Revolte der Würde

Der Arbeitskampf bei MAN in Steyr

Vergangene Woche haben die Beschäftigten des MAN-Werkes in Steyr über den „Rettungsplan“ abgestimmt, der ihnen vorgelegt worden war – und haben mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Der Hintergrund: MAN, das zum deutschen VW-Konzern gehört, will das Werk schließen, der Großindustrielle Sigi Wolf wollte übernehmen. Von knapp 2000 Beschäftigten hätten 800 ihren Job verloren, die „Überlebenden“ hätten 15 Prozent weniger Nettolohn erhalten. Das hat die Belegschaft jetzt verworfen.

Womöglich findet sich aber noch ein vernünftigeres Konzept. Womöglich schaltet sich auch noch die Bundesregierung ein, die bisher so tut, als gingen sie tausende Jobs im oberösterreichischen Kernland nichts an – oder die einfach mit ihren Skandalen beschäftigt ist und keine Zeit für Arbeiter und Angestellte hat.

Ob das „Nein“ am Ende klug oder nicht so klug war, lässt sich heute nicht sagen. Aber eines ist jetzt schon klar: Es war so etwas wie ein Aufstand der Würde.

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Dieses LKW- und Nutzfahrzeugwerk hat eine große Geschichte. Sie begann mit den „Waffenfabrik“ des Gründers Josef Werndl vor 150 Jahren, LKW- und Autoproduktion kamen dann später dazu. Als „Steyr Daimler Puch“ war der Konzern eines der größten Unternehmen des Landes, das von Panzern bis zum Traktor und zum Fahrrad alles im Portfolio hatte. Ein großer Konzern, mit stolzen und höchstqualifizierten Arbeitern. Aber mit der Krise der achtziger Jahre setzte die Umstrukturierung ein, MAN, BMW und andere Firmen filetierten das Unternehmen, modernisierten, automatisierten. Dauernd Kündigungswellen, dauernd Abbaupläne, dauernd ein Zittern und Entsolidarisierung. Das hörte seit 30 Jahren nicht auf. An jeder Weggabelung setzte es die Erpressungen: Wer nicht zu Kreuze kriecht, der ist schuld, wenn alle Jobs verloren gehen. So wie jetzt wieder. Es ist wohl auch diese Erfahrung der vergangenen 35 Jahre die jetzt zu dem „Nein“ beigetragen hat. Dass sich die Leute nicht mehr gegeneinander ausspielen lassen wollen, weil sie auch eine Würde haben.

Wer weiß, vielleicht ist so ein Revolte der Würde ja letztendlich genau das, was längst überfällig ist.

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