„Es braucht einen ‚revolutionären Reformismus'“

Kaputtalismus Foto NeuKaputtalismus – das Buch im Gespräch.

Knapp drei Wochen ist mein Buch „Kaputtalismus“ jetzt im Buchhandel, und es gibt schon ein paar erste feine Resonanzen.

„Ein begnadeter Journalist, einer der witzigsten Intellektuellen… Wenn Du das Buch gelesen hast, weißt Du wesentlich mehr über den Lauf der Dinge als vorher.“ Rotraut Schöberl auf „Puls4“. Link hier.

Armin Thurnher höchstpersönlich hat das Buch für den „Falter besprochen:

Misik weiß: „Die herrschenden Eliten schlagen unerbittlich zurück.“ Eine friedliche Abberufung des Finanzkapitalismus werden sie nicht zulassen. Sie werden nicht gestatten, dass ein Land wie Griechenland oder Portugal zu einem Schuldenschnitt kommt. Obwohl das für Griechenland eine bessere Lösung gewesen wäre als die jetzt getroffene, das Land im Zyklus seiner Schulden zu fesseln, mit öffentlichem Geld die Kredite der Banken zu retten und Stück für Stück seines öffentlichen Eigentums zu privatisieren. Die Revolution steht nicht auf dem Programm. Auch der Reformismus hat versagt. Nun, sagt Misik, braucht es einen „revolutionären Reformismus“. Hier die vollständige Besprechung.

Recht freundlich auch die Besprechungsnotiz in den „Nürnberger Nachrichten“:

Misik schafft das Kunststück, auf 224 Seiten die vielfältigen Stränge moderner Kapitalismuskritik unterzubringen. Nürnberger Nachrichten 

Für das Videoportal der Büchereien Wien sprach Günter Kaindlstorfer mit mir:

Radiogespräche mit mir über mein Buch gab es in der Sachbuchsendung Kontext auf Ö1, Thomas Edlinger lud mich ins „Im Sumpf“-Studio auf FM4, es gab Interviews mit dem Hessischen Rundfunk, dem Südwestfunk, dem WDR und Deutschlandradio Kultur. Hier der Link zum DR-Kultur, hier einer zum WDR.

Außerdem machte auch das Online-Magazin „Telepolis“ ein ausführliches Interview mit mir. Hier ein paar Takte aus dem Gespräch:

Was ist der Kernpunkt dieser Krisenerscheinungen?

Robert Misik: Niedriges Wachstum, stockende Produktivitätszuwächse, ein Aufblähen der Finanzmärkte, ein Anwachsen der Ungleichheit, explodierende Kreditvergabe, was ja auch hieß, dass der stockende Konsum durch Verschuldung befeuert wurde, was freilich, wenn das Wohlstandswachstum damit nicht mithält, ein Strohfeuer ist. Man hat Zeit gekauft.

Wurde diese Krise durch falsche politische Entscheidungen eingeleitet oder war die neoliberale Politik Folge der Krise keynesianischen Wirtschaftens, welche für eine gewisse Zeit, deren Akkumulationsprobleme beheben konnte, nun aber in eine Krise der neoliberalen Ökonomie übergegangen ist?

Robert Misik: Das ist eben zunächst die entscheidende Frage, die mich interessiert hat und die am Ausgangspunkt der Überlegungen zu diesem Buch stand. Wir haben seit 2008 im politischen und wirtschaftspolitischen Diskurs ja grob gesprochen eine Zweiteilung. Einerseits das wirtschaftsliberale Lager, das meint, mit Staatsverschlankung und Radikalisierung der Konkurrenzökonomie den Laden wieder flott zu bekommen, und andererseits das mehr oder weniger keynesianische Lager, das meint, die falsche neoliberale Politik habe uns in die Krise geführt, und die Fortsetzung der falschen neoliberalen Politik habe die Krise verschärft. Letzteres ist ja gewiss auch nicht völlig falsch, im Gegenteil, daran ist sehr viel richtig.

Dennoch gibt es einen blinden Fleck in der keynesianischen Interpretation, der, würde man ihn als Verdacht formulieren, so lauten kann: Was, wenn nicht der Neoliberalismus an der Krise, sondern eine zunehmende Krisenhaftigkeit für das Umschwenken auf neoliberale Politik verantwortlich war? Dann lassen sich diese Krisentendenzen ja nicht einfach mit einer anderen Wirtschaftspolitik beheben. Oder anders gesagt: Was unter den Bedingungen der Vergangenheit funktionierte, etwa bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, das funktioniert möglicherweise heute nicht mehr. Und im Grunde spüren das die meisten Menschen: Die Maschine ist kaputt und die Eliten haben keinen Plan, wie man sie wieder flott kriegt.

(…)

Warum schafft der Ansatz, den Kapitalismus durch eine Austeritätspolitik retten zu wollen, mehr Probleme als er löst?

Robert Misik: Wenn Profitaussichten im produktiven Sektor sinken, ist es verständlich und aus der Sicht des Kapitals vernünftig, Kosten zu senken – also Löhne zu kürzen, weniger Leute anzustellen, es ist auch vernünftig, manche Investitionen bleiben zu lassen. Aber was wie eine „Lösung“ aussieht, verschärft natürlich sofort das Problem, da die Nachfrage sinkt, das Wachstum abschmiert. Das ist der Teufelskreis der Austeritätspolitik, der dazu führt, dass sie ihre „Ziele“ nie erreichen kann.

In Ihrem Buch sehen Sie Ansätze einer Gemeinwirtschaft und Solidarökonomie, welche mithelfen sollen, den Kapitalismus in einen „Post-Kapitalismus“ zu transformieren. Was sind die Vor-und Nachteile von Kooperativen im Vergleich zu profitorientierten Unternehmen? Wie sollen diese mit letzteren konkurrieren?

Robert Misik: Nun, zunächst widme ich mich den oben beschriebenen langandauernden Krisenindizien: niedriges Wachstum, explodierende Verschuldung aller Wirtschaftssektoren, dramatische Ungleichheiten, Aufblähung der Finanzmärkte und debattiere entlang wichtiger Arbeiten von einer Reihe von Ökonomen – Robert Brenner, James Galbraith, Robert Gordon, Thomas Piketty und anderen -, ob wir, um das vorsichtig auszudrücken, uns nicht zumindest mit dem Gedanken anfreunden sollten, dass diese Maschine nicht mehr zu reparieren ist. Ich mache keine Zusammenbruchsprophezeiung, sondern ich sage nur, dass es sehr gute Gründe gibt, uns wenigstens mit der Möglichkeit vertraut zu machen.

Hier der Link zum vollständigen Interview.

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