Metallteile in der Unterhose

Seit HC Strache keinen Schamanen mehr auf Steuerzahlerkosten engagieren kann, hat er Pech am laufenden Band. Da soll noch jemand sagen, Geisterheiler hätten keinen Nutzen.

Nun ist es wohl klar: Herr Strache wird sich demnächst politisch wieder betätigen. Böse Zungen würden hier jetzt anmerken, dass Strache seit Jugendtagen sowieso ein Experte für Wiederbetätigung ist. Ob das mehr eine extrem rechte politische Wiederbetätigung wird oder mehr eine in Spesenritter-Hinsicht, wird man sehen, aber die Erfahrung zeigt natürlich, dass man im Biotop der FPÖ das stets profitabel zu verbinden verstand.

Man lacht sich krumm, wenn Strache gleich wieder anmerkt, er werde den Kampf gegen Eliten und Establishment, das ihn zu Fall bringen wollte, mit altem Elan wieder aufnehmen. So schambefreit muss man erst einmal sein, als gefallener Raffzahn mit fettem Spesenkonto, und sich immer noch als Stimme des „kleinen Mannes“ gegen ein eingebildetes Establishment aufzuspielen. Im Vergleich zu Strache war ja jeder Bundeskanzler ein Geringverdiener, und es darf vermutet werden, dass die meisten auch noch das Taschengeld für die Kinder aus der eigenen Schatulle bezahlt haben. Am besten gefiel mir der Bericht eines ehemaligen Strache-Vertrauten, wonach der Chef bisweilen „Metallteile in der Unterhose“ getragen habe, weil ihm jemand einredete, diese hätten „heilende Wirkung“. Also, wie auch immer: Seit Strache keinen Schamanen mehr auf Steuerzahlerkosten engagieren kann, hat er Pech am laufenden Band.

Bei der Rest-FPÖ haben jetzt Herbert Kickl und Norbert Hofer das Sagen, oder besser, jeder der beiden hätte wohl gerne das Sagen. Die Herren sind im System Strache groß geworden und sagen nun, sie hätten nichts gemerkt. Hofer ist wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen, dass er mit den Herren Strache, Gudenus und Co. in Moskau antanzte und im mafiösen osteuropäischen Milieu schmutzigen Geldes vertragsmäßig Freundschaft schwor. Kickl sagt jetzt, er war da immer schon dagegen. Wenn mal Pause ist beim Schmutzwäsche-Waschen zwischen Strache und seiner Ex-Bande, dann werden sich Kickl und Hofer in die Haare geraten. Herbert Kickl, der ewige Kofferträger, will endlich auch einmal Nummer eins sein.

Manche Leute fragen, wie es sein kann, dass nach all dem noch immer knapp 14 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die FPÖ wählen wollen, und wie es denn möglich sei, dass Strache noch immer Anhänger hat. Es gibt auf diese Frage ein paar Antworten, aber keine ist schön.

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Antwort eins: Diese Leute sind in einer Info-Blase gefangen, werden seit Jahren nur mehr mit FPÖ-Botschaften beschossen und bekommen von der Realität gar nichts mehr mit.

Antwort zwei: Das ewige Wir-gegen-Sie und die Hasspolitik der FPÖ führen dazu, dass man den eigenen Leuten sowieso alles verzeiht, weil man die Welt als Kampf gegen das Andere auffasst.

Antwort drei: Wenn man sowieso gesagt bekommt, „die Politik“ ist korrupt, dann ist die Korruption der eigenen Leute eine lässliche Sünde.

Antwort vier: Je unpolitischer die Leute, umso mehr betrachten sie die Politik als Entertainment, und da gehören Stars, Sternchen und Skandale einfach dazu.

Antwort fünf: die Unverfrorenheit, mit der Strache und Co. eine mafiaähnliche Bereicherungsstruktur aufgebaut haben, findet auch Bewunderung. Das Halbseidene hat ja auch seine faszinierende Wirkung, und manche Leute verurteilen das nicht, sondern wären gerne selbst dabei, und sei es nur als kleiner Geldtaschenträger.

Gastkommentar in der „Österreich“, 16. 12. 2019

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