Die beispiellose deutsche Desinformationskampagne gegen die Syriza-Regierung. taz, der Rote Faden, Jänner 2015
Linke können also Wahlen gewinnen, zumindest in Griechenland. Natürlich brauchte es dafür schon besondere Umstände. Etwa: Zusammenbruch des bisherigen Parteiensystems, besonders links der Mitte. In sozialdemokratischen Vordenkerkreisen ist schon vom „PASOK-Moment“ die Rede, und man sieht ihnen die Glieder schlottern, wenn sie davon reden. Gut möglich, dass es demnächst auch die spanische PSOE erwischt. Syriza, das ist: eine neue Partei, die in der Lage ist, die Position der klassischen Sozialdemokratie als führende Mitte-Links-Partei einzunehmen. Die aber auch anti-elitistische, populare Emotionen für sich zu nutzen versteht. All das ist wie gesagt schon auch sehr besonderen Umständen geschuldet.
Aber der Schwung der Tsipras-Leute enthüllt, quasi negativ, auch die Schwäche der hergebrachten Linksmilieus, weit über die Sozialdemokratie hinaus. Sagen wir es offen und schonungslos: Womöglich ist ja die Eigenart und das Problem der zeitgenössischen Linken, dass sie die Mentalität von Besiegten hat. Mentalität von Besiegten, das heißt, dass man sich nichts zutraut, dass man allenfalls auf kleine Terraingewinne in einem Kampf um die Hegemonie hofft, dass man automatisch davon ausgeht, in einem an sich widrigen Umfeld höchstens das Schlimmste verhindern zu können oder allenfalls ganz kleine Reformschrauben drehen zu können. Und meistens ohnehin nur jammert. Und nie Klartext redet.
Lustig finde ich ja, dass Tsipras mit dem Label „linkspopulistisch“ belegt wird, weil er nicht den Habitus fader technokratischer Vernunft ausstrahlt, der in den kontinentalen linksliberalen Regierungsmilieus vorherrschend geworden ist. Als wäre das ein Defizit! Wer so schreibt und redet, ist ganz offenkundig unfähig, zu sehen, dass gerade dieses blutleere und schwunglose Technokratentum das Defizit ist, das immer mehr Leuten das Gefühl vermittelt, keine Repräsentanten zu haben. Der grassierende Zorn der einfachen Leute bleibt unrepräsentiert, die AfD darf sich genauso bedienen wie die Islamisten.
Was heute schon mit dem Label „linkspopulistisch“ diskreditiert wird! Heute gilt man bereits als linkspopulistisch, wenn man nackte Statistiken über die Vermögensverteilung zitiert und offen sagt, welchen Anteil die obersten ein Prozent davon besitzen. Die blanken Statistiken des IWF zu referieren ist heute schon linkspopulistisch. Verantwortungsvoll ist dann offenbar, wenn man sie verschweigt. Bei der wunderbaren Tagung der SPD-nahen „Berliner Republik“, die ich dieser Tage besuchte, sagte einer der Konferenzteilnehmer halb ironisch, das Problem ist eben, dass die SPD heute rechts vom IWF steht. Das Traurige ist, dass das – ganz jenseits allem Ironischen – allerhöchstens eine Prise übertrieben ist. Eigentlich ist es eine sehr punktgenaue Analyse.
Die Nachwehen des griechischen Wahlganges zeigten, dass Deutschland drauf und dran ist zum Problem in Europa zu werden. Der gesamte deutsche Diskurs von politischer Klasse und medialem Establishment ist hier mittlerweile völlig jenseits der europäischen Normalität. Während alle großen europäischen Medien mit distanzierter, aber gleichzeitig auch interessierter Anteilnahme über die griechische Wende schrieben, dominierte hierzulande der geifernde Hetz-Stil, und zwar nicht nur bei „Bild“, sondern von „Spiegel-Online“ über FAZ bis zur SZ. Während hier selbst in linksliberalen Medien ein Zerrbild vom „radikalen Finanzminister“ Yanis Varoufakis gezeichnet wurde und ihm uralte und auch noch verfälschte Zitate in den Mund gelegt wurden, musste man schon die New York Times, den Guardian oder auch den erzkonservativen Telegraph lesen, um die Wahrheit zu erfahren: Globaler Ökonomie-Superstar, ein Postkeynsianer, kein Linksradikaler, wird Finanzminister Griechenlands! Der Popstar unter den Ökonomen hängt seine cosy texanische Professur an den Nagel um den härtesten Job der Welt zu übernehmen! Wie spannend! Wie bewundernswert! Aber hierzulande: Ein völlig anderer Spin.
Man muss ja nicht gleich von Meinungsmache oder gar Lügenpresse reden, aber ganz offensichtlich gibt es hier einen Konformitätsdruck, einen Magnetismus hin zu einem Mainstream, der Pluralismus grosso modo nur mehr im engen Rahmen des vom hegemonialen Merkel-Austeritätskurs Erlaubten zulässt. Und der ist mittlerweile völlig jenseits des europäischen Diskurses. In der Griechenlandberichterstattung wird ganz Deutschland zu einer Art großem Tal der Ahnungslosen, das völlig out of touch mit der realen Welt ist.
Okay, ich übertreibe. Aber nur ein ganz klein wenig. Wirklich nur eine kleine Prise.
Dieser Artikel hätte es verdient, auf der Titelseite aller (seriösen) großen deutschen Medien zu stehen. Dass er es nicht tut, ist allerdings auch sehr logisch.
Leider.
Großen Dank für den Artikel! Und natürlich auch für das gesamte Blog. (monetärer(er) Dank ist unterwegs)
eigentlich muß der internationale finanzkapitalismus, dessen ausführende marionetten merkel und die medien sind, total angst haben, daß das wahlergebnis in griechenland zu einem flächenbrand in italien, spanien und frankreich führt. also werden sie, um das zu verhindern, zu sehr unlauteren mitteln greifen müssen. desinformations- und lügenkampagnen sind das eine. aber das wird nicht reichen. einmarschieren können sie nicht, denke ich. also werden sie versuchen, das land zu destabilisieren. zb einen bürgerkrieg anzuzetteln. wäre interessant zu wissen, wie die chancen in griechenland dazu stehen, ob dort das potential dazu liegt. aber auf jeden fall wird man das versuchen …
griechenland hat entschieden ! diese härte war vorhersehbar ! der neue „tsipras“ kann nicht alles bewegen ! …. aber, er gibt seinem volk vertrauen mut und zuversicht….. dies ist das wichtigste in einem land, sonst kann sich nichts bewegen ! ….
griechenland wurde von den konservativen in den euro gestürzt, ohne ahnung ! ….. seit dem musste griechenland in euro bezahlen und deren export wurde mit dem kurs der alten „drachmen“ bezahlt ! …… es ist kein wunder, dass griechenland am boden liegt ! ….. die südfrüchte, samt transport, sind bei uns billiger, als heimische kartoffel vom nachbarort !… vor allem deutschland, mit den grossen handelsmärkten, hat griechenland regelrecht „aus gezogen“ ! …. dafür gab es eu-förderungrn und kredite, die wir alle bezahlen müssen…. und macht keinen sinn, wenn wir das geld von der linken tasche in die rechte tasche stecken. … diese umverteilung hat nur „buchhalterischen wert“ und hält nicht einmal ein jahr !
du wolltest eine antwort,
und das ist mein credo,
liebe grüsse, peter
… und wie man gelder „ums eck bringt“ … und diese trotzdem als steuerfreie provision kassieren kann, ohne personaldaten, strafverfolgung unmöglich, erzähle ich euch morgen. …
l.g.,, peter
Heute als Reaktion auf ein lukratives Angebot von der ZEIt diese wieder einmal zu lesen
Herrn Giovanni de Lorenzo und seiner ZEIT
Danke für das Angebot,
in dieser Lügenzeit
Die Welt geriet grad aus dem Lot.
Der Krieg scheint nicht mehr weit.
Den Namen HELGAM sperrten Sie.
Einst stellte ich viele Fragen,
verstand die Halbwahrheiten nicht,
konnt Lügen nicht ertragen.
Ich bin gesperrt, und hab gelernt:
Die Medien wolln uns lenken.
Wer dafür auch noch Geld bezahlt,
pflegt nicht mehr eigenes Denken.
Gelenkt wird aus den USA.
Für mich ist damit Schluß.
Die Welt ist bunt, für alle da
Schenk Rußland einen Gruß.
Wir werden zu einander stehn
In dieser Lügenzeit.
Europa kann nicht ohne Russland gehen.
Und Russland ist nicht weit.
Unser Nachbar immer wieder
Wirtschaftspartner und vertraut.
Leise klingen Russlands Lieder
Und Erinnerung wird laut.
Seitdem ich diese Medien meide,
gesundet meine wunde Seele.
Nur ein Staubkorn auf der Weide
Lebt weil ihm die Zeit nicht fehle.
Wilchelm Mueller (1794-1827) der romatische Dichter, den seine Mitbuerger halb spoettisch den Griechenmueller nannten, schrieb in seiner dem grischischen Befreiungskampf gewidmeten Liedersammlung auch ein Gedicht betittelt „Die verpestete Freiheit“. Inhaltlich wurde die grosse Reaktion des status quo der durch die napoleonischen Kriegen geruettelten Monarchien wiedergegeben. Unter den heutigen Zustaenden wuerde er den Tittel “ die verpestete Frechheit“ heranziehen. Wie sonst ist die Empoerung und die Wut der Europaer zu erklaeren auf die unverschaemten Schuldenknechten der Aegeis.
Tja, leider scheinen die Deutschen zu keinerlei Kompromissen bereit. Denen schlottern die Knie vor den Linken. Leider merken sie nicht, dass es noch eine andere Alternative gibt, die schon auf das Scheitern der Syriza wartet. Ich rede von der Goldenen Morgenröte, und vor denen sollte man sich wirklich fürchten.
Und die Presse trägt ihr Scherflein dazu bei. Von Rauscher über Lendvey scheinen sich alle einig zu sein man müsse Syriza bekämpfen und arbeiten damit, ob sie es wollen oder nicht, der extremen Rechten zu. Zumindest ist das meine Befürchtung.