Die Peitsche spüren lassen

Zwischen Zippverschluss und Gewalt-Phantasien: bei der FPÖ dreht sich neuerdings alles um das weibliche Geschlecht.

Die FPÖ hat ihre Bundesliste für die Nationalratswahlen präsentiert. Sie würde sich als Besetzungsliste eines Splatter-Horror-Schockers noch besser machen: Herbert „Brüllmaus“ Kickl wird gefolgt von Susanne Fürst (die doch nicht die österreichische gegen die ungarische Staatsbürgerschaft ausgetauscht hat), danach kommen der schrullige Verschwörungstheoretiker Christian Hafenecker, die Fake-News-Märchentante Belakowitsch und Identitären-Verehrer Michael Schnedlitz. Schließlich, quasi als Draufgabe: Die neoliberale Extremistin Barbara Kolm, die strenge Lobbyistin für einen Brutalo-Kapitalismus, die dem Volk seine „Bequemlichkeit“ austreiben will und steigende Mieten und sinkende Löhne liebt.

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Die persönlichen Leibthemen der blauen Bonzen komprimiert: Demnächst ist der 26-Stunden-Arbeitstag Pflicht, Impfungen gegen Kinderlähmung, Masern, und Therapien beim Krebsspezialisten werden verboten, aber das ist auch schon egal, da die Krankenversicherung sowieso abgeschafft wird – die ist ja ein Eingriff in den Kapitalismus, also faktisch Kommunismus. Logisch auch, dass der Gebrauch von Haarschampoo als elitäres Diktat einer Lifestyle-Linken auf den Index gesetzt wird. Und dem Echtheitswahn bei Attesten, Befunden, Zeugnissen und Steuererklärungen wird endlich der Kampf angesagt, denn der ist ja nur eine Fortsetzung des linken Faktendogmatismus, der dokumentierbare Daten für wichtiger hält als das Hörensagen, das sich irgendeine Dagmar aus Telegramgruppen zusammenklaubt. Den Patienten klaut man Milliarden, die man dann parteitreuen Beratern zuschanzen kann, das nennt man „Patientenmilliarde“.

Allerdings ist auch auf die FPÖ kein Verlass mehr. Bisher waren Frauen im FPÖ-Parlamentsklub nur ausnahmsweise geduldet, von den rund 30 Mandataren waren gerade einmal vier Frauen. Das war noch das Paradies des ungestörten Herrenwitzes, wie man es heutzutage selbst im Provinz-Puff immer seltener erlebt.

Aber jetzt gibt es bei der Bundesliste ein Zippverschlussprinzip! Also Männchen, dann Weibchen, dann Männchen, dann Belakovitsch. Man fragt sich: Ist das schon dieses „Woke“, von dem alle sprechen? Diese – wie lautet die Vokabel des Grauens? – „Frauen-Quote“? Was kommt als nächstes? Geimpfte Veganer als FPÖ-Brauchtumsbeauftragte? Dschihadisten für Kickl? Ein „Bund deutscher Transen“? Eine Arbeitsgemeinschaft unkorrupter Freiheitlicher?

Dass sich jetzt auch in der FPÖ die Frauen – oder wie Harald Vilimsky sagen würde: „Hexen“ – breit machen, sollte freilich die Alarmglocken läuten lassen. Den Hexen an der Spitze der Europäischen Union will Vilimsky ja, ganz draufgängerischer Gentleman mit Hang zur sprachlichen Eleganz, „die Peitsche spüren lassen“. Im Land der Femizide ein herausragender Repräsentant seiner Gesindelgemeinschaft! Sein Kollege, der Kärntner Parteichef hat unlängst ja erklärt, er werde eine konkurrierende Politikerin „herprügeln“. Der Mann gilt übrigens als „moderat“, und böse Zungen meinen, wenn „herprügeln“ gemäßigt ist, wollen sie das Ungemäßigte lieber nicht kennenlernen.

Ebenso nörgeln humorlose Kommentatoren, dass das Peitschen und Prügeln des frechen Weibsvolkes heutzutage politisch unkorrekt sei und ordinäre Gewaltsprache eher was für Gehirnamputierte, aber erfreulicherweise lassen sich die FPÖ-Bonzen den Mund nicht verbieten. Man werde doch nicht auf Gefühle von launenhaften Wesen wie „Frauen“ Rücksicht nehmen. Die sollen froh sein, dass sie überhaupt das Wahlrecht haben. Undankbare Hexen!

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