So sind wir nicht!

Wir Österreicher lassen keine Kinder im Dreck verkommen.

Österreich, September 2020

Die Bundesregierung, allen voran der Bundeskanzler Sebastian Kurz und Außenminister Alexander Schallenberg sind also der Meinung, man solle Flüchtlingskinder im Morast von Lesbos verkommen lassen. Und dabei gibt es zwei Seiten dieser Angelegenheit, die man auseinanderhalten sollte. Einerseits geht es dabei um die Kinder. Sie hätten endlich ein sicheres Dach über dem Kopf und könnten wie Kinder aufwachsen. Aber es geht natürlich auch um uns selbst, um die Frage, wer wir sein wollen: Wollen wir Menschen sein, denen das Leid anderer egal ist? Oder wollen wir Menschen sein, die dann, wenn das für uns möglich ist, Leuten helfen, wenn sie das brauchen?

Es geht dabei immer um unser Selbstbild.

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Zyniker sagen dann gerne, wir können ja nicht die ganze Welt aufnehmen und nicht allen helfen. Aber das hat ja auch niemand behauptet. Doch das kann kein Argument dafür sein, Leute in den Dreck zu treten, wenn man auch anders könnte. Klingt jetzt hart formuliert? Aber so ist es letztlich. Stellen wir uns vor, ein hilfsbedürftiges Kind schleppt sich bei uns über die Grenze: Treten wir ihm ins Gesicht damit es wieder zurück kullert, oder packen wir es ein und geben ihm warmes Essen? Jeder von uns würde natürlich helfen. Dass die Kinder in Griechenland – also etwas weiter weg – sitzen und wir nicht selbst zutreten müssen, ändert daran nichts Grundlegendes.

13.000 Menschen sind in Moria eingepfercht auf einem Platz, der für knapp 3000 Leute geplant war. Davon wenige hundert unbegleitete Kinder und Jugendliche, und ein paar Tausend Kinder und ihre Mütter und Väter. Es geht dabei höchstens um 4000 Leute. Für Europa wäre das ein Klacks, zumindest die Kinder und ihre Familien heraus zu holen. Wenn große Länder 500 Leute nehmen und das kleine Österreich 100 dann ist das schon erledigt. Zumindest die Verwundbarsten zu schützen ist eigentlich das zivilisatorische Minimum. Und Moria ist seit Jahren die Hölle. Selbst ärmere Länder in Afrika oder die Türkei schaffen es menschenwürdigere Lager einzurichten. Wer dafür eintritt, Kriegsflüchtlinge an der EU-Außengrenze aufzuhalten, muss sie auch menschenwürdig unterbringen. Damit hat sich Sebastian Kurz aber keine Minute beschäftigt.

Also holt die Kinder und die Familien heraus. Das ist das Mindeste.

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