Bibelschulung II: Jesus, Feind der Familie

Es ist eine der schönsten Seltsamkeiten der an Seltsamkeiten gewiss nicht armen Kirchengeschichte: dass die Christen – besonders die Parteien, die unter christlicher Flagge segeln – die „Institution Familie“ hochhalten. Wo die das her haben? Von ihrem Religionsstifter sicher nicht.

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Der Nutzensbegrenzer

Im Kaffeehaus ist er eine Berühmtheit und das reicht ihm schon: Franz Schuh, Kritiker, Chronist, Type aus Wien, hat mit „Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche“ sein Hauptwerk vorgelegt, das aus lauter Nebensachen besteht. taz, März 2006

 

Es gibt in Österreichs Hauptstadt den Typus des Großdenkers, über den man sagt, er sei „in Wien weltberühmt“. Das ist, wie das meiste in Wien, nicht freundlich gemeint. Gemünzt ist die bissige Formel auf Schein-Titanen, die daheim mit Genie-Geste renommieren, es anderswo aber, also in der Welt, zu nichts bringen. Des weiteren gibt es die, die tatsächlich weltberühmt sind, was meint, dass man sie zumindest in Deutschland kennt. Und dann gibt es Franz Schuh.

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Shopping am Emotions-Markt

Affekte im Büro, Partnersuche im Internet, Liebeskonsum: Die israelische Soziologin Eva Illouz erforscht die Gefühlswelt des Kapitalismus.

 

Wer vom Kapitalismus reden will, darf von seinen ironischen, paradoxen Volten nicht schweigen. Denn der Kapitalismus ist ja mehr als nur eine Produktionsweise, er richtet sich die Menschen her, färbt Ideen, Affekte, Gefühle ein. Aber er macht darum eben nicht nur die Gefühle „kapitalistisch“, der Kapitalismus wird damit auch zu einer „Gefühlssache“.

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Angeschwemmte Leichen

Die Journalistin Corinna Milborn beschreibt in einer eindrucksvollen Großreportage das Abschottungsregime Europas gegen Flüchtlinge aus aller Welt.

 

Badeurlaub am Mittelmeer kann heutzutage mit einem gewissen Unbill verbunden sein: Gut möglich, dass morgens am Strand die angeschwemmte Leiche eines Schwarzen herumliegt. Bisweilen treiben auch Schlauchboote vorbei, in denen Verdurstete liegen. Oder es kommt ein überladener rostiger Kutter daher, der seine halbverhungerte menschliche Fracht glatt an der Küste absetzen würde, würde ihn die italienische Marine nicht wieder auf’s offene Meer treiben.

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Ernst und trotzdem cool

Benjamin Kunkels Erstling „Unentschlossen“, Amerikas Literatursensation des Jahres 2005, liegt jetzt auf deutsch vor. Kunkel, ein Ironiker, der sich um Relevanz bemüht, gilt schon als Stimme einer neuen kritisches Generation.

 

Einer wie Benjamin Kunkel muss erhofft, ja richtig ersehnt worden sein. Erfolgreichster Debütant des Jahres 2005 war der 33jährige mit seinem Roman „Unentschlossen“ in den USA sowieso. Gegen die heftigen Umarmungen des linksliberalen Jetssets kann der Autor sich seither kaum erwehren, schon gilt er als „die neue Sensation des literarischen New York“. Wie üblich, ist es dabei nicht damit getan, einen Autor für einen guten Roman zu loben, erhoben wird er sofort zur neuen Stimme einer neuen Generation. Endlich einer, der leicht und ironisch schreiben kann und doch die substantiellen Fragen angeht – ernst und trotzdem cool. „Der lustigste und klügste Entwicklungsroman seit Jahren“, pries ihn Jay McInerney in der New York Times, der gleichzeitig „die Geburt eines sozialen Bewusstseins“ annonciere.

 

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