Sebastian „Das Opfer“ Kurz macht gerade Fehler am laufenden Band

Zu den Eigenheiten von uns Menschen gehört es, dass wir Leute gleich attraktiver finden, wenn sie von anderen Menschen auch attraktiv gefunden werden. Wem Erfolg nachgesagt wird, dem fliegt er zu. Wenn Ihnen jemand einreden will, dass er in seinem Urteil nicht von der Umwelt beeinflusst wird – glauben Sie dem kein Wort. Wir alle sind Herdentiere. Wir wissen es letztlich auch.

Das beeinflusst uns beim Handykauf, aber auch in den politischen Urteilen. Wenn alle Welt behauptet, Sebastian Kurz stehe für „Erneuerung“ und sei „talentiert“, dann beeinflusst das das Urteil und die Wahlumfragen. Klar: Sebastian Kurz‘ Ibiza-Koalition ist im Chaos zerbrochen. Er selbst wurde abgewählt. Sein Medien-Kontroll-Räderwerk scheppert nur mehr, seitdem seiner Partei die vielen hundert Ministersekretärsposten abhanden gekommen sind. Immer mehr Skandale der Türkis-Blauen-Regierungszeit kommen ans Licht. Aber seine persönlichen Werte sind weiter beeindruckend. In der Kanzlerfrage liegt er bei 45 Prozent.

Bleibt es dabei, wird Kurz die Wahl gewinnen. Das stellt die konkurrierenden Parteien vor ein Dilemma. Eigentlich müssen sie alles tun, um Kurz von seinen hohen Zustimmungswerten herunter zu holen. Anderseits müssten sie sich dann dauernd auf die Person Kurz konzentrieren, was ihn erst recht zum Polit-König macht, um den sich alles dreht. Greifen sie ihn nicht an, bleibt er der nette Überflieger – greifen sie ihn an, dann stellt er sich hin und sagt, er sei das arme Opfer.

Zweifellos eine bequeme Ausgangsposition. Aber so ganz ungefährdet ist auch der Möchtegern-Wieder-Kanzler nicht. Die ÖVP wirkt im Augenblick hypernervös. Das liegt vielleicht nur daran, dass Kurz ein Kontroll-Freak ist, dessen Nerven schon flattern, wenn er nur ein bisschen die Kontrolle verliert – wie jetzt bei der seltsamen Affäre um einen Kanzler-Sekretär, der mutmaßlich illegal, weil unter Angabe eines falschen Namens, Festplatten schredderte und aussagt, er könne sich leider, leider nicht erinnern, wer ihm dafür die Anordnung gab, was man eigentlich nur aus schlechten Mafia-Filmen kennt.

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Menschen haben ein sensibles Gespür. Ja, Kurz ist populär, aber es weiß letztlich auch ein jeder, dass er ein spezieller Charakter ist, der durch Intrigantentum und schmutzige Tricks hoch kam. Fast jeder, der mit Kurz zusammen arbeiten musste – von Mitterlehner bis Kern bis Kickl – will mit ihm nie wieder etwas zu tun haben. Glaubt noch irgendwer, dass das immer nur an den Anderen liegt? Neuerding passieren ihm auch Schnitzer, wie die Aussage, dass die Politik nur etwas für Leute wäre, denen Geld nicht wichtig sei. Ein österreichischer Bundeskanzler verdient 331.000 Euro im Jahr. Das als Taschengeld anzusehen, zeugt von gefährlicher Abgehobenheit.

Ein Jahreseinkommen von 331.000 Euro hält Sebastian Kurz also ernsthaft für wenig Geld. Den hart arbeitenden, normalen Leuten zeigt er damit, dass er mit ihrer Welt nichts zu tun hat. 

Der Eindruck bestärkt sich jedenfalls, dass Sebastian Kurz gerade massiv überzieht und Fehler am laufenden Band macht. Dauernd wirft er sich in eine Opferposition, was so bizarre Auswüchse annimmt, dass er und seine Partei mit viel medialem Getöse Internetblogs irgendwelcher Verrückten verbreiten, in denen irgendetwas Hässliches über Kurz verbreitet wird, nur um sich als Opfer darstellen– und in Manier des Dreckskampaignings unterstellen zu können, die Konkurrenz stehe womöglich dahinter. Diese ungute Strategie ist mittlerweile so auffällig, dass selbst die meisten der treuesten Bewunderer des Kanzlers in der Medienwelt von Kurz mittlerweile abgefallen sind. Und auch den normalen Politikkonsumenten, die normalerweise Details nicht so wahrnehmen, fällt das auf.

Was, wenn weitere, sogar krasse Machenschaften ans Licht kommen oder die Leute einfach das Gegeneinander satt haben, ohne das Kurz nicht auskommt? Jeder Bauer kennt das Wortspiel von der Regentonne: dass irgendwann ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt. Dann kippt alles, obwohl man vielleicht gar nicht weiß, warum gerade jetzt. Die größte Stärke von Kurz ist eigentlich nur mehr, dass sich viele Menschen bisher schwer jemanden von der Konkurrenz als Kanzler(in) vorstellen können.

3 Gedanken zu „Sebastian „Das Opfer“ Kurz macht gerade Fehler am laufenden Band“

  1. Die große Stärke ist eigentlich nur der Zerfall der demokratischen Institutionen, wie Parteien, Medien und das demokrarische Bewusstsein bzw. dessen Ethik.

  2. Man kann alle Leute eine Zeit lang zum Narren halten. Man kann auch einige Leute die ganze Zeit zum Narren halten. Aber man kann nicht alle Leute die ganze Zeit zum Narren halten. Abraham LINCOLN
    PS. Hoffentlich tritt das bald ein.

  3. Es liegt in der Natur dieser Menschen, dass sie selbst nicht erkennen, dass sie schon lange zum Täter geworden sind, obwohl sie in der Öffentlichkeit mit all ihrer Schauspielkunst und Raffinesse gekonnt das „Opfer“ mimen.
    In Kombination mit dem Hang zur Kontrolle und der Verweigerung von Anfang an sich der Öffentlichkeit und den Journalisten offen begegnen zu wollen, um sie Anteil haben zu lassen, zeigt die Angst vor Nähe, Offenheit und Toleranz. Hier vermisst man Züge einer demokratischen Auseinandersetzung und Verantwortung. Sie bleiben nur Lippenbekenntnisse. Das Interesse wird auf Macht, Image und Kontrolle beschränkt und so wird ein politisches Handeln vorgetäuscht und die Masse manipuliert. Eine narzisstische Meisterleistung, weil Macht die Möglichkeit nicht lernen zu müssen ist und sie geht Hand in Hand mit einer Empathielosigkeit, die auf Kosten von vielen Benachteiligten ausgespielt wird.

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