ÖVP-Watch

Unter dieser Rubrik werden interessante Neuigkeiten über das Verhalten der ÖVP nach ihrer Wahlniederlage dokumentiert. Für den Fall, dass die ÖVP doch noch bereit sein sollte, zu einer staatspolitisch verantwortlichen Rolle zurückzufinden, biete ich allerdings jetzt schon an, mich für alles Gewünschte zu entschuldigen, die Ehrenhaftigkeit aller Gatten und Gattinnen, Geliebter und Geliebten aller ÖVP-Funktionäre zu bezeugen und sogar eine Ehrenerklärung für den Gatten der Gesundheitsministerin abzugeben. Dazu hat sich, was bestimmt nicht ohne Grund sein kann, bisher ja nur eine Person in diesem Land bereit gefunden (Josef Cap)

Graff fordert Schüssels Rücktritt

18. 10. Endlich geht es los – Michael Graff, einstiger ÖVP-Generalsekretär, fordert als erster öffentlich Schüssels Rücktritt: "Ich sage: Schüssel muss gehen. Er hat einen Scherbenhaufen angerichtet – nach vielen großen Leistungen. Er kann jetzt nicht mehr weiter herum tricksen, es soll sich endlich ausgetrickst haben."

Weiter so!

Was auch eine schöne Pointe der Geschichte ist: Schüssel ließ die Grünen 2002 auflaufen. Hätte er mit ihnen koaliert, wäre er wahrscheinlich Kanzler geblieben. In dem Fall ist vielleicht nicht die Weltgeschichte das Weltgericht, aber zumindest die Lokalhistorie das Bezirksgericht.

Schüssel im O-Ton

Im Kurier vom 15. Oktober deutet der Wahlverlierer erstmals die Möglichkeit einer ÖVP-FPÖ-BZÖ-Koalition an: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, weil es angeblich nur eine Möglichkeit gibt".

"Das wichtigste Entgegenkommen ist, dass wir jetzt an den Verhandlungen teilnehmen" – sagte Schüssel am 11. Oktober, um damit weiter "Kompromisse" auszuschließen.

Black Jokes – Jokes about Blacks

Kennen Sie den schon?

Schlagzeile: Gusenbauer: "Er wollte, dass ich Gebieter zu ihm sage."

Folgendes freilich ist kein Witz, sondern ernst gemeinter Inhalt einer ernst gemeinten Tickermeldung:

"ÖVP wirft SPÖ Postenschacher vor" und weiter: Auch Grasser besorgt: "Am meisten Sorgen macht mir, dass die SPÖ nicht einmal grundsätzlich gesagt hat, dass man keine politischen Eingriffe bei Postenbesetzungen wolle". Grasser! Man fasst es nicht! Haben Sie keinen Unglaubwürdigeren gefunden?

 

Koalitionsverhandlungen

Hurra, sie haben begonnen, die Koalitionsverhandlungen von SPÖ und ÖVP. Viel Spass scheinen die beteiligten Herren (und Damen) nicht zu haben – vor allem die der ÖVP nicht. Die sagen ja seit Tagen, dass sie eigentlich nicht mit den Roten regieren wollen. Das ist für Kenner der ÖVP natürlich beruhigend. Warum?

Ist doch klar: Wenn sie eine Koalition aus ÖVP, FPÖ und BZÖ anstreben würden, dann würden sie jetzt so tun, als wollten sie eine Koalition mit der SPÖ – um dann in zwei, drei Monaten zu sagen, "es geht halt doch nicht mit den Sozis". Wenn sie aber offen sagen, dass sie mit der SPÖ keine Koalition wollen, dann ist sehr viel wahrscheinlicher, dass am Ende eine Große Koalition heraus kommt.

Dass die Schüsselpartie verläßlich nie die Wahrheit sagt, hat also seine Vorteile – sie wird dadurch langsam berechenbar. 

Amerikanische Juden sind schuld!

Es gibt so Dinge, die sollen nicht im Nirwana der Parteipresseaussendung untergehen und die soll man nicht einfach durchgehen lassen: dazu zählt eine Aussendung von ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka, in der er erklärt, wer an der Wahlniderlage seiner Partei schuld ist: die amerikanischen Juden. Just, nachdem die Wähler die ÖVP von der Koalition mit der Deportiererpartie befreiten, betätigte sich der ÖVP-Geschäftsführer selbst als antisemitischer Hetzer.

In Anspielung auf den New Yorker Spin-Doktor Stanley Greenberg, der bekanntlich jüdischer Herkunft ist und auch ein Büro in Israel unterhält, sagte Lopatka: "Gusenbauer soll die Frage beantworten, ob er davon gewusst hat oder gar persönlich den Auftrag zu diesem beispiellosen US-israelischen ‚Schmutzkübel-Wahlkampf‘ gegeben hat."

Die ÖVP sollte schnell die Frage beantworten, ob sie weiter den Kurs der durchgeknallten Schüsselpartie verfolgen oder ob sie nach sechs Jahren wieder in den Kreis der zivilisierten politischen Kräfte zurückkehren will.

Ansonsten: Wie wäre es, wenn sich Lopatka einmal mit Irans Präsident Ahmadineschad trifft? Der mag Juden auch nicht.

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