Vor Dichand zittern? Ach, Opa ist halt etwas eigen. (FS Misik Folge 83)


Hans Dichand, der Patrone von der Krone, gibt ein verschwurbeltes Interview und die Republik steht Kopf: Die Sozialdemokraten verfallen in Panik, alle anderen üben sich in ernste Dichand-Astrologie. Dabei wäre lautes Gelächter die angemessenere Reaktion, wenn Dichand vorgibt, er „spüre“ die Anzeichen einer „großen Wendung“. Könnte man nicht mit den Achseln zucken und sagen: Opa ist halt schon etwas eigen. Ohnehin erinnert sein Neffenwechsel an jenen Typus des greisen Familientyranns, der jede Woche ein neues Testament aufsetzt, weil er jede Woche einen anderen enterben muss.

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Eine Partei mit Forderungen, aber ohne Programm

Zum Parteitag der „Linken“. Der Freitag, 18. Juni 2009

 

Dass die Linke nicht von der Krise profitiert, hat eine Reihe von Gründen. Erstens: Viele Leute wählen sie immer noch als Protestpartei und verhalten sich in der Krise „verantwortlich“, was heißt, sie haben weniger Lust zum protestieren. Zweitens: Die Vereinigung von PDS, WASG und diversen Milieus der westlichen Linken hat die Partei nicht nur gestärkt. Sie hat jetzt noch mehr Strömungen und Flügel, die sich spinnefeind sind. Das lähmt innerlich. Drittens und vor allem: Die Partei ist gegen den Turbokapitalismus, aber das sind heute schon ja fast alle. Aber wofür ist sie? Für einen neuen, keynesianisch regulierten Kapitalismus, der mehr soziale Gerechtigkeit mit Wachstum kombiniert? Für die Rückkehr zur „Sozialen Marktwirtschaft“? Oder ganz gegen den Kapitalismus? Die Wähler wissen das nicht so genau, weil sie, wir mir scheint, das selbst nicht so genau weiß. Will sie eine neue, authentischere Sozialdemokratie sein? Oder eine antikapitalistische Kraft? Die momentane Führung scheint zu glauben, sie könne diese Unentschiedenheit durch populistische Kraftmeierei übertünchen. Das kann sie auch bis zu einem gewissen Grad. Aber das verhindert zugleich, dass sie ihre Kreise erweitern kann. Kurzum: Sie hat Forderungen, aber kein Programm. Sie ist damit, auf ihre Art, was sie den anderen vorwirft: Eine Partei, die nicht weiß, wofür sie steht.

Irans Aufstand – live im Internet (FS Misik 82)


Die Twitter-Revolution gegen die Musikkassetten-Revolution
In den vergangenen Tagen hat sich die Lage im Iran dramatisch zugespitzt. Was als demokratische Bürgerrechtsbewegung begann, wird nun zu einer regelrechten Revolution. Schiere Torheit hat die Vertreter des Regimes veranlasst, ihre eigenen Grundfesten ins Wanken zu bringen. Erst durch die plumpe Fälschung der Wahl, dann die Repressionen, dann die Drohungen gegen die Demokratiebewegung, dann die Schüsse auf wehrlose Demonstranten ist eine explosive Situation entstanden, in der sogar ein vollständiger Umsturz denkbar ist. So dumm hat sich schon vor 30 Jahren der Schah verhalten – was dann zum Sieg der islamischen Revolution führte. Und über soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook kann jeder mit den Aufständischen verbunden sein. Jede Revolution hat ihre Technologie. Dass wir womöglich einmal von dieser iranischen Revolution als „Twitter-Revolution“ sprechen werden, hat eine fast ironische Dimension. Denn diese „Twitter-Revolution“ richtet sich gegen das Regime, das aus der islamischen Revolution von 1979 hervorgegangen ist, und die wurde ihrerseits damals Musikkassetten-Revolution genannt: In dem Iran des Schah Reza Pahlewi, in dem es keine freien Medien gab, waren in Millionenauflage zirkulierende Kassetten mit Predigten und Reden der revolutionären Geistlichen – allen voran denen des Ajatollah Khomeini – die wichtigsten Instrumente der Kommunikation geworden.

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Habermas als Werbetexter

taz, 18. Juni 2009

 

Da alles Kommunikation ist, hat derjenige Deutungshoheit, der eingängige Slogans prägt. Jürgen Habermas ist ein solcher Bezeichnungskünstler. „Der Publizist Habermas hat dem Wissenschaftler Habermas immer wieder zu prägnanten Formulierungen verholfen, ohne die in einer Kommunikationsgesellschaft Öffentlichkeit nicht erreicht werden kann“, schrieb Detlev Claussen einmal. „Eine Art Schadensabwicklung“, „Die neue Unübersichtlichkeit“, das sind fast geflügelte Worte geworden, und den „herrschaftsfreien Diskurs“, den fordert mancher ein, ohne genau zu wissen, was es mit Habermas‘ Diskursethik auf sich hat.

 

Noch so eine Habermas-Wendung, die einen regelrechten Siegeszug durch die Essayistik und die Sonntagsreden genommen hat, bis sie beim gepflegten Kneipen-Gespräch angekommen ist: „Kolonialisierung der Lebenswelt.“ Systemische Medien wie „Geld“ oder „Macht“ kolonisierten heute die konkreten Lebenswelten, schrieb Habermas. Das ist jetzt auch schon über dreißig Jahre her, und wenn es heute üblich geworden ist, die „Totalökonomisierung der Gesellschaft“ zu beklagen, dann kann man das auch als versimpelte Schwundform der Habermasschen Diagnose betrachten. Die Spur dieser „Kolonisierung“ hat Habermas schon sehr früh aufgenommen, als er noch ein glühender Anhänger des „frühen“ Marx war. Nicht nur die Arbeit sei „entfremdet“, Rationalisierungen aller Art seien etwas, das den Bürger und die Bürgerin „mit ‚Entfremdung‘ überzieht“. Heute, 54 Jahre später, klingt das bei ihm so: „Das ganze Programm einer hemmungslosen Unterwerfung der Lebenswelt unter Imperative des Marktes muss auf den Prüfstand.“

„Der dialektische Herr H.“ – Jürgen Habermas zum Achtzigsten

Morgen, Donnerstag, 18. Juni wird Jürgen Habermas, der berühmteste lebende Philosoph, 80 Jahre alt. www.misik.at präsentiert die härtesten Debatten, die schärfsten Theorien, die bittersten Feindschaften und die prägnantesten Slogans von Mr. Weltgeist.

 

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„Sie zocken schon wieder“

Kommenden Montag, 22. Juni habe ich Heiner Flassbeck, Deutschlands-Paradekeynesianer, zu Gast in meiner Reihe „Genial dagegen“ im Kreisky-Forum. Für den „Falter“ habe ich mit Flassbeck schon einmal vorab ein Interview geführt. Darin sagt er: Wenn Banken hohe Renditen versprechen, sollte man sofort die Finanzmarktaufsicht rufen. 

 

Heiner Flassbeck: „Gescheitert. Wie uns der Marktfundamentalismus eine Weltwirtschaftskrise einbrockte.“

Montag, 22. Juni 2009, 19 Uhr, Kreisky-Forum für Internationalen Dialog, Armbrustergasse 15, 1190 Wien

 

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Alles Ware! Glanz und Elend der Kommerzkultur

 

Wer mein „Das Kultbuch“ noch nicht hat, der hat seit heute die Möglichkeit, die preisgünstige Taschenbuchvariante zu erstehen. Die hat praktischerweise auch einen neuen Titel: „Alles Ware!“ Als Appetizer ein paar Ausschnitte aus Kritiken:

„Misik stellt die entscheidenden Fragen (…) Er möchte die Korrektur unseres Blickes erreichen (…) lesenswert“  Wochenzeitung „Das Parlament“

„Handreichungen zur Analyse der Gegenwart“ Wolfgang Ritschl, Radio Ö1.

„Brillant“ Tagesanzeiger (Schweiz).

„Menschen haben eine Vorstellung von ihrem Ich, und Marken und Güter können helfen, das zu modellieren.“ Ich shoppe, also bin ich. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

„Ein ausgebuffter Dialektiker“ Literarischer Salon, Hannover.

„Misik analysiert die wechselseitige Durchdringung von Ökonomie und Kultur … ein breites Feld, das Misik gründlich durchpflügt.“ Michael Freund, Der Standard, Wien

„Ein kluges Buch“ Die Presse, Wien

„Misik vereint altlinke Kritik und popkluge Moderne… so gut „ Zündfunk, Bayrischer Rundfunk.

„Der affirmative Ton … befremdet“ Falter, Wien

„Schwerwiegend … handfest … anschaulich „ Martin Blumenau, FM-4. 

„Absolut empfehlenswert“ Fritz Ostermayer, Im Sumpf, FM-4.  

„Kritisch sein können viele, die richtigen Perspektiven finden die Wenigsten. Misik tut es.“ Progress.

„Ausgesprochen erhellend.“ Märkische Allgemeine Zeitung.

„Ein lesenswertes Buch!“ Vorwärts.

„Misik erreicht sein Vorhaben gewohnt souverän“. Neues Deutschland.

„Robert Misik liefert, wie er in der Einleitung verspricht: Kulturkritik, aber richtig! … Auf hohem Niveau … gute, alte Aufklärung!“ Deutschlandradio.

„Kenntnisreich“ The Gap.