Begriffsklärung: „Zu links“ heißt für viele „zu liberal“

In der Umfrage, die DER STANDARD am Wochenende veröffentlicht hat, fand sich ein interessantes Detail: die politische Selbstverortung der Befragten und deren gefühltes Verhältnis zu den verschiedenen abgefragten Politikerinnen und Politikern. Herr und Frau Mustermann sehen sich zwei Millimeter links von der Mitte, aber vor allem: als Mitte. Glawischnig sehen sie weit, Kern etwas, Griss und Strolz knapp links von sich, Mitterlehner und Kurz etwas, Strache und Hofer weit rechts von sich. Aber was verstehen die Befragten und was meinen unsere alltäglichen Diskurse eigentlich mit „links“? Man muss das perfekt klar sehen: „Links“ meint für die meisten Menschen gesellschaftliche Liberalität. Weltoffenheit, Internationalität, eine gewisse Intellektualität, Akzeptanz anderer Lebensstile und Ansichten, eine Skepsis gegenüber autoritären staatlichen Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicherheit, eine Verteidigung des Rechtsstaats auch dann, wenn es unpopulär wird, Kampf für Menschenrechte, Freiheit der Kunst, hohe demokratische Standards … all das wird unter „links“ verstanden. Aber das ist eigentlich eine Begriffsverwirrung: Es geht letztendlich um gesellschaftliche Liberalität, die umkämpft ist. Und „von links“ in die Mitte zu rücken, damit ist einfach gemeint, liberale Werte aufzugeben.

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