Konrad Paul Liessmann über „Gott behüte“

Konrad Paul Liessmann im "Falter":

"Natürlich will auch Misik religiöse Gefühle respektieren und Gläubige nicht grundlos beleidigen, vor allem dann, wenn es sich nicht um Katholiken, sondern um Muslime handelt, und dass es die Caritas gibt, ist durchaus in Ordnung, aber abgesehen davon sollen sich Kirchen und Theologen in Fragen der Politik, der Gesetzgebung, der Gestaltung des Gemeinwohls weder einmischen noch diese gestalten. Wenngleich manchmal vielleicht etwas gewollt locker formuliert, vertritt Misik die in der Philosophie seit Kant ventilierte These, dass aus der Perspektive der Vernunft weder für eine humane Moral noch für eine angemessene Erkenntnis der Welt ein Gott vonnöten sei. Misik möchte zwar kein eifernder Atheist wie Richard Dawkins sein, aber Religion ist für ihn letztlich keine Sinn-, sondern eine „Unsinn-Ressource“.
In Bezug auf den politischen Charakter der Religionen stützt sich Misik auf die von dem Ägyptologen Jan Assmann prominent vertretene These, dass vor allem die monotheistischen Religionen mit ihren absoluten Wahrheitsansprüchen auch Formen politischer Herrschaft und Gewalt begründet und legitimiert hätten, die sich für die Entwicklung der Menschheit als durchaus verhängnisvoll erwiesen hätten. Religionen sind, so Misik mit einer hübschen Pointe, weniger, wie Marx es vermutete, das „Opium des Volkes“, sondern vielmehr ein „Aufputschmittel“, mit dem die Völker „aufeinander losgehetzt werden“. Die Trennung von Kirche und Staat, letztlich von Religion und Gesellschaft ist die notwendige Konsequenz aus diesem Befund."

Die vollständige Rezension finden Sie hier.

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