FS Misik 74: Wie korrupt ist unsere Wirtschaft?


Wenn es in den achtziger und neunziger Jahren zu Finanzkrisen kam – etwa der Lateinamerika-, Asien- oder Russlandkrise – war meist sehr schnell eine Erklärung parat: Schuld daran ist der „Crony Capitalism“, also Korruption und Günstlingswirtschaft in den betroffenene Volkswirtschaften. Dort seien Firmen mit der Politik verbandelt, einflussreiche Politiker hieven dort ihre Neffen in führende Positionen, Industrie und Banken können sich dort die Regeln selbst schreiben, ihre Geschäftsbücher sind windig geführt. Aber worin genau besteht der Unterschied zwischen diesen „kurrupten“ Schwellenländern und den „sauberen“ westlichen Volkswirtschaften? Wieso ist das „Crony Capitalism“, und wie soll man dann die Praxis, etwa in den USA nennen, wo sich die Wall Street seit Jahren auch personell die Kontrolle über das Finanzministerium und damit die dort getroffenen Entscheidungen sichert? Warum reden wir immer von russischen Oligarchen, aber wie soll man dann zu hiesigen Spitzenrepräsentanten großer Banken- und Wirtschaftsgruppen sagen, die mehr als nur eng mit der Führung einer Partei verbunden sind?


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