Eigentlich sind Poptheorie und -diskurs ja nicht meine großen Stärken. Dennoch präge ich dieses Genre seit 15 Jahren, was ich erst jetzt richtig bemerke. Das kam so: Vor 15 Jahren fand in Rostock ein ausländerfeindliches Pogrom statt. Da sich das angekündigt hatte, war ich aus Berlin rechtzeitig angereist – was mich, nebenbei gesagt, von der Polizei unterschied. Die hatte nur ein paar Mecklemburger Regimenter vor Ort und war deshalb restlos überfordert.
Jedenfalls sahen die Jugendlichen in Rostock, die dort ein Ausländerwohnheim abfackelten, nicht alle nach Nazi aus. Ich schrieb damals in meinem Report für "profil":
Der 16jährige Alex fand die Randale einfach "bullig". Eigentlich lebt er gerne in Lichtenhagen, erzählt er. "Wenn die alle erst einmal weg sind, ist das das beste Viertel hier." Außerdem hätte er Spaß daran, daß hier endlich einmal etwas los ist. Von einem Skinhead hat Alex nichts an sich. Ein schickes rotes Stirnkäppchen trägt er am Kopf. "Malcolm X" steht auf der Stirnseite, der Name des militanten schwarzen Bürgerrechtlers aus den USA.
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