Der leise Aufstand der vernünftigen Mitte

Das erwartete knappe Rennen blieb aus – Alexander Van der Bellen gewinnt gegen Norbert Hofer mit einem Abstand, der, verglichen mit der Mai-Wahl, einem Erdrutsch gleichkommt. Das ist auch eine Absage der Wählerinnen und Wähler an einen Politikstil: einen Politikstil, der Wahlergebnisse nicht akzeptiert, einen Politikstil, der mit Herabwürdigung und Streuen von Gerüchten arbeitet, der davon lebt, Zwietracht zu säen. Es ist ein stiller, aber beeindruckender Aufstand der Vernunft. Ermöglicht hat dieses Ergebnis eine noch nie da gewesene zivilgesellschaftliche Grassroots-Bewegung. Es ist zu hoffen, dass diese zehntausenden jungen und älteren Leute, die jetzt auch ein Erfolgserlebnis haben, sich nicht zurückziehen. Sie können mit Selbstbewusstsein einfordern, dass man sie hört: Es ist diese Bewegung, die entstanden ist, die das Klima im Land prägen und damit Wahlen entscheiden kann.

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3 Gedanken zu „Der leise Aufstand der vernünftigen Mitte“

  1. Ich weiß jetzt endlich, was mich an diesen brillianten Kommentaren stört. Der Teleprompter. Ich weiß nur noch nicht, warum ich so lange gebraucht hab, um das zu begreifen. Es ist das Quentchen Authentizität das fehlt, und das doch so essentiell ist. Mehr Atempause, lieber Robert Misik. Und weniger „Leute im Pulk“ Metaphern.

  2. Die paar Zehntel mehr, die jetzt entscheidend waren, könnten doch einfach nur auf die strategisch sehr dumme Wahlanfechtung zurückgehen, Wähler lassen sich bei sowas ungern veräppeln und verteilen dann gern mal einen kleinen Denkzettel.
    Angesichts dessen ist das Wahlergebnis eher schlecht.

    Und was wäre passiert, wäre nicht vdB der Gegenkandidat gewesen, sondern einer der verbrauchten „Großen“, die Grünen haben noch so einen Rest an Glaubwürdigkeit.
    Auch vdBs Alter spielt eine Rolle – zum Einen, weil die FPÖ doof genug war, jeden Respekt vor dem Alter vermissen zu lassen – um es sehr vorsichtig auszudrücken – zum Anderen war gerade das höhere Alter ein versteckter Trumpf, das fällt immer wieder auf: Die Generation um die 70 ist noch vor den 90ern aufgestiegen und daher frei von politisch korrektem Geschwätz.
    Allerdings ist es schon bemerkenswert, daß ein Grüner soweit kommen kann, genauso bemerkenswert wie der Umstand, daß ein Rechter es kann.
    Soweit stimmt die Analyse, es tut sich auch auf der anderen Seite etwas, wenn man auch zugeben muß, daß es erst der Druck der Rechten ist, der das liberale Lager aufmischt und neue Wege ermöglicht.

  3. Dass sich die demokratischen Parteien einig waren, ist sicher positiv, dass sie sich einigen müssen, ist jedoch bereits der Demokratie. Sie beginnt nicht erst, wenn jene, die die Demokratie abschaffen wollen, an die Macht gelangen.

    Denn in einer Demokratie geht es nicht ums Verhindern sondern um die Frage, was die Wähler wollen – in der repräsentativen Demokratie um politische Richtungsentscheidungen. Wenn nun aber alle demokratischen Parteien zu einer Allianz gezwungen werden und die nur dadurch zustande kommen kann, dass sie ihre politischen Forderungen zurückstellen oder sich gleich ganz zurückziehen, wie bei den Regionalwahlen in Frankreich, dann hat der Wähler in einer demokratischen Wahl real gar keine Wahl mehr und das ist dann das Ende von Demokratie.

    Daher ist ein Gefühl des Triumphes auch nicht angebracht, weil die Wahl an sich, so wie sie ablief, bereits eine Niederlage der Demokraten war. Oder um es mit Pyrrhus zu sagen: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“

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