FS Misik 72: Können wir uns die Reichen noch leisten?


„Get the rich“ – „Schnappt Euch die Reichen“ – lautete die Titelgeschichte des „Economist“ der Vorwoche und im Blattinneren gibt es ein Extra über „Aufstieg und Fall der Wohlhabenden“. Seit in der SPÖ ein Programmpapier unter Federführung von Franz Voves kursiert, in dem es um mehr Umverteilung und mehr staatliche Wirtschaftslenkung geht, tobt auch hierzulande der Streit um eine „Reichensteuer“. Ist sie ökonomisch nützlich? Ist sie gerecht? Tatsächlich ist es fraglich, ob wir uns die Verhätschelung der Vermögenden noch länger leisten können. Ökonomisch ohnehin. Wichtiger ist aber möglicherweise: Wenn zu viele Menschen das Gefühl haben, dass Fairnessregeln stetig grob verletzt werden, dann sieht es schlecht aus für eine Gesellschaft.

FS Misik 72: Können wir uns die Reichen noch leisten? weiterlesen

FS Misik 71 „Lieber Faymann, wo ist die SPÖ, die das trägt?“


Werner Faymann hat uns eine Video-Botschaft geschickt. Das schöne am Web 2.0: Jetzt können wir alle zurückreden. Robert Misik fängt schon mal an. „Sie wissen ja“, erkärt er dem Kanzler, „in unserem Gemeinwesen, da gibt es verdammt viele, die müssen sich und ihre Kinder mit tausend Euro im Monat durchbringen. Und dann gibt es, beispielsweise, andere, für die ist das ein Kinderspiel, in 54 Minuten eine Kaution von 100 Millionen Euro zu überweisen. Schön, dass Sie das ändern wollen. Aber schade, dass sie uns nicht gesagt haben, wie sie das ändern wollen.“

FS Misik 71 „Lieber Faymann, wo ist die SPÖ, die das trägt?“ weiterlesen

FS Misik Folge 70: Strache, der „Bumsti“ aus Erdberg


Als HC läßt er sich rufen, seitdem ihn seine Marketingstrategen zum flotten Oppositionsführer stylten. Für Famile und Freunde war der kleine Strache aber immer der „Bumsti“, enthüllten nun Nina Horaczek und Claudia Reiterer in ihrer eben erschienen Biographie des FPÖ-Chefs. Aber seien wir ehrlich: Hat HC nicht etwas Unangemessenes, Aufgeblasenes – während „Bumsti“ ein schöner Name für Strache ist? Hat er nicht immer noch so etwas Bumstihaftes?
Anmerkung: Eine Sequenz des benützten Filmmaterials stammt aus Herwig Höllers empfehlenswerten Videoblog „Aktuelle Kamera“. Zu finden hier: http://www.falter.at/web/print/akoe.php

FS Misik Folge 70: Strache, der „Bumsti“ aus Erdberg weiterlesen

FS Misik Folge 69: Ist der Kommunismus die Alternative


Communism, a viable alternative?“ fragt der britische „Guardian“. Ganz ernst gemeint ist das nicht. Aber natürlich steht die Frage im Raum: Was kommt nach Krise und Depression? Läuft alles weiter wie bisher? Kommt ein Kapitalismus mit ein paar Regeln mehr? Jedenfalls sollte man beginnen, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wie eine neue Organisation von leben, arbeiten, wirtschaften aussehen könnte. Krisenbewußtsein grassiert an allen Ecken, aber utopisches Bewußtsein, das gibt’s nicht mehr. Aber das könnte sich ändern. Denn Krisen waren immer auch Verwandlungs-Zeiträume.

FS Misik Folge 69: Ist der Kommunismus die Alternative weiterlesen

Nachdenken über Josef P.


Mit Josef Pröll hat sich der Politikstil in der ÖVP-Führung merkbar verändert. Das ist gut so. Dennoch ist die Performance des Vizekanzlers und Finanzministers verbesserungswürdig. Gerade die Finanzkrise scheint den Minister zu überfordern: Erst das mißglückte Lobbying für ein Bail-Out der osteuropäischen Staaten (in Wirklichkeit für ein Bail-Out der österreichischen Banken), danach die Verbrüderung mit den Steuer-Schurkenstaaten in Sachen Bankgeheimnis. Dazwischen das Lavieren im Lehrerstreit („Ich lasse mich da nicht hineinziehen“). Irgendwie ist nicht die Zeit für solche Spasseteln.

Nachdenken über Josef P. weiterlesen

FS Misik 67: Wir trennen jetzt Staat und Religion


Nachdem die Religionen in den vergangenen Jahren immer offensiver in den öffentlichen Raum drängen, gibt es jetzt dazu Gegenbewegungen. In Österreich hat sich eine „Laizismus-Initiative“ gegründet, auch die Privilegierung der Religionen im Schulunterricht wird wieder vernehmbarer kritisiert. Religiöse Repräsentanten nehmen es wie selbstverständlich, für ganze Bevölkerungsgruppen zu sprechen – auch wenn sie oft nicht viel mehr repräsentieren als sich selbst. Die mittlerweile zweitgrößte „Glaubensgemeinschaft“ kommt dagegen eher selten vor: die derjenigen ohne religiöses Bekenntnis. Das dürfte sich jetzt ändern. Dabei geht es den Laizisten nicht um einen Kampf gegen die Religionen. Jeder soll glauben, wozu er lustig ist. Aber er soll damit niemanden belästigen. Und er soll den Staat nicht für sich einspannen.

FS Misik 67: Wir trennen jetzt Staat und Religion weiterlesen

Das Pathos der Intensität


Kommende Woche präsentiert Anja Plaschg alias Soap & Skin ihr Debütalbum. Das wird jetzt schon als Ereignis des Jahres gefeiert. Was ist es aber genau, was die junge Frau beim Publikum auslöst? Wir haben kulturelle Skripts im Kopf: Über das Genialische der Jugend, über die Intensität der Kunst und die Künstlerin, die sich selbst verzehrt. Es gibt da auch ein romantisches Ideal der Intensität. Wie jedes Ideal wird es heute gerne belächelt von uns Bescheidwissern. Und wie jedes Ideal ist auch dieses nicht auszurotten. Und das ist gut so

Das Pathos der Intensität weiterlesen

Warum soll WIR für IHRE Krise bezahlen?


Jahrelang türmten Investoren Reichtümer und Risiken an – und gerierten sich, „Leistungsträger“ genannt, auch noch als moralische Autorität, die den kleinen Leuten unternehmerische Tugenden predigten und deren „Vollkaskomentalität“ verspotteten. Jetzt dürfen die Bürger diese „Leistungsträger“ mit ihrem Steuergeld retten. Und im Extremfall zweigen diese sich auch noch von den Hilfsgeldern ein paar Millionen für ihre Boni ab. Ist das alles gerecht? Bestimmt nicht. Alternative gibt es dazu freilich auch keine gute. Aber kreativ darüber nachdenken sollte man schon, wie man es anstellen könnte, dass die, die jetzt blechen müssen, demnächst nicht wieder die Dummen sind.

Warum soll WIR für IHRE Krise bezahlen? weiterlesen

FS Misik Folge 64: WIe dramatisch ist die Wirtschaftskrise wirklich?


Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird immer schlimmer und langsam müssen wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass ein totaler systemischer Kollaps nicht unmöglich ist. Die Bankenrettungsprogramme des Herbstes haben einen Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems fürs erste verhindert – aber nicht mehr, wie man jetzt sieht. Wenn die wertlosen Werte in den Bilanzen der Finanzinstitute real bewertet würden, wären wohl die meisten Banken der Welt insolvent. Und dann sind die Rettungskapazitäten auch der reichsten Ländern überfordert. Aber was dann? Gründen wir dann neue Banken? Kleines Extra als Warenkunde: der Crossplayer, der trendige MP-3-Player für Katholiken im schicken Kreuz-Design.

FS Misik Folge 64: WIe dramatisch ist die Wirtschaftskrise wirklich? weiterlesen

Ist Katholizismus heilbar?


Was, wenn aus Robert Misiks Mund Satan spricht, so wie aus den Harry Potter Romanen? Man kann ja nie wissen. Deshalb sollen diesmal in FS Misik vornehmlich Pfarrer Gerhard Maria Wagner, der designierte Weihbischof von Linz, seine Freunde von gloria.tv, die Piusbrüder, auf die man neuerdings in Rom so viel hält und Bischof Richard Williamson das Wort erhalten. Ein Glaubenspaket, plus Serviceelement: Kirchenaustritt leichtgemacht!

Ist Katholizismus heilbar? weiterlesen

FS Misik Folge 62: Die Schottermizzi


Härte, gemildert durch Unfähigkeit
Der Fall der Familie Zogaj, der Fall des ermordeten tschetschenischen Regimgegners Umar Israilov, das Gezerre um das Bleiberecht – Innenministerin Maria Fekter hüpft derzeit von einem Fettnäpfchen ins nächste. Selbst Peter Rabl, großer ÖVP-Ferne unverdächtig, hält die „eiserne Lady“ schon für einen Fall für die Verschrottungsprämie. Aber die harte Schottermizzi hat auch ihre komischen Seiten. Und sie hat ein großes Talent zur unfreiwilligen Selbstpersiflage.

FS Misik Folge 62: Die Schottermizzi weiterlesen

FS Misik Folge 61: Es lebe das Pathos!


Obamas Amtseinführung und seine ersten Präsidententage – das waren Abfolgen pathetischer Momente. Ergreifend war es, als Bruce Springsteen und die Protestsonglegende Pete Seeger beim Konzert für Obama „This Land is my Land“ sangen, diese alte Hymne der amerikanischen Linken. Freilich, heute hat das Pathos einen schlechten Ruf. Man rückt es in die Nähe falscher Gefühlsduselei. Und die pathetische Rede operiert mit vielfach beschädigten Vokabular. Wer kann heute von von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sprechen ohne rot zu werden? Aber auch der Generalverdacht gegenüber dem Pathetischen ist allzu billig. Das postmoderne Subjekt hat sich eine ironsiche Haltung gegenüber allem antrainiert – von Zynismus ist das oft nur schwer zu unterscheiden. Zyniker haben die Welt noch nie verbessert. In diesem Sinne: Ein Hoch auf das Pathos!

FS Misik Folge 61: Es lebe das Pathos! weiterlesen