Jetzt bläst schon der „Economist“ zur Jagd auf die Reichen

Economist.jpgDass ich das noch einmal erleben durfte: Dass der „Economist“, das Zentralorgan der Free-Market-Business-Gang, alle links überholt und sagt – „besteuert die Reichen“. Dabei hab ich mir, als ich mir gestern am Bahnhofskiosk das aktuelle Heft holte, nach einem Blick auf das Cover noch gedacht: „Aha, das war ja zu erwarten.“ Am Titelblatt sieht man eine Jagdgemeinschaft, die hinter Leuten mit Geldsäcken herreitet und dazu die Titelzeile: „Hunting the rich“. Also, dieses Bild, das auch Frau Fekter evozierte: Die armen Reichen, hinter denen jetzt alle her sind. Aber im Leitartikel kam dann die Überraschung:

„Im allgemeinen“, hob das Blatt an,

„ist der Instinkt dieses Magazins ja, dass wir für eine schlanke Regierung sind und gegen immer höhere Steuern, die in einen Wohlfahrtsstaat fließen, den wir uns nicht mehr leisten können. … Aber es gibt drei gute Gründe, warum de Wohlhabenden mehr Steuern zahlen sollten. Erstens, die Defizite im Westen können nicht einfach durch Sparen reduziert werden. … Zweitens, es ist politisch gut begründbar, warum das zusätzliche Geld, das gebraucht wird, von den Reichen kommen soll. Schon vor dem Zusammenbruch der Märkte sind die normalen und mittleren Einkommen stagniert, die Globalisierung hat den Gewinnern generöse Wohlstandszuwächse gebracht. (…)

In Europa sollte die Steuerlast von Einkommen zu Vermögen verschoben werden, damit könnte mehr von den Reichen eingesammelt werden, ohne dass das ihre Bereitschaft einschränken würde, unternehmerische Risiken einzugehen. … Auf beiden Seiten des Atlantik gibt es genug Spielraum, die Differenz zwischen den Steuersätzen auf Lohn- und Gehalt-Einkommen und denen auf Einkommen durch Dividenden und Kapitalgewinne zu verringern.“

Und dann zitiert diese Bibel der Business-Community noch – zustimmend – Barack Obama, der unlängst sagte, dass es das nichts mit Klassenkampf zu tun hat, wenn man für höhere Beiträge der Reichen ist – „sondern einfach mit Mathematik“.

Denn man muss nur rechnen können und ein bisschen etwas von wirtschaftlichen Zusammenhängen verstehen, um zu begreifen, dass es nur diese eine Möglichkeit gibt, die Defizte zu reduzieren, ohne eine angeschlagene Ökonomie noch weiter zu schwächen. Meine Rede, seit Jahr und Tag. Willkommen im Klub, ihr Jungs vom „Economist“. Vielleicht wird’s ja sogar noch die Maria Fekter irgendwann begreifen.  

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2 Gedanken zu „Jetzt bläst schon der „Economist“ zur Jagd auf die Reichen“

  1. Ganz davon abgesehen, dass diese Defizite nicht ausgeglichen werden können, solang es Zinsen gibt, finde ich den Artikel ganz gut. 😉
    LG, Dülla

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