Dienstag: Julia Friedrichs über die „Erbengesellschaft“ im Kreisky Forum

friedrichsMorgen, Dienstag, 24. November, habe ich im Kreisky-Forum die deutsche Autorin Julia Friedrichs zu Gast. Sie wird über ihr extrem wichtiges Buch „Wir Erben. Was Geld aus Menschen macht“, sprechen. 

Darin thematisiert sie eine äußerst wichtige Problematik des heutigen Kapitalismus: Nicht nur geht die Schere zwischen Reichen und den nicht so Reichen immer mehr auf – der überwiegende Teil des Reichtums ist außerdem noch ererbt. Das ist nicht nur ökonomisch fragwürdig, sondern hochgradig sozial ungerecht. Und: Erben wird steuerlich bevorzugt während Einkommen aus Arbeit hoch besteuert werden. Was heißt: Wohlstand kann man sich praktisch nicht mehr erarbeiten, sondern nur mehr ererben. Was Friedrichs Buch so bemerkenswert macht: Sie hat mit dutzenden reichen Erben gesprochen – und so einen Blick in die Welt des ererbten Reichtums geworfen. Hier eine kleine Rezessionsnotiz von Julia Kospach aus dem Falter:

Jahr für Jahr werden in der nächsten Dekade in Deutschland rund 250 Milliarden Euro vererbt werden. Es ist, wie die Journalistin Julia Friedrichs in ihrem Buch „Wir Erben“ gleich eingangs schreibt, „ein Vermögenstransfer, wie er noch nicht stattgefunden hat“. Denn die Eltern der heute 35- bis 45-Jährigen treten an, ihren Besitz weiterzugeben. Diese Eltern sind längst im Pensionsalter.

Ihr Vermögen haben sie sich in den boomenden Wirtschaftswunderjahren nach dem Zweiten Weltkrieg durch Fleiß, Sparsamkeit und günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen erarbeitet. Jetzt geben sie ihr Hab und Gut an die nächste Generation weiter: 2,5 Billionen Euro in einem Jahrzehnt, „über ein Drittel des Nettovermögens aller Privathaushalte“ in Deutschland.

Das Leben dieser Erben und wie das Geld darauf Einfluss nimmt, ist das Thema von Friedrichs’ Buch. Ausgangspunkt für ihre Recherchen waren Beobachtungen im eigenen Berliner Freundeskreis. Von einer lange Zeit homogenen Peergroup, deren Mitglieder unter ziemlich ähnlichen Bedingungen studierten, Beziehungen eingingen, Karrieren verfolgten und Familien gründeten, kauften sich in den letzten Jahren die Ersten große Eigentumswohnungen oder Häuser.

„Der eine besaß von heute auf morgen eine eigene Bürowohnung, die andere ein Ferienhaus in Frankreich, der Dritte eines in der Schweiz.“ Julia Friedrichs, Jahrgang 1979, wunderte sich und begann die Frage zu stellen: „Wie machen die das?“

Einige Forscher sprechen gar von den „Anfängen eines ‚feudalistischen Kapitalismus‘“. Das hängt auch damit zusammen, dass die Heiratsmärkte bis heute über die Maßen homogen sind, also Reiche Reiche heiraten und das Geld unter sich bleibt. Die Schere zwischen Reich und Arm wird weiter aufgehen.

Julia Friedrichs: Wir Erben. 

Dienstag, 24. 11. 2015, 19 Uhr

Kreisky Forum, Armbrustergasse 15, 1190 Wien

Ein Gedanke zu „Dienstag: Julia Friedrichs über die „Erbengesellschaft“ im Kreisky Forum“

  1. Und warum steuern die SPÖ-Regierungsmitglieder nicht schon seit den 90igern dagegen. Das haben doch sicher bereits Think Tanks vor gut 30 Jahren vorgerechnet. Die Sozialdemokraten in der Regierung (eine grosse ZAhl dieser Personen hat ja mit Sozialdemokratie sowieso nichts mehr zu tun!) haben die Pflicht genau solche Themen zu bearbeiten und abzufedern. Sie tun viel zu wenig. Die Sozialdemokratischen Repräsentanten haben uns 4-5 Generatationen lang geholfen eine noch faierere und aufgeklärtere Gesellschaft zu formen, Danke. Die jetzige Generation macht das Gegenteil. Sie macht die Welt intransparent, unfair und liebt es die Menschen unaufgeklärt zu bevormunden, von Führern die nicht mal die halbe Intelligenz ihrer Altvorderen besitzen. Es ist Zeit den Hut zu nehmen. Die SPÖ muss sich von Grund auf erneuern und neue Leute, welche die Ziele und Ideen ihrer Altvorderen in unseren Kontext stellen und Massnahmen definieren, um diese Stück für Stück zu verwirklich, um auch heute Protagonist wieder aufgeklärteren und faireren Gesellschaft zu sein.

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