If you can’t stand the heat, go out of the kitchen

Wie ich die Meinungsfreiheit einschränke…

Wenn ich dieser Tage meinen Google-Alert aufmache, finde ich täglich ein kleines Präsent. Irgendwo beklagt immer irgendwer, dass ich seine Meinungsfreiheit bedrohe. Meist sind das Islamhasser, die unter Meinungsfreiheit verstehen, dass man sie nicht mehr kritisieren darf. Der Herr Broder von der Achse des Guten schreibt sich seit Wochen die Finger wund, weil ich das Offensichtliche erwähnt habe: Dass es nämlich

Politiker, Blogger, Publizisten (sind), die das Klima angeheizt haben, in dem einer wie Anders Behring Breivik erst möglich wurde, in dem er erst auf die Idee kommen konnte, dass der „bloße“ politische oder publizistische Kampf gegen die als elementar bedrohlich imaginierte Moslemgefahr nicht mehr ausreicht.
Und weil ich folgende Voraussage getroffen habe, die sich prompt als punktgenau erwiesen hat: 
Nach dem Massaker werden die geistigen Brandstifter jetzt versuchen, den Kopf ein bisschen einzuziehen, sie werden wortreich bekunden, dass sie mit der Tat eines solchen „Irren“ doch nichts zu tun haben, sie werden versuchen, sich davonzustehlen. Man sollte sie nicht einfach so damit durchkommen lassen.

Weil ich nicht nur in diesem Zusammenhang  wichtigere Figuren wie Strache, Sarrazin, Wilders, die norwegische Fortschrittspartei oder Pro Köln und die „Waren Finnen“ erwähnt, habe, sondern „unter ferner…“ liefen auch ihn, schwankt Herr Broder jetzt zwischen Tobsuchtspaniken und Eitelkeitsanfällen, weil er nicht weiß, ob er sich von Breivik distanzieren oder sich doch eher in der Rolle dessen gefallen soll, dem vorgeworfen wird, einen Massenmörder inspiriert zu haben. Wobei er das Problem hat, dass freilich niemand behauptet hatte, dass Broder das in besonderer Weise oder gar allein getan hätte, aber welcher Wichtigtuer wird denn eine solche Chance vorbeigehen lassen, also behauptet er einfach, dass eine solche Behauptung aufgestellt worden wäre. Damit rennt er in seinem Milieu offene Türen ein, etwa in der „Presse“, in der Herr Broder nicht nur mit einem eigenen Stück präsent war, in der auch der Chefredakteur die Parole ausgab, das Massaker von Norwegen „lässt sich nicht erklären“ – womit er meint, man solle über Breiviks ideologische Beweggründe um Gottes willen nicht reden. In dieser Presse also fand sich heute zur Abwechslung ein „objektiver“ Bericht, dessen Objektivität natürlich nicht so weit ging, mich korrekt zu zitieren, sondern obige Zitate schön aus dem Zusammenhang zu reißen, um mir einen „aggressiven Befund“ zu unterstellen (wobei ich nicht weiß, was ein aggressiver Befund überhaupt sein soll? Wenn die Diagnose Krebs lautet, ist das durchaus traurig, und sie ist entweder falsch oder wahr, aber „aggressiv“? Naja, die deutsche Sprache wird ja zusehends verhunzt, und da sind sicher die bildungsfernen Muslime daran schuld).
Anyway, während Broder die geistige Nähe zu Breivik zu zynischen PR-Zwecken nützt, sind seine weniger ichsüchtigen Mitstreiter eindeutiger in ihrer Reaktion. Sie sind schwer beleidigt, dass man die naheliegenden Schlüsse aus der Tatsache zieht, dass das, was sie täglich schreiben, praktisch ununterscheidbar ist von dem, was Herr Breivik in seinem Manifest schrieb. Und wenn sie schon nicht paranoid behaupten, man möchte ihnen die Meinungsfreiheit abschneiden, dann beklagen sie immerhin noch, dass man sie „mit HC Strache in einen Zusammenhang setzt, was ja unter ästhetischen Gesichtspunkten auch nicht lustig ist“, wie das mein Freund und Kollege Christian Ortner formuliert. Dabei habe ich jedenfalls Christian Ortner nicht einmal erwähnt, aber vielleicht hat das ja irgendein anderer gutmenschlicher Meinungsterrorist getan.
Wie auch immer: Es liegt mir nicht daran, irgendjemandes Meinungsfreiheit einzuschränken, wenngleich auch gilt: Sollte die vielgescholtene Political Correctness da und dort im Sinne der guten Sitten dazu führen, dass sich jemand in seiner Ausdrucksweise zivilisiert, soll mir das Recht sein. Schließlich ist es ja auch dem Siegeszug der Political Correctness zu verdanken, dass die ÖVP in den sechtziger Jahren Bruno Kreisky nur absprach, „ein echter Österreicher“ zu sein, während ihr Säulenheiliger Julius Raab ein paar Jahrzehnte vorher Otto Bauer noch weniger verschämt „Saujud“ nannte. 
Aber zurück zu unseren Moslemhassern und ihrer angeblich bedrohten „Meinungsfreiheit“: Ihnen ist oft keine Verbalinjurie gegen Muslime, Linke etc. schäbig genug, aber sie selbst wollen nur ja nicht kritisiert, ja, nicht einmal mit irgendjemanden in Zusammenhang gesetzt werden, der ihren ästhetischen Ansprüchen nicht genügt. 
Solcher Larmoyanz pflegen die Briten mit dem Ratschlag zu begegnen: 
If you can’t stand the heat, go out of the kitchen. 
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Ein Gedanke zu „If you can’t stand the heat, go out of the kitchen“

  1. In the USA – where this saying
    originates – we say it this way, exactly :
    IF YOU CAN’T STAND THE HEAT, GET OUT OF THE KITCHEN
    Go out of the kitchen stimmt nicht.
    Dass wäre es, danke – Ihre Blog und Meinungen sind viel wert! Ich hoffe dass keinen Hexenjagd nach Österreich wieder kommt. Right on, Misik !!!

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