Das „Vertrauen der Märkte“ und andere Mythen

Zittern Sie auch vor einer Machtübernahmen der griechischen Syriza? Fürchten Sie sich auch vor der Inflation? Oder sind Sie ohnehin überzeugt vom notwendigen Systemkollaps? Ein paar populäre (Vor-)Urteile über die Finanzkrise, und was es mit ihnen auf sich hat. Eine etwas gekürzte Version dieses Fact-Checks erschien im Falter vom 13. Juni 2012

Vier Jahre ist sie jetzt schon alt, die Wirtschafts- und Finanzkrise, begonnen hat es mit einer Bankenkrise, dann ging es weiter mit einer schweren Rezession und stockender Erholung und, wie immer nach Bankenkrisen, mit einer Staatsschuldenkrise. Aber wie meist gibt es auch ein Gutes im Schlechten: Wir alle haben viel gelernt über die Wirtschaft und auch über makroökonomische Fachkategorien. Die Zeitungen sind voll mit Artikel, in denen Worte wie „Nachfrage“, „Leverage“, „Zinsspreads“ vorkommen, und verdammt viele Leute, die vor vier Jahren noch nicht mal diese Begriffe kannten, wissen heute, was es damit auf sich hat. Und noch etwas haben wir gelernt: Dass man simplen Parolen besser misstraut. Aber das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Heute spuken neue eingängige Thesen herum, die von vielen Leuten geglaubt werden, auf die man aber besser ein paar Minuten kritischen Nachdenkens verschwenden sollte. Was hat es also mit diesen populären (Vor-)Urteilen auf sich? 

„Alarm! Jetzt droht Inflation!“

„Inflations-Alarm! Bundesbank weicht den Euro auf!“ titelte vor ein paar Tagen die deutsche „Bild-Zeitung“. Und wie so oft schürt der Boulevard in diesem Fall nicht nur Ängste, sondern macht sie sich zunutze. Denn dass „unser Geld“ bald nichts mehr wert sein wird, das befürchten viele Menschen. Die Zentralbanken haben in den vergangenen Jahren den Markt mit Geld geflutet. Das heißt, sie haben den Banken sehr viel Geld geliehen, damit der Finanzkreislauf zwischen den Instituten nicht ins Stocken gerät, oder – wie zuletzt die Europäische Zentralbank -, damit die Banken Staatsanleihen europäischer Staaten kaufen. Und da denken viele: Wenn mehr Geld im Umlauf ist, dann gibt es automatisch Inflation. Schon kurz nach der Finanzkrise wurde vorhergesagt, dass Hyperinflation die große Gefahr ist. Spätestens 2010, 2011 würde sie beginnen, die galoppierende Geldentwertung, wurde prophezeit. Aber die angekündigte Hyperinflation kam nicht. Warum? Mehr Zentralbankgeld löst nicht automatisch Inflation aus. Es braucht dafür ein „inflationäres Klima“. Die Banken müssen mit dem Zentralbankgeld noch „mehr Geld“ produzieren, indem sie wie wild Kredite an Unternehmen vergeben. Das tun sie nur, wenn die Wirtschaft brummt, Unternehmen also investieren wollen. Aber auch das reicht nicht aus. Die Konsumenten müssen in bester Laune sein und ihr Geld mit beiden Händen ausgeben. Erst dann ziehen die Preise der Waren an. Mit den Preisen müssen die Gehälter mitziehen, damit die Menschen auch Geld genug in der Tasche haben, die teureren Güter auch zu kaufen. Löhne steigen aber nicht in einer Depression mit hoher Arbeitslosigkeit, sondern erst bei annähernder Vollbeschäftigung. Erst dann dreht sich die Lohn-Preis-Spirale und die Inflationsrate klettert hoch. „Aber halt! Die Preise steigen doch!“ mag man jetzt einwenden. Ja, aber das ist zum Großteil importierte Inflation, weil am Weltmarkt die Preise eines knappen Gutes steigen: Die Energie-, vor allem die Ölpreise. Aber das würden sie auch, wenn eine andere Geldpolitik gemacht würde. Das würden sie sogar, wenn es gar keine Krise geben hätte – dann würden sie womöglich sogar noch schneller steigen. Es ist fast ein bisschen kurios: Mitten in einer schweren Krise, mit Konjunktureinbrüchen und katastrophaler Jugendarbeitslosigkeit, machen sich manche Leute primär Sorgen um die Inflation – also und das so ziemlich einzige Problem, das wir im Augenblick nicht haben. Es kommt aber noch kurioser: Mancher Preisauftrieb, den die Bürger spüren, ist sogar die direkte Folge der Inflationsangst. Weil die Menschen Angst davor haben, dass ihr Erspartes an Wert verliert, investieren sie in scheinbar stabilere Anlagen – etwa in Immobilien. Deshalb steigen die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser. Weil panische Vermögensbesitzer ihr Geld lieber in Beton als in Wertpapiere anlegen. 

Die aufgeregte „Bild“-Schlagzeile hatte freilich einen Anlass. Der Chefvolkswirt der deutschen Bundesbank, Jens Ulbrich, hatte in einer Anhörung des deutschen Bundestages gesagt, demnächst werde das Inflationsziel über den bisherigen zwei Prozent liegen. Dazu muss man wissen: Die Europäische Zentralbank hat ein Inflationsziel von durchschnittlich zwei Prozent – aber manche Länder liegen darüber, manche darunter. Deutschland lag in den vergangenen zehn Jahren meist bei eins, eineinhalb Prozent. Demnächst könnte die Inflation in Deutschland höher liegen. Und das ist auch gut so. Und zwar aus folgendem Grund:

„Die Griechen, Spanier und Italiener müssen ihre Löhne senken“

Müssen sie wirklich? Ja, sie müssen. Aber dafür gibt es vielfältige Gründe: Erstens müssen diese Länder tatsächlich ihre Defizite in den Griff bekommen. Und deshalb müssen die Staatsausgaben sinken. Und die Löhne der Beamten und anderer Staatsbediensteten sind staatliche Ausgaben. Zweitens: Die Löhne und Gehälter im Privatsektor sind aber keine Staatsausgaben. Diese müssen aus einem anderen Grund sinken: Die Unternehmen der angeschlagenen Staaten sind gegenüber den starken Staaten wie Deutschland, Österreich und den Niederlanden nicht mehr konkurrenzfähig – weil ihre Produktivität in den vergangenen zehn Jahren nicht so stark gestiegen ist, die Löhne aber viel stärker als bei uns. Also müssen die Löhne sinken – relativ zu den Löhnen in den starken Staaten. Damit Löhne aber relativ zu anderen Löhnen sinken, muss man sie nicht unbedingt kürzen. Es reicht ja, wenn die Löhne in den starken Staaten ab nun schneller steigen. Und an dieser Stelle spielt dann auch Inflation wieder eine Rolle. Nehmen wir an, in Österreich steigen die Löhne um 5 Prozent bei einer Inflationsrate von vier Prozent, während Griechenland eine Inflationsrate von 2 Prozent hat, die Löhne aber stagnieren – also der Lohnzuwachs Null Prozent beträgt. Dann sind die Löhne relativ zu den reichen Ländern um fünf Prozent gesunken, und sie wurden auch real um 2 Prozent gesenkt – der Differenz zwischen der griechischen Inflationsrate von zwei und der Lohnzuwachsrate von Null Prozent. Nehmen wir nun aber an, die Inflationsrate ist niedriger, statt vier Prozent in den reichen Ländern nur zwei Prozent, und satt zwei Prozent in Griechenland null Prozent. Dann lässt sich das gleiche Ergebnis nur erzielen, wenn man den Griechen die Löhne buchstäblich zurechtstutzt. Und das ist psychologisch sehr viel schwieriger. Denn stellen Sie sich vor, sie erhalten einen Lohn von 100 Euro. Die Inflation beträgt zwei Prozent. Und sie erhalten nächstes Jahr wieder 100 Euro von ihrem Chef. Werden Sie sich freuen? Nein. Aber werden Sie empört sein? Auch nicht. Und nun stellen Sie sich vor, die Inflation beträgt null Prozent. Und sie erhalten nächstes Jahr statt 100 Euro nur mehr 98 Euro. Real ist das Ergebnis das selbe, aber sie werden sich über ihren Chef ärgern, der ihnen einfach den Lohn brutal kürzt. Das zeigt aber: Ohne Inflation sind solche Anpassungen, wenn sie notwendig werden, sehr schwer durchzuführen. Mit Inflation viel leichter. Aus diesen und noch ein paar anderen Gründen hat schon 2010 der Chefökonom des Weltwährungsfonds, Olivier Blanchard, vorsichtig „die Frage zur Diskussion“ gestellt, ob nicht eine Zielmarke von 4 Prozent Inflation künftig vernünftiger wäre als die gegenwärtige Zielmarke von 2 Prozent. 

„Schulden kann man nicht mit Schulden bekämpfen“

Klingt einleuchtend, aber ist es auch wahr? Wir stürzten in die Finanzkrise, weil das globale Finanzsystem und viele amerikanische Haushalte überschuldet waren. Die Schulden sind also doch die Krisenursache. Aber die Sache ist nicht so einfach. Ökonomisch sind nicht Schulden das Problem, sondern, wenn der Rückzahlungskreislauf stockt. Wenn der Kreislauf der Schuldentilgung ungebrochen bleibt, dann haben wir kein Problem – erst wenn die Kette irgendwo reißt, haben wir den Pallawatsch. 

Eine hübsche kleine Anekdote, die man sich in Kreisen von Finanzexperten gerne erzählt, verdeutlicht diese Zusammenhänge, die dem Common Sense oft kurios erscheinen. Die geht so: „Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und alle leben auf Pump. An diesem Tag fährt ein reicher deutscher Tourist durch die irische Stadt und hält bei einem kleinen Hotel. Er sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und legt als Kaution einen 100 Euro Schein auf den Tresen. Der Eigentümer gibt ihm einige Schlüssel. Als der Besucher die Treppe hinauf ist, nimmt der Hotelier den Geldschein, rennt zu seinem Nachbarn, dem Metzger und bezahlt seine Schulden. Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft die Straße runter und bezahlt den Bauern. Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine Rechnung beim Genossenschaftslager. Der Mann dort nimmt den 100 Euro Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung. Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem Wirt einige Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte. Die Hure rennt zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung mit den 100 Euro. Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tresen. In diesem Moment kommt der Reisende die Treppe herunter, nimmt seinen Geldschein und meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt und er verlässt die Stadt. Niemand produzierte etwas. Niemand verdiente etwas. Alle Beteiligten sind ihre Schulden los und schauen mit großem Optimismus in die Zukunft.“

Nur eine kleine Fabel, gewiss, aber sie zeigt: Man kann Schulden manchmal leichter mit Schulden bekämpfen, erst der Versuch, damit aufzuhören, reißt den Krater unter unseren Füßen auf. Es macht auch einen Unterschied, wer verschuldet ist. Wir haben das ja gesehen: Die Banken waren so überschuldet, dass sie praktisch alle zusammengebrochen und das Wirtschaftsystem kollabiert wäre. Die Staaten haben ihnen die Schulden abgenommen und so wurde das System gerettet. Manche Schuldner stoßen früher an die Grenze ihrer Kreditwürdigkeit, andere später. Das heißt nicht, dass man endlos die Schuldenstände erhöhen kann, aber es zeigt doch, dass der Satz auf die simple Art falsch ist: Man kann Schulden natürlich mit Schulden bekämpfen. Wenn alle gleichzeitig versuchen, die Schulden rasant abzubauen, dann kann ein fataler Kolbenreiber die Folge sein. Wird die Schuldentilgung in einen vernünftigen Zeithorizont vorgenommen, sodass die Rückzahlungskette nicht reißt, ist das meist viel vernünftiger. 

„Deutschland und die anderen starken Länder sind die Zahlmeister Europas“

Stimmt – und irgendwie auch nicht. Die Steuerzahler der reichen Länder haben Garantien für angeschlagene Länder abgegeben. Damit zahlen sie ihre Schulden zurück – oft bei den Banken der reichen Länder. Sie zahlen für das geliehene Geld auch Zinsen. Erst wenn die Gelder wirklich ausfallen, zahlen die Steuerzahler der reichen Länder. Aber vor allem aus einem anderen Grund ist dieser Satz falsch. Vor ein paar Tagen machte „Spiegel-Online“ mit folgender Schlagzeile auf: „Deutschland leiht sich Geld zu null Prozent Zinsen“. Ja, tatsächlich: Deutschland leiht sich Geld auf den Finanzmärkten und die Anleger verlangen NULL Prozent Zinsen! Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent heißt das de facto: Besitzer von Geldvermögen schenken dem deutschen Finanzminister Geld. Nun passiert das natürlich nicht deshalb, weil die Anleger den deutschen Finanzminister so lieb haben. Deutschlands Zinsen sinken, weil die Zinsen anderer Staaten – Griechenland, Spanien, Italien, Irla
nd etc – stiegen. Der Mechanismus ist einfach: Weil Anleger aus unsicheren Anleihen fliehen, steigt die Nachfrage nach den paar scheinbar sicheren. Deshalb kriegt Deutschland seine Anleihen auch mit einem Negativzins los. 

Nun könnte man sagen: Das ist eben das Spiel der Märkte. Wäre dieses Spiel der Märkte nicht auch von Politik beeinflusst. Die Zinsen für griechische Anlagen sind ja erst gestiegen, weil Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel klargemacht hat: Es gibt kein automatisches Bailout in der Eurozone; sie hat „den Märkten“ klargemacht, was die vorher eigentlich nicht geglaubt haben: dass auch Euroländer pleite gehen können und im Notfall nicht von der EZB und ihren Partnern rausgeboxt werden. Das ließ die Zinsen in den angeschlagenen Ländern erst hochschnellen, es war ein Brandbeschleuniger. Und bis heute weigert sich Merkel von dieser Linie abzugehen. Das heißt aber im Klartext: Merkel hat Anleger aus griechischen Anlagen getrieben, und die direkte Folge ist, dass Deutschland daran verdient. Das hat schon einen etwas strengen Geruch, führt aber vor allem die These ad absudum, dass das „reiche Deutschland für die schlecht wirtschaftenden Euroländer zahlt“. Deutschland verdient an deren Misere. 

„Das Geldsystem muss zusammenbrechen, wegen des Effektes von Zins- und Zinseszins“

Mit der Krise, die für viele Menschen undurchschaubar ist, wächst die Fundamentalkritik am Geldsystem, und manche Thesen werden mit der Aura der Geheimwissenschaft umgeben, die erklären würde, was uns die „Büttel des Systems“ verheimlichen wollen. Eine dieser grassierenden Lehren ist die, dass das Geldsystem zusammenbrechen muss, weil wegen des Zinses- und des Zinseszinses die Vermögen immer mehr wachsen, die Schulden ebenso, bis die Sache regelmäßig kollabiert. Gern stützen sich die Anhänger dieser Idee auf die Anekdote vom „Josephspfennig“. Und die geht so: Hätte Joseph vor 2000 Jahren für seinen Sohn Jesus einen Pfennig angelegt, wäre über die Wertsteigerung durch Zins und Zinseszins damit über die Jahrtausende ein Vermögen im Umfang einer riesengroßen Goldkugel entstanden. Die Idee dieser etwas naiven Geschichte: Einmal akkumulierte Vermögen steigen ins unermessliche, grobe Ungleichheit lässt sich nicht vermeiden und am Ende muss ein Zusammenbruch des Systems stehen. Aber das ist natürlich Unsinn, da diese Vorstellung viele andere Umstände ignorieren muss. Erstens gibt es Wachstum, und den gewachsenen Vermögen stehen auch mehr Werte gegenüber, zweitens gibt es Inflation, drittens Phasen niedriger Zinsen (oder sogar von Negativzinsen, siehe am Beispiel deutscher Staatsanleihen), viertens verspekulieren sich Anleger auch einmal, verlieren einen Teil ihres Vermögens oder gehen gar bankrott, fünftens können akkumulierte Vermögen durch Vermögenssteuern reduziert, oder durch hohe Erbschaftssteuern von Generation zu Generation wieder zurückgesetzt werden usw. Es gab Phasen in der Geschichte – etwa zwischen 1945 und 1975 – in denen die Vermögensungleichheit auf diese Weise nicht nur in ihrem Wachstum gebremst, sondern tatsächlich reduziert wurde. Und damit ist auch das exponentielle Wachstum von Vermögen und Verschuldung keine Folge irgendeiner „Systemlogik“. 

„Das Wichtigste ist jetzt, das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen“

Daran ist eines schon richtig: Wenn Staaten einen hohen Schuldenstand haben, dann sind sie darauf angewiesen, dass ihnen auch künftig jemand Geld leiht. Und zwar deshalb, weil Staaten ihre Schulden (etwa in Form von fünfjähriger Staatsanleihen) am Ende deren Laufzeit zurückzahlen, indem sie neuen Schulden aufnehmen. Sie „refinanzieren“ die Schulden. Und bestenfalls langsam geht der Schuldenstand durch Tilgung und Wirtschaftswachstum zurück. Wenn sie aber ein Problem bekommen, neues Geld aufzunehmen, dann stecken sie in Schwierigkeiten. Märkte verlieren dann an „Vertrauen“, wenn sie Sorge haben, ob sie das Geld überhaupt zurück bekommen. Dieses Vertrauen kann man aber auf viele Weise stärken – und nicht nur durch Panik-Sparen, wie man uns weismachen will. Im Gegenteil: Oft macht gerade eine harte Sparpolitik die Märkte nervös, weil das Wirtschaftswachstum einbricht. Spanien, beispielsweise, muss heute hohe Zinsen zahlen, obwohl der Schuldenstand des Landes viel niedriger ist als der von Deutschland, oder Großbritannien, von Japan und den USA ganz zu schweigen. Wenn Regierungen glaubhaft versichern können, dass sie ihre Schulden in jedem Fall zurückzahlen und sie auch etwas für wirtschaftliche Prosperität machen, dann sind die Zinsens stets am niedrigsten.

Warum der Slogan vom „Vertrauen der Märkte“ dennoch so oft gebraucht wird, hängt damit zusammen, dass er eine wunderbare Propagandaformel ist. Der berühmte Ökonom Michael Kalecki, ein Zeitgenosse von John Maynard Keynes, hat das schon in den vierziger Jahren sehr hellsichtig analysiert: Diese Formel „gibt den Unternehmen eine mächtige indirekte Kontrolle über die Regierungspolitik: alles, was das Vertrauen der Märkte erschüttern könnte, muss sorgfältig vermieden werden, da es ja eine Wirtschaftskrise auslösen könnte“. Würde sich die Regierung von dem Mantra vom „Vertrauen der Märkte“ emanzipieren, so Kalecki weiter, „würde dieses mächtige Kontrollinstrument seine Effektivität verlieren. Das ist die soziale Funktion dieser Doktrin“. 

Kurzum: Wenn das „Vertrauen der Märkte“ als das Wichtigste erscheint, dann können „die Märkte“ bestimmen, was ihr Vertrauen erschüttert und sie können praktisch diktieren, was getan werden soll. Eine mächtige Minderheit an Marktteilnehmern kann dann bestimmen, wo es langgeht. 

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