Ein notorischer antisemitischer Wiederholungstäter will Bürgermeister in Hohenems werden

Der Vorarlberger FPÖ-Chef Dieter Egger will Bürgermeister seiner Heimatstadt Hohenems werden. Das ist schon alleine deshalb nicht unpikant, weil Egger in der Vergangenheit als Antisemit aufgefallen und deshalb aus der Landesregierung geflogen ist. So hatte er den Leiter des jüdischen Museums in Hohenems, Hanno Loewy, als „Exil-Juden aus Amerika“ bezeichnet. Nun will Egger den Konflikt mit Loewy begraben, und um das zu tun, hat er folgendes gesagt: Loewy müsse akzeptieren, dass die Entscheidungen im Rathaus getroffen werden „und nicht im jüdischen Viertel“. Es ist schon bizarr: Da will Egger einen Konflikt begraben und lässt sofort den nächsten antisemitischen Spruch vom Stapel. 

blogwertWer jetzt glaubt, ein notorischer antisemitischer Wiederholungstäter hätte sich damit von selbst erledigt, der irrt sich. Der Egger-Spruch fiel bereits Mitte Jänner. Aber bisher hat sich kaum noch jemand daran gestoßen.

Schlimmer noch: Der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, Gerhard Unterkofler, kann sich ein politisches Zweckbündnis mit einem FP-Bürgermeister Egger durchaus vorstellen und witzelt blöde von einem Bündnis „bärtiger Männer“ – womit Egger und Schnauzbartträger Unterkofler gemeint sind. Allein die Grünen haben Eggers Ausfälle thematisiert. Immerhin, die ÖVP schließt auch eine Koalition mit Egger aus. Aber der generellen politischen Öffentlichkeit, den Landesmedien – niemand scheint das Skandalöse an Eggers Satz so richtig zu berühren.

Man betrachtet es aus der Ferne und schüttelt nur mehr den Kopf.

Update: SPÖ-Spitzenkandidat Unterkofler verwahrt sich gegen den Vorwurf, ein Zweckbündnis mit der FPÖ anzustreben – siehe unten in den Kommentaren. Tatsächlich ist die Sache etwas kompliziert: Die Hohenemser Bürger haben zwei Stimmen. Mit einer wählen sie direkt den Bürgermeister und mit der anderen den Gemeinderat. Um als Bürgermeister gewählt zu werden, braucht keiner der Kandidaten eine Koalition, sondern eine Mehrheit der Stimmbürger (und zwar eine absolute Mehrheit, sodass es wohl zu einer Stichwahl kommt). Die Koalitionsfrage stellt sich erst im Gemeinderat. Da kann es dann formale Koalitionen geben, oder wechselnde Zusammenarbeit zwischen allen Fraktionen oder eben KEINE Zusammenarbeit mit der FPÖ wegen Eggers antisemitischen Tiraden.

3 Gedanken zu „Ein notorischer antisemitischer Wiederholungstäter will Bürgermeister in Hohenems werden“

  1. Dass der Unterkofler mit der FPÖ ein Zweckbündnis eingehen will, ist an den Haaren herbeigezogen und habe ich natürlich nicht gesagt. Vielmehr habe ich klargestellt, dass ich keine Koalition (weder mit ÖVP noch mit FPÖ) eingehen werde, sondern es vorziehe, themenbezogen in der Stadtvertretung mit den anderen Parteien zusammenarbeiten zu wollen. Ich habe sogar klar gesagt, dass ich mir wünsche, dass SPÖ, Emsige und die Bürgerliste eine Mehrheit hätten, damit sie der FPÖ und ÖVP einheizen könnten. Ich würde mir schon wünschen, dass ein Robert Misik nicht einfach Unwahrheiten verbreitet. Schönen Gruß, Gerhard Unterkofler

    1. Lieber Gerhard Unterkofler,
      nun, der Bericht über die gestrige Wahldiskussion in ORF-Vorarlberg vermittelt allerdings ein anderes Bild (hier der Link), aber ich freue mich natürlich, wenn ich da einer Falschmeldung aufgesessen bin. Leider ist mir aber auch nicht ganz klar, was Ihr Kommentar bedeutet, aber das kann natürlich auch an meiner Unkenntnis des Vorarlberger Kommunalwahlsystems liegen. Schließen Sie also aus, dass Egger mit Ihren Stimmen zum Bürgermeister gewählt wird? Schließen Sie eine Zusammenarbeit mit einem Bürgermeister Egger aus? Dass Sie gerne eine Mehrheit von SPÖ, Emsige und Bürgerliste hätten, sagt ja nicht so viel – weil diese Mehrheit wird es natürlich nicht geben.
      Mit freundlichen Grüßen, Robert Misik

  2. Lieber Herr Misik,
    hier hat der ORF falsch und ungenau berichtet. Weiters: Egger kann gar nicht mit meiner oder mit den Stimmen der SPÖ gewählt werden, da er direkt von der Bevölkerung gewählt werden wird oder hoffentlich nicht. Und nun zum Kommentar: Nachdem ich gesagt habe, dass ich weder mit der ÖVP noch mit der FPÖ eine Koalition eingehen werde und dass das Gerücht Unterkofler und Egger hätten sich schon über eine Koalition geeinigt nicht stimme, habe ich noch erwähnt, dass eine politische „Ehe“ zwischen zwei bärtigen Partnern wohl auch nicht ins freiheitliche Familienbild passen würde. In der Stadtvertretung – wenn es wie in den letzten fünf Jahren keine Koalition geben sollte – wird themenbezogen die Zusammenarbeit mit anderen Parteien (auch mit der FPÖ) gesucht werden müssen. Das wurde aber auch in der Vergangenheit so gemacht, von allen Parteien übrigens.
    Schöne Grüße aus Hohenems,
    Gerhard Unterkofler

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