Helden der Freiheit

Freiheitsappostel mit schwarzen Flecken auf der Weste. Das Hayek-Institut auf "Free-Market-Roadshow" von Wien bis Berlin.
Die Freunde des radikalen Marktradikalismus sind ja originelle Leute, und so findet, wer in der Hauptverleihstelle der Büchereien Wien Friedrich Hayeks Ultraliberalismus-Bibel „Der Weg zur Knechtschaft“ entlehnt, am Ende einen hingekritzelten Hinweis: „Für Interessierte an der Auseinandersetzung mit politischen Fragestellungen im Geiste Hayeks: email an hayek@europe.com (internationaler Think Tank in Wien)“. Dieser „internationale Think Tank“ tut viel, die Ideen Hayeks unter die Leute zu bringen, was bestimmt nicht einfach ist, bedenkt man, wie krause sich Hayeks Phantasien heutzutage ausnehmen.


Hayek entwarf ja das Schreckensbild, wonach die gesamte Welt in Richtung Totalitarismus und Planwirtschaft unterwegs ist, wofür ihm nicht nur Nazis und Sowjetkommunisten als Indiz dienten, sondern auch Sozialdemokraten, Roosevelts New Deal in den USA und überhaupt der Sozialstaat. „Nur diejenigen, die sich noch an die Zeit vor 1914 erinnern können, wissen, wie eine liberale Welt ausgesehen hat“, so das Lamento Hayeks, für den das 19. Jahrhundert als goldene Ära galt, weil es da noch keine Sozialversicherung gab und das einfache Volk bereit war, für eine Suppe und ein Stück Brot 14 Stunden am Tag zu arbeiten.

 
Um Hayeks Ideen besser zu verbreiten, veranstaltet das Wiener Hayek Institut im Mai eine „Free-Market-Road-Show“, bei der berühmte Propagandisten des Ultra-Laissaiz-Faire regelrecht auf Tournee gehen: Losgehen tut es am 4. Mai in Wien, dann steht Portoroz in Slowenien am Programm, dann Berlin, Prag, schließlich Brüssel. Sogar ein echter Wirtschaftsnobelpreisträger ist dabei, der kanadische Volkswirt Robert Mundell, sowie José Pinera, eine internationale Kapazität in Sachen Pensionsreform. Man darf erwarten, dass eloquent ausgeführt wird, dass nur Eigentum, freier Markt und unbeschränktes Unternehmertum die „Freiheit des Einzelnen“ garantieren können.
 
Rentenspezialist Pinera ist dafür gewiss ein Experte, zumal er einst als Minister eine Rentenreform durchsetzte, die die Segnungen der Eigenkapitalbildung im Modellversuch beweisen wollte. Zwar gab es auch damals Kritiker, doch deren Kritik hatte sich meist schnell erledigt, weil sie das Rentenalter ja nur im Glücksfall erreichten – Pinera war nämlich Arbeitsminister unter dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet, einem wahren Vorkämpfer der menschlichen Freiheit. Pineras Rentenreform gilt heute noch als exemplarisch, weil er, anders als manche anderen radikalen Marktwirtschaftler, keine Kompromisse eingehen musste, die seine Ideen verwässerten.
 
Dafür sorgte das Militär. Ein wahrer Held der Freiheit, der da demnächst an der Universität Wien empfangen wird.  

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