„Für eine Kultur des Aufhörens“

Eineinhalb Jahre lang machte sich ein Kreis aus Künstlern, Autoren, Kulturmanagern und Kulturpolitikern Gedanken darüber, wo es hingehen soll mit der Wiener Kunstszene – und was da die Politik tun kann. Das Ergebnis ist ein Memorandum; ein Blog, mit Hilfe dessen einzelne Diskussionsthemen noch einmal vertieft werden sollen; auch einen Kongress soll es im Juni geben. Für den Blog „Wiendenktweiter“ habe ich folgendes Videointerview gegeben.

 

Eine neue Sprache für die Linke?

Ein ganz toller Event steigt kommende Woche in Wien: George Lakoff, der progressive amerikanische Linguist, spricht auf der Konferenz der EAPC, der „European Association of Political Consultants“ im SAS Radison Hotel – also gewissermaßen der Konferenz der europäischen Politikberater. Lakoff wirft in seinen Büchern seit vielen Jahren die Frage auf, welche Sprache die demokratische Linke anschlagen muss, um mit den Emotionen der Bürger zu „connecten“. Und er beschreibt auch immer wieder sehr überzeugend, auf welche Weise das den Konservativen und den populistischen Rechten gelingt. Ich habe in einer uralten Folge von FS-Misik, die ich hier noch einmal verlinke, die Grundthesen Lakoffs zusammengefasst.

 

 

Bücher von Lakoff sind auf Deutsch leider nur ein paar zu haben. Empfehlenswert ist das Buch „Auf leisen Sohlen ins Gehirn“:

 

 

Das Programm der Tagung, die am Freitag beginnt, findet sich hier. Allerdings ist die Tagungsgebühr von 750.- Euro für Fachkonferenzen nicht unüblich, aber für Normalpublikum eher prohibitiv. Für Bundesgeschäftsführer, Wahlwerber, Bundeskanzler und sonstiges Personal progressiver Parteien dürfte, soviel Werbung sei erlaubt, das Geld dennoch sinnvoll investiert sein. Ich werde hier Ende kommender, spätestens Anfang übernächster Woche von Lakoffs Auftritt und der Tagung berichten.

www.misik.at ruft auf: Am Sonntag Heinz Fischer wählen!

„Ich meine, dass man am kommenden Sonntag Heinz Fischer wählen muss. Das ist eine Wahlempfehlung, nichts Unübliches für seriöse Medien, aber nach meiner Meinung in diesem speziellen Fall sogar eine Notwendigkeit: Keine Wahlempfehlung abzugeben wäre hier ein Versäumnis“ – so schreibt Christian Rainer in seinem dieswöchigen Leitartikel im „profil“.

 

Üblich oder unüblich – egal. Auch ich möchte hier eine Wahlempfehlung abgeben. Und Ihnen oder Euch hier einfach sagen: Geh zur Wahl am Sonntag. Und wähle Heinz Fischer.

 

Dafür sprechen zunächst die unsäglichen Alternativen: Angesichts der eidestattlichen Rosi und des christlichen Fundamentalisten wäre es einfach deppert, wenn Heinz Fischer nicht annähend achtzig Prozent der Stimmen erhalten würde. Aber auch der Kandidat selbst rechtfertigt diese Wahlempfehlung: Fischer ist ein grader Michel, der das Herz am rechten Fleck hat. Man mag ihm vorwerfen, dass er charakterlich ein bisschen sehr zu Hinsichtl und Rücksichtl neigt und nicht der größte Meister im Klartext-Reden ist. Ich finde das in diesem Amt aber nicht einmal so problematisch. Eher würde ich sagen: Fischers Charaktereigenschaften passen ganz gut zur Jobdescription des Bundespräsidenten.

 

Ich wähl‘ ihn gerne. Das Gefühl hab ich in den letzten Jahren eher selten bei einer Stimmabgabe gehabt.

 

Natürlich wird die Wahlbeteiligung diesmal niedrig sein, nicht nur wegen der „Weiß-Wählen“-Kampagne der ÖVP. Und das ist auch nicht so tragisch, das braucht man auch nicht unnötig überbewerten. Natürlich werden viele Leute eine Wahl schwänzen, bei der vorher schon klar ist, wer sie gewonnen haben wird.

 

Aber gerade deshalb sag ich: Geh trotzdem hin. Wenn Du am Sonntag Abend die Nachrichten durchscannst und siehst, dass Frau Rosenkranz 20 Prozent der Stimmen hat, willst Du bestimmt nicht dran mitschuld gewesen sein.

 

Also: Wählen gehen. Der Aufwand hält sich ja in Grenzen. Gewiss,  der Nutzen auch, aber er ist auch nicht Null. So einfach ist das. That simple.

Mehr Gleichheit macht glücklich

Der Soziologe Richard Wilkinson und die Medizinerin Kate Pickett belegen mit einem Gebirge an Datenmaterial, dass gerechtere Gesellschaften für alle gut sind – und dass ungerechte Gesellschaften alle krank machen. Eine fulminante Studie. Wahrscheinlich das Buch des Jahres! Berliner Zeitung u. Der Standard, März und April 2010

 

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Ein paar Eindrücke aus Bukarest

Gerade komme ich aus Bukarest zurück, wo ich auf Einladung von Eurozine und dem rumänischen Kulturmagazin Dilema Veche mit dem ehemaligen rumänischen Finanzminister und Europaparlamentarier Daniel Dăianu über die Finanzkrise disktutiert habe. Und die Wirtschaftskrise. Über die Debatte selbst gibt es wenig zu berichten, Dăianu gehört zwar der Liberalen Partei an, ist aber ein Liberaler im Sinne von Keynes – also gabs kaum nennenswerte Auffassungsunterschiede zwischen ihm und mir.

Blick auf Bukarest

rumänien 2.jpgSpannend war vor allem eines: Als der Moderator, Dilema-Veche-Chefredakteur Mircea Vasilescu die Frage aufwarf, ob die Finanzkrise eine neue Spaltung zwischen dem relativ stabilen „alten“ Westeuropa und stark krisengeschüttelten Ländern Osteuropas bewirke, bemerkte Dăianu, dass sich eigentlich eine andere Frontstellung herauskristallisiere: Länder wie Deutschland, Österreich, Schweden, Frankreich, Dänemark seien einigermaßen stabil, osteuropäische Länder wie Polen und Tschechien ebenfalls, Ungarn und Rumänien hätten ihre Probleme, könnten sich aber an diese adaptieren. Die große Krisengrenze verlaufe aber zu den südlichen Mitgliedern der Währungsunion, deren Probleme die Union zerreißen könnten.

 

rumänien 1.jpgDiese Ansicht hat schon etwas für sich. Sprechend war aber auch, dass Dăianu sich eine ganz kleine, sichtbare Prise Schadenfreude nicht unterdrücken konnte, oder anders gesagt, Stolz von der Art: Wir sind stabiler als große westliche Länder wie Spanien, Griechenland, Italien.

Eurozine-Chefredaktuer Carl Henrik Fredriksson in der Redaktion von „Dilema Veche“

Nachher beim Abendessen habe ich Dăianu noch gefragt, ob er denn meine, dass Rumänien besser durch die Krise kam, weil es nicht Mitglied der Eurozone ist. Seine klare Antwort: „Ja.“ Weil das Rumänien die Möglichkeit gab, sich entsprechend der eigenen Probleme zu adaptieren – die Währung abzuwerten und damit an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Das ist zwar für jene Rumänen schlimm, die Kredite in Euro aufgenommen haben und jetzt dementsprechen höhere Raten zu bezahlen haben, aber für die Wirtschaft als ganze ist es gut.

Ach ja, eins noch: Wer das hiesige Gekeppel über „die Rumänen“ im Ohr hat, wird von Bukarest ziemlich positiv überrascht sein.

Die krause Logik der Sozialstaatsfeinde

Die Solidarität, Zeitschrift des ÖGB, März/April 2010. Download hier.

 

Die Wirtschaftskrise geht in eine lähmende Stagnation über, die Arbeitslosigkeit steigt, freie Stellen sind rar – und wie das Amen im Gebet folgt der populistische Angriff auf den Sozialstaat. Österreichs Finanzminister Josef Pröll keppelt im Wochentakt gegen jene, die seiner Meinung nach in der „sozialen Hängematte“ liegen. Das ist nicht ganz so schrill, meint aber in der Sache das gleiche wie die Skandalreden des deutschen Außenministers Guido Westerwelle, der gegen Hartz-IV-Empfänger hetzt, diese frönten „anstrengungslosen Wohlstand“.

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Fisherman’s Friends

Ihr „embedded Blogger“ berichtet vom Heinz Fischer Wahlkampfauftakt im Wiener MAK 

 

blogger 3.jpg

Noch ein paar Minuten, bevor Heinz Fischers Wahlkampfauftakt beginnt. Zeit, noch ein paar Fragen zu stellen. Eine könnte lauten: Was mach ich hier?

Also: Weil das auch in Österreich langsam auf die Sprünge kommen soll, dass Blogger auch im politischen Kerngeschäft als mediale Stimme neben den „normalen Medien“ wahrgenommen werden, haben Heinz Fischers Wahlkampfmanager Blogger engagiert eingeladen, von hier zu berichten. Nun bin ich natürlich kein Blogger sensu strictu, aber bitte. Das hier ist ein Blog. Und ich find das spannend, dass hier langsam die traditionellen Grenzen aufgeweicht und verschoben werden. Wenn man da dabei mitmachen kann, warum nicht.

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