Einstudiert, gekünstelt, unehrlich

Regierungschefs, die Korruptionsbekämpfer wüst angreifen, haben üblicherweise? a) Ein Herz für Verfolgte! b) Wahrscheinlich verdammt viel Dreck am Stecken!

„Österreich“, 10. Februar 2020 

Dass die Politik schmutzig sei, ist ja ein verbreitetes Urteil. Bis zu einem gewissen Grad ist das unvermeidbar. Da der Vorteil der einen immer der Nachteil der anderen ist, ist man in der Politik immer versucht, den anderen einen Nachteil zuzufügen. Dabei sollte es zunächst primär darum gehen, wie man ein Land (oder eine Stadt oder kleine Gemeinde) vorwärts bringen kann. Dass jeder einzelne Politiker dabei auch an seinen kleinen persönlichen Vorteil denkt, ist natürlich schwer zu vermeiden: Niemand wird gerne abgewählt. Kein Mensch verliert gerne seinen Job. Und die „hehre Sache“ bringt man ja auch nicht voran, wenn man nicht gewählt wird. Die großen Ideale und die persönlichen Vorteile sind im Alltag gar nicht zu trennen.

Das alleine wäre nicht schlimm. Wo Menschen sind, da menschelt es eben.
Problematisch wird es dann, wenn „die Sache“, das „große Ideal“ gar nicht mehr erkennbar wird, wenn alles nur mehr „Show“ ist. Und sich die Vernunft verabschiedet.

Aufreger der Woche: Da wird bekannt, dass Sebastian Kurz in einem „Hintergrundgespräch“ mit Journalisten, von dem er dachte, es würde vertraulich bleiben, rüde und wüst über die Korruptionsstaatsanwaltschaft hergezogen ist.

Interessant: Wenn die Kameras eingeschaltet sind versucht Sebastian Kurz immer lieb und höflich zu sein und den Lieblingsschwiegersohn der Nation zu spielen. Weil er weiß, dass das gut ankommt. Im realen Leben ist er offenkundig ein ganz anderer.

Wenn ein Bundeskanzler, gegen dessen Parteifreunde die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt, Richter und Staatsanwälte angreift, dann gibt es natürlich zwei Möglichkeiten. Entweder er hat ein ehrliches Mitgefühl für Leute, die von der Justiz viel zu hart verfolgt werden. Oder er und seine Netzwerke haben soviel Dreck am Stecken dass sie zum Gegenangriff übergehen. Welche Version da wohl wahrscheinlicher ist?

Aber zu diesem Eindruck, dass es einfach nicht ehrlich zugeht, trägt auch der tägliche Showcharakter unserer Politik und öffentlichen Debatten bei. Dass viele Spitzenpolitiker nicht sagen, was sie sich denken, sondern das, von dem sie glauben, dass es gut ankommt. Dass sie auswendig gelernte Sätze abspulen.

Sebastian Kurz‘ ÖVP hat es dabei zur Weltmeisterschaft gebracht, aber eben auch so übertrieben, dass das jetzt, wie Ex-ÖVP-Grande Franz Fischler im Magazin „Datum“ sagt, so „gekünstelt“ wirkt, dass die Unehrlichkeit jedem auffällt. Unbestrittener Champion ist die Staatssekretärin Karoline Edtstadler, die im Fernsehen in die größten Nöte gerät, wenn die gestellten Fragen nicht zu ihren einstudierten Antworten passen. Sie antwortet dann einfach trotzdem das, was sie auswendig gelernt hat, was dann fast so lustig ist wie die crazy Untertitel bei der Regierungsangelobung in der ORF-Mediathek.

Unbestrittener Champion in der Künstlichkeits-Liga ist die Staatssekretärin Edtstadler, die in die größten Nöte gerät, wenn die gestellten Fragen nicht zu ihren einstudierten Antworten passen. Sie antwortet dann einfach trotzdem das, was sie auswendig gelernt hat, was dann fast so lustig ist wie die crazy Untertitel bei der Regierungsangelobung in der ORF-Mediathek.

Es wäre doch viel besser, wenn die, die öffentliche Ämter ausfüllen, einfach vernünftige Antworten auf vernünftige Fragen zu geben versuchen. Die Bürger würden das goutieren, selbst bei den angeblich so polarisierten Themen wie Integration. Auch der gutmenschlichste Grün-Wähler weiß natürlich, dass plötzliche, schnelle Massenmigration Probleme verursacht. Und jeder FPÖ-Wähler weiß, dass es verrückt und völlig gaga ist, gut integrierte und fleißige Lehrlinge oder Altenpfleger abzuschieben.

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