Du sollst nicht Neger sagen


1. Vilimsky will Kompetenzen aus Brüssel zurückholen: Ach, dort hatte er sie.
2. Wenn die Rassisten nicht mehr wagen, das Wort N**** auszusprechen, dann gibt es offenbar doch zivilisatorische Fortschritte.
3. Kleine sprachpolizeiliche Ermittlungen zum Wort „Neger“.
Ich bin ja voll auf der Seite aller, die sagen, man solle dieses Wort überhaupt nicht aussprechen. Schwarze empfinden dieses Wort als Beleidigung, und als solches ist es oft ja auch gemeint. Darüber brauchen wir ja gar nicht reden. Wenn dieses Wort als Beleidigung gebraucht wird, dann ist dessen Gebrauch ohnehin Verhetzung. Aber es gibt eben auch keine neutrale Form seines Gebrauchs. Ein Wort, das von Betroffenen als diskriminierend erlebt wird, ist auch dann nicht zu gebrauchen, wenn der Kontext kein beleidigender ist. Darüber müssen wir – also ich und wohl die meisten meiner Zuseher und Zuhörer auch nicht reden, aber mit ein paar unserer Mitbürger, die das noch nicht begriffen haben, mit denen müssen wir darüber sehr wohl reden. Womit ich aber sehr wohl Probleme habe, wo ich gerne zumindest etwas zu bedenken geben will, ist die Behauptung, es gäbe überhaupt keinen Kontext, der den Gebrauch des Wortes rechtfertigen würde. Dass man es zu einem verbotenen Wort erklären müsse, zu einem Fluch beinahe, den man nicht über die Lippen lassen dürfe. Dass man dieses Wort, wie etwa den Namen Voldemort, nicht aussprechen dürfe.
Erstens darf man es natürlich im satirischen und ironischen Kontext, der dem Rassismus derer, die es noch benützen, die Maske runter reißt. Natürlich darf man es im analytischen Kontext, weil es lächerlich ist, über rassistische Praktiken zu sprechen, ohne diese Praktiken zu benennen. Und natürlich kann man es auch in einem Kontext historischer Sprachwissenschaft benutzen, zumal, aber nicht nur dann, wenn die gerade das Werden und Verändern rassistischer Sprache thematisiert. Weshalb ich es auch nicht für falsch halte, ein Stück mit dem Namen „Die Neger“ auf die Bühne zu bringen, wenn dieses Stück gerade die Stigmatisierung der Diskriminierten thematisiert. Natürlich kann man auch dann darüber diskutieren, aber es ist doch etwas fundamental anderes als die Diskriminierung selbst. Die völlige Entkontextualisierung von Begriffen, also zu sagen, der Kontext ist völlig unerheblich, das Wort ist nicht zu gebrauchen, eine Entkontextualisierung, die überhaupt nicht prüft, ist das in den Fall diskriminierend, oder im Gegenteil, versucht es mit einer Art verbaler Schock-Strategie die Diskriminierung für alle sichtbar zu machen, eine solche Entkontextualisierung, die sich gewissermaßen dumm stellt, indem sie sagt, „Kontext? Weiß nicht was das sein soll!“, und die im Extremfall sogar in Kunstfeindlichkeit kulminiert, die ist, um das unaufgeregt zu sagen, auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.