Wenn die letzte Glut erloschen ist

Kann man cool sein ohne Kippe? Der „Rauchfrei“-Kult steht für eine aseptische Gesellschaft, aus der alles Risiko und Leben verbannt ist. Da heiz ich mir lieber eine an. Standard-Album, 8. Februar 2008
 

Ohne Zweifel: Rauchen ist giftig. Wahnsinnig gefährlich. Der Qualm stinkt ganz schrecklich. Und es ist voll out. Weil voll in ist Wellness, blütenfrischer Geruch und Spannkraft bis ins hohe Alter. Es ist also ganz toll, dass sich das aufhört mit dem überkommenen Brauch. Dass wieder ein Laster besiegt ist. Nichts wird fehlen, wenn es mal nicht mehr stinkt.
 
Mit Verlaub, ich bin mir da nicht so sicher. Ich gebe zu, ich bin parteiisch. Ich rauche immer noch, wenngleich ich zwischendurch versuche, mir diesen Charakterfehler abzugewöhnen. Aber immer wieder komme ich dann in Situationen, wo ich mir denke, dass etwas fehlt, wenn die Kippe fehlt. Und ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich ein Fehler ist.
 
„Kann man ohne Kippen cool sein?“, fragte die Berliner „Welt“ in ihrer Stil-Kolumne unlängst und das ist eine Frage, die auf raffinierte Weise doof und berechtigt zugleich ist. Klar, ein Langweiler mit Zigarette bleibt ein Langweiler. Und es gibt verdammt viele coole Nichtraucher. Die Frage ist naiv, weil das ja blöd klingt, wenn man heute noch sagt, nur Raucher seien cool und Nichtraucher seien uncool. Das widerspricht schließlich unseren Vorstellungen von Authentizität und Charakter – entweder kommt die Coolness von innen, dann braucht sie keine äußeren Attribute, oder sie benötigt irgendwelche Krücken, dann ist es aber nicht weit her mit der Coolness. So würden das wohl die meisten empfinden und das ist ja auch wahr, theoretisch. Praktisch wissen wir natürlich alle, dass es ein wenig komplizierter ist. Coolness kann gar nicht ohne Äußerlichkeiten auskommen, sie lebt von Signalen und Zeichen und die Zeichen suchen und kaufen wir uns zusammen. Wenn es nicht die Kippe ist, dann ist es eben die Jacke oder der Turnschuh oder die Frisur. Also ist das doch nicht ganz blöd mit dem Zusammenhang von Zigarette und Coolness.
 
Die Frage ist aber noch aus einem anderen Grund durchaus berechtigt: die Zeichensprache des Zigarettenrauchens lässt sich nämlich so einfach nicht ersetzen. Weder durch Kaugummi, noch einen Grashalm und auch nicht durch eine Bionadeflasche. Man stelle sich das nur vor: Humphrey Bogart ohne Tschik im Mundwinkel, Marlene Dietrich ohne Wolke aus blauem Dunst. Das funktioniert nicht. Es ist wohl kein Wunder, dass gerade im Film und am Theater die Zigarette auch heute noch ein derart unverzichtbares Stilmittel ist. In dem Hollywood, das die Phantasien produziert, wird weiter gequalmt, während man im realen Hollywood in der Kälte vor den Clubs rauchen muss, wenn man es noch nicht bleiben gelassen hat.
 
„Das Rauchen hat eine eigene Sprache“, schreibt die Theater- und Filmkritikerin Christiane Dössel in der „Süddeutschen Zeitung“, „weil sich auf der Bühne oder im Film niemand eine Kippe ansteckt, ohne dass einer über ihre (narrative oder suggestive Wirkung) nachgedacht hätte. Rauchen dient der Charakterisierung, der Psychologisierung, der nonverbalen Ästhetik. Wer raucht, wann und wie einer raucht, sagt oft mehr über eine Figur als ein Schwall von Sätzen.“ Zigarettenrauchen ist ein diskursiver Akt „mit einem gewaltigen Repertoire“, meint der amerikanische Literaturwissenschaftler Richard Klein.
 
Das ist natürlich im wirklichen Leben nicht anders, nur dass das rauchende Subjekt die dramatisierende Wirkung des Griffs zu Kippe und Feuerzeug oder Streichholz (wie viel alltagsästhetische Möglichkeiten bietet allein die Wahl zwischen den verschiedenen Anzünd-Arten!) mehr instinktiv und weniger überlegt einsetzt als der Dramaturg oder Regisseur. Aber meist doch auch ziemlich stilsicher: Da wird mit dem Griff zur Zigarette ein Rhythmuswechsel in Gesprächen annonciert. Oder signalisiert, dass jetzt etwas Wichtiges folgt. Oder es wird einfach ein Dialog unterbrochen, womöglich für den einen, wichtigen Moment. Wär’s nicht leicht deplaziert, könnte man fast sagen: eine Atempause eingelegt. Welche Geste ist gleichzeitig so beiläufig und bedeutsam wie der Griff zur Zigarette?
 
Aber Personen agieren nicht nur in Situationen mit Hilfe von Zigaretten, sie modellieren sich auch als Person mit Hilfe von Zigaretten. Deshalb ja der Siegeszug des schädlichen Stängels. Rauchen ist seit eh und je, wie jede ungesunde Droge, mit Exzess verbunden, mit Lebensgier und Menschenappetit. Übrigens auch von Seiten der Obrigkeit, die jene, die in der Öffentlichkeit rauchten, lange des Müßiggangs, der Leichtlebigkeit und der Libertinage, wenn nicht sogar dem Aufruhr zugetan ansah. Die Role-Models für das Gefährliche, aber Aufregende, waren nie ohne Kippe in der Hand vorstellbar und haben uns einen prallen Bilderfundus hinterlassen: die Boheme-Cafés, in denen man durch die Rauchschwaden kaum den Nebensitz sieht, die Rockgitarristen mit der Kippe im Mundwinkel, die überquellenden Aschenbecher in den Rebellen-WGs. Gewiss, wer mit zwanzig dem Prinzip „lebe schnell, aber intensiv“ huldigt, der ist dann doch meist froh, wenn er mit dreißig und vierzig noch lebt, und man kann mit Recht die Frage stellen, ob es nicht eine pubertäre existenzialistische Romantik ist, Intensität des Erlebens mit Akten der Selbstgefährdung zu verbinden. Doch man muss nur die Gegenfrage aufwerfen, für welche Art von Lebensentwurf denn der zeitgenössische Anti-Rauch-Hype steht: Für eine Welt, aus der alles Gefährliche und Riskante verbannt ist, in der es höchstens sedierte Events, aber keine Ereignisse und authentischen Erfahrungen mehr gibt. Die Verwandlung der westlichen Metropolengesellschaften in Nichtrauchergesellschaften geht einher mit der Verwandlung der Städte in Shopping-Malls unter freiem Himmel, aus denen das Unvorhergesehene möglichst verbannt sein soll, bevölkert von Bürgern, die schon mit Ende Zwanzig eine private Rentenversicherung abschließen. „Das dahinter stehende Menschenbild von konstanter Produktivität und Optimierung des Lebenslaufs ist mit der Ikonografie des Rauchens inkompatibel“ (Martin Stefanov). Sauber, geschrubbt, verordentlicht und ohne große Aufregungen – so soll heute ein Leben aussehen.
 
Risiko ist das säkulare Äquivalent für Sünde geworden. Man muss ja Rauchverbote nicht gleich als Verstoß gegen Menschen- und Freiheitsrechte werten, aber sie fügen sich doch in eine allgemeine Tendenz der Regulierung von Lebensstilen und es ist so gesehen kein Wunder, dass sie mit Orwellschen Neusprech einhergehen. Behörden, Büros, Flughäfen, Bahnhöfe und bald auch Kneipen und Bars sind „rauchfrei“, was in diesem Fall aber heißt, dass etwas verboten ist.
 
Zigaretten stehen für Momente intensiver Erfahrung: Die erste Zigarette nach langem, die einfährt, einen erschlägt wie jede andere Droge auch. Oder: „Die Zigarette danach! Wenn zwei langsam aus den Glückzuständen der Orgasmen wieder erwachen und sich eine Zigarette im Bett erlauben – einer der schönsten Momente“, jubiliert der berühmte Berliner Kulturtheoretiker Friedrich Kittler. Anekdoten um Anekdoten weiß Kittler über das Rauchen zu erzählen, über die Aufmerksamkeiten, die man sich mit dem gegenseitigen Anbieten von Zigaretten erweisen kann, über flüchtige Kontaktaufnahmen am Tresen und am Flur, alles Anekdoten, die um das Faktum ranken, so Kittler, „dass selbst Laster und ungesunde Tätigkeiten eine Kultur zwischen Menschen ausbilden“. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass der Kampf gegen das Rauchen gerade in einer Zeit seinen Höhepunkt erreicht, in der die Menschen Grenzüberschreitungen nur mehr im „Second Life“ wagen und in der die Partner- und Flirtbörsen im Internet boomen. „Wie sollen sich die Leute eigentlich im Zeitalter der Rauchverbote kennen lernen?“ fragen die Trendscouts Emanuel de Bayser und Josef Voelk in ihrer schon zitierten „Welt“-Kolumne. Früher organisierte sich schließlich das, was vor der Zigarette danach kam, oft sehr leger im Anschluss an den Satz: „Hast Du eine Zigarette für mich?“
 
Gewiss hat uns die Postmoderne auch mit einer gesunden Prise Ironie ausgestattet gegenüber Bilderwelten, die sich unserer bemächtigen, gegenüber Ikonographien, ja eigentlich gegen das Konzept des Lebensentwurfs. Die gängigen Narrative des Rebellischen, von Eigentlichkeit und Intensität, vom „wilden Leben“, wurden erbarmungslos dekonstruiert. Man kann heute einfach nicht mehr mit Fluppe und Whiskyglas am Tresen stehen und sich der Bilder wegen, auf die ein solcher Gestus verweist, als besonders verrucht und nonkonformistisch vorkommen, so bukowskismäßig. Fast das Gegenteil ist ja wahr, würde die Postmoderne sagen, wenn sie reden könnte: Weil jemand, der sich als eigenständig entwirft und dabei auf den seit Generationen ausgetretenen Pfaden des Exzentrischen wandelt, höchst uneigenständig ist, bestünde die Exzentrik im schieren Gegenteil. Heute ist der bieder Bürgerliche der wahre Rebell, härter als jede Avantgarde. Zumindest ist aber alles gleich wertvoll und interessant: der dröhnende Club mit hohem Grind-Faktor ist jedenfalls nicht „echter“ als das sedierte Bistro im Shopping-Center mit seiner Raucherecke. So in etwa würde die Postmoderne reden und wenn ich sie so reden höre, hat das natürlich eine hohe Überzeugungskraft. Also weg mit der Kippe, warum einen Lebensstil pflegen, der krank macht, einer Zeichensprache wegen, die eine tote Sprache ist, so ähnlich wie Latein?
 
Allein, meine Empfindungen können diesem Wissen nie ganz folgen. Es geht da mit der Zigarette eine ganze Kultur unter. Und war es nicht immer schon so, dass, wie Claudius Seidl in der „FAZ“ anmerkte, „alle wussten, dass rauchen schädlich ist, dass diesem Schaden kein Nutzen gegenübersteht – nur der Genuss und das Gefühl, dass, wenn Glut und Rauch dabei sind, das eigene Selbstporträt an Tiefe, an Schärfe und vielleicht an Gefährlichkeit gewinne“? Die aus Montevideo stammende Schriftstellerin Christina Peri Rossi, die heute in Spanien lebt, hat darüber ein wunderschönes Buch geschrieben: „Die Zigarette. Leben mit einer verführerischen Geliebten.“ Rossi war zehn Jahre alt, als sie beschloss Raucherin zu werden. 1951 war das, und da sah sie in einem Café in Montevideo eine Frau, die Hosen trug, allein an einem Tisch saß und rauchte. Das war eine ungeheure Provokation. Keine anständige Frau saß damals allein im Café, in Hosen, und rauchte. Damals sagte sich das Mädchen, sie wolle einmal so werden wie diese Frau. Sie hatte instinktiv den Zusammenhang zwischen Autonomie und Zigarette begriffen. Die Zigarette war eine Metapher. „Rauchen ist kein Laster. Es ist eine Art zu leben, zu denken und zu fühlen“, schreibt Rossi, die sich, nach vierzig Jahren, die sie die Zigarette begleitet hat, das Rauchen abgewöhnen musste, auf dringende Empfehlung ihres Arztes. Raucher sind nie ganz allein. Sind sie mal einsam, heizen sie sich eine an. Gleichzeitig sind sie autonom: Sie verbergen sich hinter einer „Wand aus Rauch gegen die Zumutungen der Welt“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung).
 
Jahrzehntelang schienen Kreativität und Zigarette untrennbar verbunden. Kaum ein Dichter, kaum ein Autor, der sich nicht mit Zigarette (oder Zigarre) ablichten ließ. Sicherlich, man kann sagen, das war so etwas wie Konvention. Aber ist das der einzige Grund? Ist das Wechselspiel aus Euphorie und Entspannung, der Rhythmus aus Spannung und Befriedigung nicht etwas, was einem Leben entspricht, das keinen Trott verträgt?
 
Vielleicht sollten wir uns das also noch einmal gut überlegen, bevor wir uns in die Verwandlung unserer öffentlichen Räume in aseptische Zonen fügen, in denen es so gesundheitsfördernd zugeht, dass alle Glut aus ihnen erloschen ist.

4 Gedanken zu „Wenn die letzte Glut erloschen ist“

  1. Rauchen & Coolness
    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dieser Artikel im Zwiespalt geschrieben wurde. Am Anfang hat man den Eindruck hier wird mit historisch gewachsenen und popkulturell stark verankerten Klischees gebrochen – am Ende ist es aber dann doch ein Pamphlet für das Rauchen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn es nicht gleichzeitig eine Bestätigung all jener Romantiken und Klischees wäre, die zuvor sanft in Frage gestellt wurden.
    However, ich war selbst lange Zeit Raucher und denke z.B. nach wie vor, dass Nirvana in einer verrauchten Bar und mit einer Kippe im Mund einfach besser zur Geltung kommt. Offenbar eine persönliche Prägung!
    Ich stimme in puncto Populärkultur zu – es ist nahezu unmöglich mit einer solchen Vielfalt an coolen Bildern im Kopf (Bogart, Bacall, Dean, Eastwood, …) Rauchen nicht mit Coolness in Verbindung zu bringen. Dennoch ist es heute schlicht nicht mehr zutreffend – und möglicherweise ist der immer wieder hergestellte Konnex eher ein ewiges Trauern um die – hmm – sagen wir „Unbeschwertheit der Jugend“? Oder doch nur die Folgen echter Nikotinsucht? Sie sagen ja selbst, sich diese „Charakterschwäche“ abgewohnen zu wollen. Offenbar erfolglos.
    Fragwürdige Gleichsetzungen
    However, ich denke, dass diesem Pamphlet einige grundsätzlich fragwürdige Gleichsetzungen zugrunde liegen. Beispielsweise der Konnex zwischen Rauchen und Autonomie!
    „Sie hatte instinktiv den Zusammenhang zwischen Autonomie und Zigarette begriffen. Die Zigarette war eine Metapher. „Rauchen ist kein Laster. Es ist eine Art zu leben, zu denken und zu fühlen“
    Genau dieser Zusammenhang ist heute falsch! Dieser Zusammenhang mag damals (1951) richtig gewesen sein, zweifellos auch später noch. Rauchen war damals eine Art zu leben – ein glühendes Statement und frühes Lebenszeichen der beginnenden Individualisierungsprozesse! Zweifelsfrei hat Autonomie auch heute noch vieles mit Coolness zu tun – Coolness im Sinne des Regelbruchs, des Aufbrechens von Tabus, der Bewusstseinsveränderung gegenüber offiziellen oder informellen Bildern von Gut und Böse/ Schwarz und Weiß.
    Christina Peri Rossi hat damals also den Zusammenhang von Autonomie und Coolness verstanden – und damals war Rauchen ein Teil davon. Heute nicht mehr. Heute ist eher Nichtrauchen ein Ausdruck der Individualisierung und Autonomie, weil es wirklich schwierig ist sich im öffentlichen Raum dem (Mit-)Rauchen zu entziehen.
    Der Motor des Trends gegen das Rauchen ist nicht der Gesundheitsdiskurs (der dient zur „politischen Argumentation“ und das aus guten Gründen!). Auch das Freiheitsargument der Raucher („Verbote schränken die Freiheit des Individuums ein“ bis hin zur Faschismuskeule!) ist lahm – denn im Gegenteil:
    Individualisierung ist der Motor des Trends gegen das Rauchen. Der Trend ist ein gutes Beispiel für Beck’s Theorie der reflexiven Moderne. Es ist die fortschreitende und erfolgreiche Individualisierung, die sich nun gegen Raucher richtet – die zuvor selbst von diesem Modernisierungsprozess profitiert haben und die Individualisierung vorangetrieben haben!
    Aber: Rauchen per se (insbesonder im öffentlichen Raum) hat nichts mit Freiheit und schon gar nichts mit Coolness! Auch aus der gesellschaftlichen Analogie von Rauchern gegenüber der Mehrheit/Mainstream (Raucher waren damals und heute „bad guys“ gemessen an der Mehrheitsmeinung/ „Moral“) folgt eben nicht die Gleichsetzung von Rauchen & Coolness. Heute stehen Raucher auf der Seite der Verteidiger festgefahrener Strukturen, heute pochen Nichtraucher auf „eine Art zu leben“.
    Auch die Gleichsetzung von Rauchen und Leidenschaft/ Passion ist ziemlich naiv – sorry! Ich kann den Ansatz der Risikovermeidung nachvollziehen. Dennoch: Die bewusste Vermeidung eines bekannten Risikos bedeutet nicht Leidenschaftslosigeit – es gibt so viele Risiken, denen man sich durchaus aus freien Stücken und im vollen Bewusstsein aussetzen kann. Die freie Entscheidung ein bestimmtes Risiko auszuschließen, lässt nicht den Umkehrschluss zu, Nichtrauchen ist der Wunsch nach konformer Risikovermeidung im Sinne des allgemeinen Wohls.
    Sch… auf die Allgemeinheit – ich will so leben wie ich will und zwar ohne Rauchbelästigung am Arbeitsplatz, beim Essen im Restaurant und wo auch immer … und vielleicht noch vor irgendeinem rauchenden Kretin als uncool dastehen, weil ich aufgrund von Atemnot und Gestank eine zynische Bemerkung verliere. Ich will niemanden das Rauchen verbieten, aber ich will frei wählen können – und dann und wann vielleicht Nirvana in höchster Qualität in einer kleinen verrauchten Bar hören. Purer Individualismus und mehr Leidenschaft als man glauben mag sind die Motive und die Triebfeder des Nichtraucher-Trends.
    Ich stimme jedoch zu, dass die Zigarette eine mächtige popkulturelle Metapher ist. Und tatsächlich gibt es auf der anderen Seite ein so emotional besetzes und cooles Symbol nicht – und damit stimme ich wohl auch zu, dass Coolness etwas mit Äußerlichkeiten und Symbolen zu tun hat. Aber das ist eben nicht alles, nicht genug!
    Fazit: Interessant wäre eine Debate darüber, was es heute bedeutet „cool“ zu sein bzw. über die Kriterien von Coolness. Ein Merkmal können wir aber in der Gegenwart mit Sicherheit ausschließen: Rauchen hat heute rein gar nichts mehr mit Coolness zu tun. Das wäre einfach zu traurig und zu banal!

  2. lieber herr misik, vielen dank für diesen kommentar! eine stellungnahme betr. der soziokulturellen aspekte in der debatte war höchst überfällig! und bezeichnend auch, die antwort von herrn winder im album…
    ich denke, ich werde raucher bleiben – auch wenn ichs mitunter öd find – aber wie öd ist erst ein leben ohne rauch? lg, bruckner.

  3. Diese hilflosen Rationalisierungen der eigenen Nikotinsucht sind so öde, wie rauchende Podiumsdiskutanten ärgerlich.
    Wer „rauchfrei“ für orvellschen Schönsprech hält, kann sich genauso gegen „Euphemismus“ empören, wenn eine „gewaltfreie“ Atmosphäre verlangt wird. Schließlich schlägt das dem Lebensgefühl so vieler zorniger junger Männer ebenso mächtig mächtig ins Gesicht, wie die Ermahnung, in der U-Bahn nicht zu rauchen.
    Hans-Hermann Hirschelmann, Berlin

  4. ein sehr guter artikel, bitte wo könnte ich dieses buch bekommen „das geschäft mit dem tod“, in den buchhandlungen gibts es nicht mehr und in der bücherei haben sie’s auch nicht.

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