Die Schüssel-Haider Koalition ist Geschichte, die SPÖ wieder stärkste Partei. Aber was folgt daraus? Ein Kommentar für den Standard, Ausgabe 2. Oktober. (Fertiggestellt 1. Oktober, 19 Uhr)
Wir Latinos
Mit Evo Morales und Hugo Chavez hat die westliche Linke wieder zwei Darlings aus Lateinamerika. Sie repräsentieren die Sehnsucht nach einer Alternative und rufen doch auch kolonialistische Imagos ab: die vom guten Eingeborenen, der noch Zugang zum „Echten“ hat. taz, Mai 2005
Was zur Wahl steht – Von Isolde Charim
Am Sonntag ist Nationalratswahl. Gut möglich, dass es einige Überraschungen gibt. Denn das die Wochen der Falschrede keine exzentrischen Reaktionen des Publikums nach sich ziehen, ist kaum vorstellbar. Als Einstimmung hier unter der Rubrik "Fremde Federn" ein Kommentar von Isolde Charim aus dem aktuellen Falter.
Werden wir immer dümmer, Herr Liessmann?
Dieser Tage erschien Konrad Paul Liessmanns Buch "Theorie der Unbildung", ein feuriges Pamphlet gegen die jüngsten Universitätreformen, die Ranking-Kultur in der Bildungsdebatte und einen blinden "Reformgeist". Für den "Falter" habe ich mich mit Liessmann über seine Thesen unterhalten.
Heldenzeit
Die Wende – irgendwie vorbei, aber eine Vergangenheit, die nicht vergehen will. Aus Anlass der Nationalratswahlen vom kommenden Sonntag der Rückblick auf fünf Jahre Wende, erschienen im Falter, Jänner 2005.
Warum wurden Schwedens Sozialdemokraten abgewählt, Herr Palme?
Der Trend- und Sozialforscher Joakim Palme, Sohn des legendären schwedischen Ministerpräsidenten Olaf Palme, erklärt, warum die Sozialdemokraten die Reichstagswahlen verloren haben. Profil, 25. September 2006
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Ihre Moral und unsere
In der politischen Akademie der ÖVP scheinen sie die Zeit mit dem Lesen von Misik-Texten zu verbringen. Muss kein Schaden sein, gibt es in der Partei doch gewiss Leute, die ihr Leben mit nutzloseren Dingen verbringen. Nachdem schon VP-Akademie-Direktor Burkert-Dottolo in der "Wiener Zeitung" seinen Lesern berichten musste, dass es da einen "in linken Kreisen sich einer gewissen Beliebtheit erfreuenden Robert Misik" gibt, erklärte sein Kollege Moser im "Datum", meine "formal meist brillanten Kommentare" seien Beweise für die linke Wertevergessenheit. Freut mich natürlich, dass die sich vor mir zuerst einmal in den Staub werfen, bevor sie mich kritisieren. Damit sie ihre Kritik noch mit einer Prise intellektueller Ernsthaftigkeit würzen können, hänge ich hier ein Stück über "Linke Werte" ran, das im Frühjahr in der "taz" erschien.
„Politischsein ist immer peinlich“
Am Donnerstag, 28. September um 19 Uhr habe ich die Berliner Theoretikerin Katja Diefenbach zu Gast in meiner Reihe "Genial dagegen" im Kreisky-Forum (Wien 19, Armbrustergasse) Für den Falter habe ich mich schon vorab mit ihr über den aufgeklärten Zynismus, politisches Engagement und das „erfolgreiche Scheitern“ von linker Kultur und Subkultur unterhalten
Der Tod, der geliebte
Osama bin Laden sei im August an Typhus gestorben, berichtet eine französische Zeitung unter Berufung auf Geheimdienstgquellen. Wenn’s stimmt, wird uns das noch länger beschäftigen. Für’s erste aus diesem Anlass eine "kurze Kulturgeshichte der al Kaida", wie sie 2004 im Falter erschien: Wie der Djihadismus zu einer Terrorreligion wurde, die vom Triumph des Todes über das Leben träumt.
Ob ich erklären könne, dass man SPÖ wählen soll…
fragte mich das Wiener Magazin "Datum". Klar, wird schon gehen, sagte ich. Das ist das Ergebnis.
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Ein Hassprediger?
Der "Focus" berichtet, Papst Benedikt XVI. habe die umstrittenen Passagen seiner Regensburger Rede bewußt im Manuskript belassen, obwohl er aufgefordert wurde, sie zu streichen. Später behauptete der Papst, obzwar eigentlich unfehlbar, er habe sich nur missverständlich ausgedrückt. Dabei hat er glasklar gesagt, dass die Christen die einzigen Vernünftigen und die Moslems vernunftlos Gläubige seien. Mehr provozieren geht kaum.
Ein Essay aus dem aktuellen profil, September 2006
Buße durch Sprechakte
Katholische Beichte, kommunistische Selbstkritik, psychoanalytische Selbstthematisierung: Sprechen hat sich als die Art durchgesetzt, mit Verfehlungen umzugehen. Und Verschweigen ist schlimmer als jede Untat. Anmerkungen zur Häutung des Grass an Hand einer neuen kulturhistorischen Studie.
Das Eigentümliche an der gegenwärtigen Grass-Debatte ist der Umstand, dass es weniger um Schuld geht sondern um die richtige Art des Redens über die Schuld, von der nicht einmal klar ist, worin sie besteht. Niemand will Grass seine Waffen-SS-Wochen vor 62 Jahren vorwerfen, doch unisono wird ihm vorgehalten, wie er darüber spricht und dass er zu spät darüber spricht. Das ist nicht unbizarr, wird doch in den Reaktionen unwidersprochen vorausgesetzt, dass falsches Sprechen über das eigene Leben eine ebenso verwerfliche Tat ist wie falsches Tun – wenn nicht gar eine noch verwerflichere.