Wie der „Kurier“ unser Sozialsystem ruiniert

Man hat die unzählbaren Kommentare aus allen Zeitungen ja im Kopf: Dass wir das Pensionsantrittsalter unbedingt erhöhen müssen, damit die Sozialsysteme finanzierbar bleiben. Und da ist ja was dran.

Und meist wird moralisch auf die Beschäftigten gezeigt, die sich – faul wie sie sind – so gern in die Frühpension vertschüssen. Aber da ist fast nichts dran.

Wie heuchlerisch das ist, zeigt sich gerade beim Wiener „Kurier“. 25 Beschäftigte sollen aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt werden, 15 davon sind über 50 Jahre alt. Die werden gegen ihren Willen aufs alte Eisen geschoben. Wenn sie nicht besonderes Glück haben, werden sie früher oder später in der Frührente enden. Der „Kurier“ hat dann Kosten gespart, das heißt: Er hat dem Staat seine Sanierungskosten aufgebürdet.

Und auch wenn das subjektiv durchaus verständlich ist, gerade angesichts von Lebenseinkommenskurven, die für Unternehmen die Anreize erhöhen, teure Ältere rauszuwerfen, so ist klar: Wir werden an diesen Problem nie etwas ändern, wenn es nicht durch strengere Regelungen praktisch verunmöglicht wird, ältere Arbeitnehmer rauszuwerfen. Also: Es muss ein rigider Kündigungsschutz für alle über 50 her, anders geht das offenbar nicht.

Und bis es so weit kommt, bis dahin also, bis so eine Regelung verabschiedet wird, bis dahin … ja, bis dahin wollen wir zumindest keine Kommentare mehr im „Kurier“ über die Unfinanzierbarkeit des Sozialsystems und über die angeblich zu legeren Frühpensionierungspraktiken in Österreich lesen.

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