Ganz groß: „Dekadenz“, das neue Album vom „Trojanischen Pferd“

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aus einem gedankenstrom
wird irgendwann ein karzinom

das-trojanische-pferd-dekadenz-fin-300x300Was für ein Abend, was für eine Wucht, was für eine Intimität, was für ein Spaß: Gestern in der „Roten Bar“ vom Volkstheater, das Releasekonzert von „Dekadenz“, dem neuen Album der Jungs von „Das trojanische Pferd“. Schon jetzt ein „Anwärter auf das Album des Jahres“ (Wiener Zeitung).

Was ist das, was die Hubert Weinheimer, Renè Mühlberger, David Schweighardt und Hans Wagner da machen? „Diskurspop“ nennt man das gern mangels eines anderen Attributs. „Chanson-Punk“ (Wikipedia), ha, das ist irgendwie eine charmantere Charakterisierung.

Ich fand das ja bisher ziemlich brillant, aber auch etwas gar spröde, undergroudnig, Anti-Mainstream bis zum Exzess. Aber dieses Album schafft das geradezu geniale Gleichgewicht zwischen spröde und eingängig, Antikonsens und Konsens.

Hubert Weinheimers Texte: Poesie mit einem eigentümlichen Sog, für die „Lyrics“ fast eine Untertreibung ist.

„und die ganzen machenschaften
die uns so zu schaffen machen
das sind doch nur die alten waffen
der hinterlassenschaften (…)
aus einem gedankenstrom
wird irgendwann ein karzinom
in jedem bilderbuch – ein widerspruch“

(machenschaften)

die welt ist ein seerosenteich.
lebendig und leblos zugleich
es ist auch nicht immer so schön
ganz über den dingen zu stehen

(seerosenteich) 

Ach, zieht Euch das einfach rein! Was David Schweighardt aus seinen Instrumenten rausholt, da bleibt einem einfach der Mund offen. René Mühlberger dazu, den man als Frontman von Velojet kennt, die mal sowas wie Österreichs lässigste und fesselndste Indie-Formation war, auch wenn erschütternd wenige Leute davon etwas wussten (wahrscheinlich waren sie einfach zu früh: heut würden sie an die Spitze der Charts gehyped werden). Zu all dem noch diesmal: Der „Subchor“, der dem ganzen auch noch mehr als nur eine Prise Pathos runter legt.

Mit diesem Album sind Hubert und Friends endgültig dort angekommen, wo sie hingehören, im neuen österreichischen Pophimmel, bei Wanda und dem Nino. Zum Schluss singt der ganze Saal, die Musiker ziehen da schon ab, die ewig wiederkehrenden Zeilen aus der „Fahrstuhlmusik“:
„mein herz schlägt mich innerlich tot!“

Hach, was für ein Fest.

https://www.youtube.com/watch?v=1DP5i2AEvuI

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