„Es gibt sie noch, die guten Dinge“

Fundstücke eines Alleslesers – die Blogkolumne 3

Zu einer der hübscheren Ambivalenzen der Authentizitätssehnsucht, von der gestern hier die Rede war, zählt ja der Umstand, dass sie meist als Abgrenzung zum Konsumismus daherkommt. Motto: Ganz bei mir bin ich nur, wenn ich mich von den Waren nicht beherrschen lasse. Aber das ist natürlich Schnee von gestern. Denn schnell hat der Konsumkapitalismus erkannt, dass auch die Authentizitätssehnsucht ein wunderbarer Markt ist.

 

Ja, ein wirklich hervorragender: denn für das Versprechen, sie bekämen etwas "echtes", die die Menschen gerne bereit, mehr zu zahlen. "Die Märkte sind so organisiert, dass diese begehrten Waren umso verknappter und teurer sind, je individueller sie sind", sagt Rainer Forst in einem Gespräch, das in der nächsten Nummer der Zeitschrift "polar" zu lesen ist. Kaum eine Firma hat dieses Konzept so ausgereizt wie Manufactum, die so tut, als ginge es bei ihren Produkten um die Konzentration auf den Gebrauchswert – "es gibt sie noch, die guten Dinge". In Wirklichkeit haben die Produkte die Aura des Verblichenen, des Geretteten. Frank Müller hat darüber im Wiener "Wespennest" vor einigen Jahren einen Essay geschrieben, in dem er die These aufstellt, dass die Herrschaft der Dinge über die Menschen nirgendwo greller inszeniert wird als im Manufactum-Katalog.

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