Geht’s noch, Ihr Dödelbanker?

Kollege Weissgarnix machte auf seinem Blog auf folgendes Zitat aus der Propagandaabteilung des Investmenthauses Nomura aufmerksam, das man sich so richtig auf der Zunge zergehen lassen muss:

„Bei dem Gerede über die Einbindung privater Gläubiger muss Zurückhaltung geübt werden. Den Märkten zu drohen, verschreckt Anleger nur vom Kauf weiterer Anleihen und das gerade zu einer Zeit, wo zur Krisenbewältigung Investoren gewonnen werden müssen.“

Ist allen klar, was damit gesagt wird? Herrisch wird gefordert, „das Gerede“ müsse aufhören, dass Investoren ihr Risiko, oder wenigstens einen Teil ihres Investmentrisikos selbst tragen sollten. Es müsse also ein für alle mal klar gestellt werden, dass ein Finanzanleger, dessen Investment den Bach runter geht, immerzu von einfachen Steuerzahlern rausgehauen wird. Es müsse also immer so sein, dass Gewinne privatisiert, aber Verluste von den einfachen Leuten bezahlt werden.

Da frag ich mal: Geht’s noch, ihr Dödelbanker?

UPDATE:

Mark Schieritz argumentiert in einem kleinen Eintrag auf dem Herdentrieb-Blog dagegen. Er gibt zu bedenken, dass sich der Kapitalismus

meines Erachtens nicht seine moralische Überlegenheit (auszeichnet), sondern seine Fähigkeit, Güter zu produzieren. Und zwar eine ganze Menge und ziemlich effizient. Er muss sich also nicht moralisch legitimieren, sondern technisch.

Soll heißen: Auch wenn wir den Free Lunch der Finanzmarktakteure moralisch bedenklich finden, so kann er doch funktional sein für die bestmögliche Performance des Systems. So allgemein gesagt. Ob das im konkreten Fall so ist, auf die Diskussion läßt er sich nicht ein. Ist auch okay so. Freilich, die technische Effektivität des Kapitalismus wird ja meist als Folge des Wettbewerbsgeistes argumentiert. Dass die Effektivität gerade in der Sistierung des Risikogeistes liegen soll, ist nun durchaus ein Argument, das in der Realität mal stimmen kann – man muss es sich aber dennoch erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Ein Gedanke zu „Geht’s noch, Ihr Dödelbanker?“

  1. Die Bankenhilfe wurde weltweit innerhalb weniger Tage beschlossen, während es substanzielle Regulierungen des Finanzmarkt bis heute nicht gibt. Natürlich sehen die „Banker“ daher sämtliche Kritik an ihrem Vorgehen nur als „Gerede“, da es keinerlei Wirkung in der realen Welt hat.
    Solange man den Banken ihr Spielkapital lässt, werden sie damit weiter spielen (und ab und zu verlieren). Die Aufforderung an Anleger, Kapital abzuziehen, liest man aber eher selten. Man will ja schließlich die Banken nicht schädigen, dann will man schon lieber selbst von den Banken geschädigt werden.

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