Rendi-Wagner: Im Schlafwagen ins Kanzleramt?

Um die Mehrheit für die Ibizakoalition zu brechen, müsste die SPÖ rund 27 Prozent holen, die Grünen 14, die Neos 8. Das ist gar nicht so unrealistisch.

Dass die ÖVP gerade so hypernervös ist, liegt wohl daran, dass auch sie weiß: In der Politik ist schon oft Favoriten beim Marathonlauf auf den letzten Kilometern die Luft ausgegangen. Natürlich kann auch Pamela Rendi-Wagner noch Sebastian Kurz einholen. Mehr: sie muss das nicht einmal. Ein starker zweiter Platz, mit starken Grünen plus respektablen Neos reicht auch aus.

Rendi-Wagners Schwäche war zuletzt ihre Partei. Die SPÖ-Leute machten Schnitzer, was auch die Frontfrau verunsicherte. Eine Handvoll egozentrischer Männer machen sich wichtig, was damit zu tun hat, dass sich die SPÖ-Leute in den vergangenen Jahren viele Wunden geschlagen haben, wegen dem Faymann-Sturz, den Diadochenkämpfen um die Häupl-Nachfolge und im Zuge des Kern-Abganges. Manchmal scheint es in der SPÖ fast wie bei Asterix in Korsika zuzugehen: Man ist verfeindet, selbst wenn man sich nicht mehr daran erinnern kann, weshalb.

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Pamela Rendi-Wagner ist das große Atout ihrer Partei. Sie kann schließlich ziemlich glaubwürdig verkörpern, dass sie mit der Ego-Politik der machtgierigen, ICH-bezogenen Männer in allen Parteien nichts zu tun hat. Und sie hat als Person noch eine Stärke: Sie kommt im persönlichen Gespräch herzlicher und sympathischer als praktisch jeder andere Politiker rüber.

Deswegen tourt sie jetzt auch durch die Lande zum volksnahen Handschüttel-Wahlkampf. Weil das auch positive Energie bringt, wird sie auch wieder lockerer. Auffällig ist, dass sich Rendi-Wagner mit emotionalen, positiven, fast unpolitischen Botschaften präsentiert. Damit hält sie sich abseits vom Gezänk und dem Schmutz, während sich Sebastian Kurz völlig unverständlicherweise persönlich in das kleinliche Spiel wechselseitiger Anschuldigungen begeben hat. Rendi-Wagner wird wohl versuchen, das Kontrastprogramm zu geben: positiv, leise statt laute Töne, mehr Konsens statt Gegeneinander. Die Themenlage ist ohnehin günstig für die SPÖ.

Gesundheit, Jobs, anständige Löhne, bezahlbare Wohnungen, Schule, Klima rangieren ganz vorne als Probleme bei den Leuten, Kurz‘ Leibthema Asyl und Migration ist nur mehr unter ferner liefen.

Rendi-Wagners Lage ist viel weniger aussichtslos, als manche glauben. Gerade in einem Wahlkampf, bei dem alle auf den Favoriten starren, ist es schon häufiger vorgekommen, dass die Nummer zwei im Schlafwagen ins Kanzleramt fuhr.

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