„Dumm gelaufen, Blödsinn gemacht“

profil, 30. Oktober 2006. Die „BILD“-Zeitung, die auch sonst nicht für besonders elegante Typographie berühmt ist, druckte die Schlagzeile in extra fetten Lettern:

„SCHOCK-FOTOS“.

„Deutsche Soldaten schänden Toten“.

 

Die Fotos, die „Bild“ und dem Privatsender RTL zugespielt wurden, zeigen Angehörige der Gebirgsjäger der deutschen Bundeswehr, wie sie in Afghanistan ein Gräberfeld plündern und ihren Ulk mit Schädeln treiben – erst wird der Kopf auf den Scheinwerfer eines „Wiesel“-Kleinpanzers gelegt, dann wie eine Galionsfigur auf den Kabelschneider an der Front eines Mercedes-Jeeps aufgespießt. Ein weiteres Foto zeigt einen Soldaten, der den Kopf in der rechten, seinen Penis in der linken Hand hält – das soll wahrscheinlich nach Oralverkehr aussehen. „An Perversität kaum zu überbieten“ („Bild“-Zeitung).

 

Der Skandal erschüttert die deutsche Öffentlichkeit, das Sicherheitsestablishment ist in einer Art Schockzustand. Verteidigungsminister Franz Josef Jung von der CDU bekundete stante pede „Abscheu“, Brigadegeneral Alois Bach, für die Disziplin der Truppe zuständig, kann sich das „Fehlverhalten“ Einzelner kaum erklären, das im diametralen Gegensatz zur Ausbildung der Truppe stehe, wo ihnen „interkulturelle Kompetenz“ nahe gebracht werden solle. Motto: „Wie achte ich Sitten und Gebräuche anderer Menschen?“

 

Leicht hysterisch wird die Knochen-Causa schon als deutsches Pendent zum amerikanischen „Abu-Ghraib“-Folterskandal gewertet – dass radikale Moslems sich, wie im Karikaturenstreit die Dänen,  jetzt die Deutschen vorknöpfen, gilt nur mehr als eine Frage der Zeit.

 

Grauslich sind die Fotos allemal. Die Scherzbolde, sechs Soldaten, sind identifiziert – vier von ihnen sind unterdessen aus der Bundeswehr ausgeschieden – der Vorfall datiert schließlich aus dem Jahr 2003. Ein Zeuge des Geschehens berichtet, die Knochen stammten nicht von einem Friedhof, sondern von einem Lehmfeld, an dem der Trupp bei der Morgenpatrouille vorbeigekommen sei. Einheimische hatten die Grube ausgegraben und Lehmziegel gemacht, „dabei kamen diese ganzen Knochen raus“. Da die Afghanen auch nicht besonders pietätsvoll mit den Gebeinen, die sie beim Graben störten, umgegangen wären, habe man nicht das Gefühl gehabt, die Totenruhe zu verletzen. Der Soldat: „Dumm gelaufen, Blödsinn gemacht. Sollte man nicht tun.“

 

Viel werden solche Erklärungen nicht mehr nützen, ebenso wenig wie der Hinweis des pensionierten Gebirgsjägeroffiziers Harald Rettelbach, der anmerkt, „auch Anatomiestudenten treiben manchmal üble Scherze mit Leichenteilen“. Das sei zwar nicht entschuldbar, aber man weiß: „Damit wird massiver Druck kompensiert.“

 

Der Penälerulk wird zu einem veritablen – und möglicherweise noch globalen – Aufreger, weil er sich einfügt in wachsende Selbstzweifel der Deutschen. Bisher hatte es immer geheißen, am Anti-Terror-Krieg der USA nehme das Land eigentlich nicht teil, in Afghanistan leiste die Bundeswehr eher Hilfsdienste. Dieses Trugbild bekam vor kurzem grobe Risse, als bekannt wurde, dass Soldaten der deutschen Eliteeinheit KSK an Gefangenenvernehmungen der CIA in Afghanistan teilgenommen hatten – der „Bremer Taliban“ Murat Kurnaz hat angegeben, er sei sogar von deutschen Soldaten misshandelt worden, bevor er für ein Jahrzehnt nach Guantanamo verschwand. Nach der Veröffentlichung der Schock-Fotos lässt sich nicht mehr leugnen, was ohnehin jedem bekannt war: Auch deutsche Soldaten sind im Krieg – und sie verrohen dort, wie das immer im Krieg der Fall ist. Dass die Causa selbst eigentlich minder schwer ist, tut nicht mehr viel zur Sache. Auch der Aufschrei in der islamischen Welt wird mit Sicherheit kommen. Dafür reichen die Bilder allemal – unter welchen Umständen genau sie entstanden, danach wird kaum mehr jemand fragen.

Ein Gedanke zu „„Dumm gelaufen, Blödsinn gemacht““

  1. So blöd können nur Deutsche sein,nicht die Soldaten,sondern die Politiker,ein Spass,nichts mehr,im Gegensatz zu mit frisch geköpften Schädeln posierenden Muslimen!

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