IWF-Chefökonom gegen Schuldenbremsen-Irrsinn

Die Regierungen müssen überall sparen, um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen, nur wenn ihnen das gelingt, werden die Risikoaufschläge für Staatsanleihen wieder zurückgehen, sodass die Zinsenlast weniger drückend wird und so weiter und so weiter … so lauten die Argumente derer, die in Europa jetzt flächendeckend Austerityprogramme verschreiben wollen, also: kürzen, kürzen, kürzen in praktisch jedem Land. Stichwort Schuldenbremse.

Dass das nicht funktionieren wird, sagen sehr viele, auch ich habe schon viele Gründe auf diesem Blog angeführt. 
Für den Fall, dass es da draußen aber Leute gibt, die mir vielleicht nicht glauben, und die auch Ökonomienobelpreisträger wie Paul Krugman und Joseph Stiglitz für halsstarrige Linke halten, denen man kein Wort glauben darf … nun, vielleicht lassen sich diese Leute von Oliver Blanchard überzeugen. Der ist nicht weniger als der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, davor war er Ökonomieprofessor in Harvard und am MIT. Blanchard also schreibt auf seinem Blog am IWF über die „vier bitteren Wahrheiten“, die wir 2011 lernen mussten. Unter Punkt drei wird es dann überraschend: 
Third, financial investors are schizophrenic about fiscal consolidation and growth. They react positively to news of fiscal consolidation, but then react negatively later, when consolidation leads to lower growth–which it often does. Some preliminary estimates that the IMF is working on suggest that it does not take large multipliers for the joint effects of fiscal consolidation and the implied lower growth to lead in the end to an increase, not a decrease, in risk spreads on government bonds.  To the extent that governments feel they have to respond to markets, they may be induced to consolidate too fast, even from the narrow point of view of debt sustainability.

Kurzum: Wenn Regierungen in Panik sparen, und wenn das alle Regierungen gleichzeitig machen, und das Wachstum dann einbricht, dann reagieren „die Märkte“ erst recht nervös. Schuldenbremsen führen dann nicht zu sinkenden Zinsen, sondern im Extremfall sogar zu steigenden Zinsen, was die Zinsenlast drückender und die fiskalische Konsolidierung unmöglich macht. Wenn man sich schon so viel Sorgen um die „Stimmung“ der Märkte macht, sollte man doch wenigstens ein bisschen versuchen zu begreifen, wie „Marktakteure“ so ticken. 

Könnte das bei Gelegenheit jemand Merkel, Fekter und den anderen Hobby-WeltökonomInnen mitteilen? 

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