2015 – ein schreckliches Jahr? Gewiss. Aber zugleich auch ein großartiges Jahr. In ganz Europa ist das Mantra der „Alternativlosigkeit“ gefallen. Klar, es gab auch Rückschläge. Aber zu glauben, dass es ohne Rückschläge möglich wäre, Europa in wenigen Monaten auf eine neue Spur zu bringen, das wäre ja naiv. Und angesichts der Flüchtlingsthematik hatten ganze Gesellschaften und ganze Generationen eine Bewährungsprobe zu bestehen. Und wie sie sie bestanden haben! Zigtausende, hunderttausende haben sich auf die Hinterbeine gestellt. Haben geholfen, haben sich mit anderen zusammengeschlossen, haben innerhalb weniger Tage Organisationsstrukturen aus dem Boden gestampft. Viel Geld, viel Zeit, viel Herzblut, viel Engagement gegeben. Was für eine beeindruckende Übung in Solidarität.
Ja, wir sind als Gesellschaft gewachsen in diesen Monaten. Man spürt das an allen Ecken. An den neuen Freundschaften, die entstanden sind, oft über Nationen und Kontinente hinweg. An der neuen Art, wie Leute, die ansonsten nebeneinander her leben, ins Gespräch gekommen sind. Junge, Alte, Wiener, Alteingessesene und die Kinder der Migranten, Schüler, Flüchtlinge aus Syrien, aus Afghanistan, die hier plötzlich schon dazu gehören und in Familien und Freundeskreise integriert werden.