Ja mach nur einen Plan…

Athens Börse down. Egal. Viel wichtiger ist, wie es nun in Griechenland weiter geht.

taz, 4. August 2015

Um fast 25 Prozent sackte die Athener Börse gestern ab, nachdem sie nach fünfwöchiger Zwangspause wieder eröffnete. Aber gut – ein Buchverlust bei Unternehmensanteilen und anderen Wertpapieren ist das geringste Problem, das die Griechen gerade haben. Ansonsten geht es, nach den Wochen der emotionalen Achterbahnfahrt und politischen Dramen im Moment geradezu chillig zu.

Der Machtkampf in Syriza ist vertagt, wenn nicht entschieden: Alexis Tsipras hat im Zentralkomitee seiner Partei seine Vorschläge durchgebracht und der linksradikale Flügel ist isoliert – wohingegen die moderate linke Opposition zum Premier steht. Alles andere wäre auch verrückt. Die Verhandlungen zwischen Gläubigern und griechischen Regierung sind jetzt in der technischen Phase und sollen bis in die zweite Augusthälfte über die Bühne sein. Möglich, dass es sich dann noch spießt: Schäuble, der IMF, die EZB, die Europäische Kommission – die wichtigsten Player der Gläubiger sind gespalten, ziehen in verschiedene Richtungen. Aber vorausgesetzt, der Deal platzt nicht: Was dann?

Zu sehr viel Optimismus gibt es keinen Anlass. Jeder weiß, dass das Bailout-Programm, das beim Gipfel vom 12. Juli in groben Zügen beschlossen worden ist, nicht funktionieren kann. Auf der Austerityseite kann dieses Programm nur funktionieren, wenn man Papiere unterschreibt, an die man sich dann nicht hält. Der Deal wird etwa einen Primärüberschuss im griechischen Haushalt ab 2016 von zwei bis drei Prozent festschreiben. Ein Unfug. Auch das Privatisierungsprogramm, das 50 Milliarden in die Kassen spülen soll, ist reine Phantasie. Andererseits hat man in Europa Erfahrung damit, völlig meschuggene Pläne zu verabschieden und sie dann in der Realität zu vergessen.

Der Best-Case lautet also: Ein Austeritätsprogramm verabschieden. Dann einen Teil der griechischen Schulden streichen, einen anderen Teil restrukturieren. Das Austeritätsprogramm langsam vergessen. Derweil erhält Alexis Tsipras‘ Regierung Zeit, endlich ein paar vernünftige Modernisierungsreformen, ja, das Statebuilding in Griechenland anzugehen und auch ein paar Zukunftsinvestitionen zu tätigen, angeschoben mit EU-Geldern.

Das ist das einzige, was funktionieren kann – wenn überhaupt. Mehr noch: Im Grunde weiß das ein jeder.

blogwert

5 Gedanken zu „Ja mach nur einen Plan…“

  1. Bei allem Respekt, dieses Diktat als „Verhandlungen“ zu bezeichnen, ist nun wirklich reiner Hohn. Hätte die Eurogruppe auch nur einen Funken Anstand im Laib, würde sie komplett zurücktreten. Denn die Tatsache, dass man Griechenland nicht dabei geholfen hat und hilft, die griechischen Oligarchen zur Kasse zu bitten, statt dessen die Verelendung von Massen voran zu treiben, zeigt doch wessen Geistes Kind die Eurogruppe ist. Wie heißt doch bei Goethe: „Wer mit dem Teufel speisen will braucht einen langen Löffel.“

  2. Etweder scheinenSie keine Aktien zu besitzen oder halt nur ganz selten drauf zu schauen: wenn halt die Kleinaktionäre bei ihren Aktienpositionen der 4 großen Banken,auch auf die jetzt schon sehr niedrigen kurse noch weitere 50 bis 80 Prozent infolge der Rekapitalisierungserfordernisse (d.h.sehr grosse Kapitaler-höhungen, die den wert sehr verwässern und entwerten, da noch mehr Aktien zu viel tieferen kursen in Umlauf gebracht werden) verlieren werden, wird es doch nicht nur beibuchverlusten bleiben, da die anleger ja wahrscheinlich auch weitere stücke verkaufen müssen um je nach lage ihr leben durchzuführen.

  3. Entweder scheinenSie keine Aktien zu besitzen oder halt nur ganz selten drauf zu schauen: wenn halt die Kleinaktionäre bei ihren Aktienpositionen der 4 großen Banken,auch auf die jetzt schon sehr niedrigen kurse noch weitere 50 bis 80 Prozent infolge der Rekapitalisierungserfordernisse (d.h.sehr grosse Kapitalerhöhungen, die den wert sehr verwässern und entwerten, da noch mehr Aktien zu viel tieferen kursen in Umlauf gebracht werden) verlieren werden, wird es doch nicht nur bei buchverlusten bleiben, da die anleger ja wahrscheinlich auch weitere stücke verkaufen müssen um je nach lage ihre laufenden Kosten des lebensunterhalts beg.leichen zu können. wenn sie mal von 10000 Euro nur noch 1000 bis 2000 Euro als realen wert zurückbekommen, wird Ihnen das bestimmt nicht egalsei, deswegen beschreibt die Überschrift ihres artikels wohl nicht richtig die Lebensumstände der jeweiligen griechischen Aktienbesitzer.

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