Sozialismus ist ein normales Gefühl

„Wir sind alle in Gefahr“: Der „linke Konservative“ Pier Paolo Pasolini hat uns heute vielleicht mehr zu sagen als wir denken.

Mein Steady-Newsletter von dieser Woche.

In einem Text über Pier Paolo Pasolini las ich unlängst den schönen Satz, „Sozialismus ist eine ‚natürliche Sache‘“. Das mag den einen oder die andere an die Formulierung Bertolt Brechts erinnern, der den Kommunismus „das Einfache / Das schwer zu machen ist“ nannte. Freilich: Die Verwandtschaft ist nur eine Scheinbare. Bei Brecht ist von einer planmäßig etablierten Ordnung die Rede, die es erst zu schaffen gelte. Diese Ordnung sei eine Einfache, aber unermesslich schwer herzustellen. Das ist eine Weltumbau-Phantasie. Eine Weltbaumeister-Phantasie.

Wenn für Pasolini der „Sozialismus eine natürliche Sache“ war, dann geht es dabei um etwas vollkommen anderes: die Rede ist vom intuitiven sozialistischen Empfinden, einer natürlichen sozialistischen Lebensführung, die tief in den Werten der einfachen Klassen begründet ist. Etwa: Dass man hilft, wenn jemand Hilfe braucht. Dass diese Empfindungen in den alltäglichen Lebensführungen der popularen Klassen wurzeln. Dass man die paar Euro dazu legt, wenn einem Rentnerpaar demnächst Geld beim Einkauf fehlt. Oder: Dass man im Viertel, im Wohnblock, zusammenhält – oder im Dorf. Dass die einfachen Leute sich auf Augenhöhe begegnen. Dass man in der Firma, in der Fabrik, am Bau, im Büro, im Lieferservice, Solidarität übt, sich niemand für etwas Besseres hält. Dass man rebelliert, gegen die Chefs und die, die einem Kommandieren wollen. Dass das Gegeneinander, der Kampf aller gegen alle, eine unnatürliche Sache ist, dass die Gier, eine Position zu erringen, die einem erlaubt, auf andere herabzusehen, eine unnatürliche Sache ist. Dass dieser Kampf um Status, Wichtigkeit, Prominenz und Distinktion eine perverse Sache ist. Nicht, dass es all das nicht gibt, aber ….

Hier weiterlesen auf meiner Steady-Site.

Falls ihr die wöchentlichen Essays mit einem monatlichen Beitrag von 5 Euro unterstützten wollt, bedanke ich mich schon im Voraus!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.