Die niederträchtige Instrumentalisierung der Terrortoten

FS Misik Folge 416

Es stockt einem der Atem, und es verschlägt einem fast die Sprache: Was soll man dazu sagen? Solidarität mit den Opfern? Ja, eh. Dass man jetzt die Terrorsekte IS niederringen, ausräuchern muss? Ja, eh. Aber wie denn? Man will fast still sein angesichts der Leere der Worthülsen, und gleichzeitig darf man nicht in dröhnende Sprachlosigkeit verfallen.

Und zu dem Grauen, dem Sterben gesellt sich der Ekel. Das Eklige: Die Morde waren noch im Gange, da kamen Europas rechte Demagogen und xenophobe Hetzer schon mit ihrem Triumphgeheul, mit ihrer Instrumentalisierung der Opfer. Sie haben sich überhaupt nicht mehr die Mühe gemacht, ihre Freude an den Morden zu bemänteln. Freuten sich, juhu, jetzt wird der Flüchtlingszustrom eingedämmt, jetzt ist Schluss mit Merkels Willkommenskultur.

blogwertDiese unverhohlene, nicht einmal mehr klammheimliche Freude der Xenophoben, der Zaunfreunde, der Grenzen-zu-Adepten, der Religionskriegshetzer, sie zeigt natürlich auch nur, was wir immer schon wissen konnten: Wie sehr Jihadisten und Pegidaisten, Terrorsekte und Rechtsradikale einander brauchen, dass sie mehr Verbündete sind als Antipoden, mit gewiss unterschiedlichen Methoden, aber gemeinsamen Instinkten.

Die Verteidiger der offenen, demokratischen Gesellschaft, die Verteidiger von Humanismus und Menschenrechten müssen gegen beide kämpfen, gegen beide Seiten.

Wer vorgibt, er habe die schnellen Lösungen für all das – sei es Krieg führen, einmarschieren, junge Muslime automatisch unter Terrorverdacht stellen, Grenzen dichtmachen, Zäune hochziehen –, der ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung.

4 Gedanken zu „Die niederträchtige Instrumentalisierung der Terrortoten“

  1. Bedrohlicher noch die Instrumentalisierung durch das Establishment
    Gierig wie Hyänen umkreisen sie schmatzend seit jeher unsere Bürgerrechte und werden seit Freitag schon wieder ganz unruhig.
    Sie sehen jetzt wieder eine Chance die ekelhaften Viecher. Ein grosses fettes saftiges Stück wollen sie sich wieder herausbeissen.
    Patriot Act, Vorratsdatenspeicherung, Militäreinsatz im Inneren, Ausnahmezustand, Notverordnung tropft ihnen speichelhaft aus ihren lechzenden Mäulern.

  2. Prinzipielle Zustimmung! Wer die Anschläge zum Anlass nimmt, Moslems pauschal vorzuverurteilen, geht den Islamisten auf den Leim, die eine Frontenbildung herbeisehnen. Solidarität mit den normalen Moslems ist gefragt, zumal sich diese solidarisch zeigen. Bei gefühlter Ablehnung sind diese ein leichter Fang für die Radikalen und wer will sich schon in eine als feindselig empfundene Gesellschaft integrieren? Und Kriegstreiberei ist keine Ursachenbekämpfung, ohne die der Eskalationskreislauf nie zum Ende kommt. Aber leider habe ich eine kritische Anmerkung. Hier werden zu den zurecht verabscheuten tatsächlich rechten Positionen leichtfertig völlig zu unrecht besonnene Positionen in Geiselhaft genommen. Was Forderung nach Grenzschutz und ggf. -Schließung mit rechter Gesinnung zu haben, erschließt sich mir nicht, wenn man damit öffentliche Sicherheit als wesentliche Lebensvoraussetzung garantiert. Und hier geht es NICHT um die Flüchtlinge an sich, die als Schutzsuchende kein Gefährdungsfaktor sind, sondern Bindung der staatlichen Instanzen, die ihren eigentlichen Aufgaben nicht nachkommen. Chaotische Unterbringung und gesellschaftliche Perspektiven sind da auch noch gar nicht angesprochen. Grenzen und Grenzkontrollen sind außerdem so oder so nichts Unmenschliches und mit Hilfe für Schutzsuchende zu vereinbaren. Man kann nicht einfach Asylrecht gegen Sicherheit ausspielen und pauschal Ersterem Vorrang einräumen und Letzteres als rechte Spinnerei brandmarken. Leidergottes fühlen sich aber tatsächliche rechte Spinner dazu berufen, besonnenen Forderungen ihre Parolen hinzuzufügen und sich als Stimme der Mitte verkaufen zu wollen. Man hat es mit besonnenen, differenzierten Positionen schwer, nicht zwischen Populisten aller Couleur aufgerieben zu werden.

  3. Um hier überhaupt sich eine eigene Meinung bilden zu können, müsste sich der Mainstream und Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft erst einmal ehrlich machen.

    Fakt ist, die Ursachen von Terroranschlägen weltweit, sind in erster Linie im Westen mit seiner aggressiven, imperialen und Kolonialen Außenpolitik zu suchen. Solange aber der Westen mit gerade einmal 10% der Weltbevölkerung den Rest der Welt als seine Kolonien betrachtet und auch so behandelt, braucht sich niemand über Terror und Flüchtlinge beschweren. Die Arroganz und Ignoranz des Westens ist einfach nur noch unerträglich.
    Um es vorweg zu sagen: Meine Anteilnahme gilt den Opfern, aller Toten, den Verletzten und den unzählbaren Angehörigen der Opfer der Terroranschläge. Aber auch der ca. 1,0 Mio. Opfer durch die Völkerrechtswidrigen Kriege und Drohnen Einsätze des Westens in anderen Länder. Kein politisches Ziel, keine Ideologie ist es Wert, dass dafür Menschen ihr Leben lassen müssen. Jedes Menschenleben, das durch Gewalt ausgelöscht wird, ist ein Menschenleben zu viel.
    Aber die Arroganz und Ignoranz des Westens ist einfach nur noch unerträglich. Wenn ich im Westen in aller Regelmäßigkeit höre, und lese, wenn man von feigen Anschlägen spricht. Ja, stimmt, aber was sind dann westliche Drohnen Einsätze, und Völkerrechtswidrige Kriege? Hier werden zu sehr Ursachen und Wirkung verwechselt. Denn die Ursachen liegen in erster Linie an der imperialen aggressiven Kolonialen Außen Politik des Westens. Warum wird denn nicht gegen Waffenexporte im Westen protestiert? Warum nicht gegen Drohnen Einsätze? Warum nicht gegen völkerrechtswidrige Kriege des Westens? Warum nicht gegen Folter und Entführungen durch den Westen? Warum nicht gegen Guantánamo? Die reichen Länder schicken Drohnen, die armen Länder Terroristen.
    Warum nicht gegen die Destabilisierung von Ländern protestieren? Warum nicht gegen die Sanktionen des Westens protestieren? Warum nicht gegen das leer fischen der Meere durch westliche Fangflotten? Warum nicht gegen einseitige Handelsabkommen des Westens? Warum nicht gegen Landraub/Landgrapping? Warum nicht gegen die Privatisierung von Trinkwasser? Die Ursachen solcher Anschläge, liegen in den zum Teil o.g. Gründen.
    Die Menschen welche im Westen Terroranschlägen zum Opfer gefallen sind, scheinen mehr Wert zu sein, als Menschen aus anderen Kulturkreisen, wenn das anders wäre, dann würde man die Millionen Tötungen und Ermordungen, durch den Westen, an den Pranger stellen? Was sind mehr als eine million Tote, seit dem „War on Terror“ des Westens, im Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien usw.?

    Täglich sterben einhunderttausend Kinder an Hunger und deren Folgen von Hunger auf dieser Welt, während der Westen täglich Tonnenweise Lebensmittel wegwirft. Die Erderwärmung durch den Klimawandel, in erster Linie durch den Westen verursacht, aber zuerst die ärmsten Regionen der Welt zerstört? Wie sagte schon Jean Ziegler in seinem Buch sehr treffend: DER WESTEN EIN IMPERIUM DER SCHANDE“ Dem kann ich nur zustimmen. Würden die Medien und Verantwortlichen im Westen ihrer Verantwortung gerecht, dann würde man die Bürger im Westen darüber informieren, und in der Mehrheit nicht Terroranschläge verurteilen, aber deren Ursachen nicht.

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