anschlossen; und dass die Juden Medinas seine Herrschaft nicht umstandslos akzeptierten, weckte endgültig seinen blutigen Zorn.

Jahrhundertelang haben Juden aber relativ gut unter der Herrschaft des Islam gelebt. Erst im letzten Jahrhundert hat der moderne Islamismus die antijüdischen Traditionen revitalisiert – und mit dem modernen Antisemitismus und Antizionismus vermengt. „Der erbitterte Krieg, den die Juden gegen den Islam angezettelt haben“, tobe seit 14 Jahrhunderten, schrieb Sayyid Qutb, der Begründer des modernen Islamismus. „Die Juden waren es, die die Polytheisten aufhetzten.“

Die Juden werden im islamistischen Diskurs als Volk mit sklavischem Charakter angesehen. Sie seien Speichellecker, wenn sie schwach, dafür aber brutal und arrogant, wenn sie mächtig sind. Diese antijüdischen Sentiments strahlen heute über die fundamentalistischen Zirkel hinaus. Wie weit, das ist umstritten. Erst unlängst sorgte die Studie des EU-Zentrums zur Beobachtung von Xenophobie und Fremdenhass (EUMC) über den Antisemitismus für Aufregung. Das EUMC hat die Veröffentlichung der Studie zunächst abgelehnt, weil ihr der wissenschaftliche Gehalt der heiklen Passagen über den Antisemitismus der europäischen Muslime zu dünn erschien.

Tatsächlich finden sich in der Studie kaum Daten, die Aufschluss darüber geben, wie groß der Anteil der Muslime ist, die dem Judenhass zuneigen. Die einzigen solchen Daten stammen aus Frankreich – und sind erstaunlich.

Schließlich gilt Frankreich, mit seiner Masse depravierter Jugendlicher aus arabischen Ländern und Nordafrika, als Epizentrum des neuen islamischen Antijudaismus. Nirgendwo sonst hat es in Europa in den vergangenen Jahren so viele judenfeindliche Übergriffe gegeben wie hier. Und dennoch führte eine groß angelegte sozialwissenschaftliche Untersuchung zu Tage, dass 95 Prozent der Jugendlichen maghrebinischer oder arabischer Herkunft die Auffassung vertreten, die Juden haben „ein Recht darauf, ihre Gewohnheiten zu pflegen, ohne dass sie riskieren, angegriffen zu werden“. Nur 5 Prozent von Frankreichs moslemischen Vorstadt-Jugendlichen meinen, die Juden seien selbst schuld, wenn sie attackiert werden, wenn sie etwa eine Kippa tragen.

Ein erfreuliches Ergebnis. Man sollte sich freilich nicht zu stark darauf verlassen, dass es die Realität getreu abbildet.

 

 

Literatur:

Bernard Lewis: Die Wut der arabischen Welt. Campus-Verlag (Frankfurt/New York), 2003, 192 Seiten, Euro 19,90.-

Sayyid Qutb: Kindheit auf dem Lande. Edition Orient. Berlin, 1997, 175 Seiten, Euro 18.-

Im Internet findet sich die englische Fassung von Qutb’s Buch „Milestones“, („Meilensteine“), das als Urdokument des milianten Islamismus gilt, unter http://www.youngmuslims.ca/online_library/books/milestones/index_2.asp.

Sein theologisch-philosophisches Hauptwerk „In the Shade of the Quran“ („Im Schatten des Koran“) findet sich in Auszügen (in Summe aber über tausend Druckseiten) unter http://www.islamworld.net/qutb/shade.html

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