Ein Lob der Schlamperei

FS Misik Folge 460

Das Österreichertum zeichnet sich dadurch aus, dass man viele unnütze Regeln hat, deren Anwendung aber nur als eine unter mehreren Möglichkeiten ansieht. Dafür ist man hierzulande sehr geschickt im Provisorischen. „Das passt schon …“ als Ausdruck für die ausreichend nahe Annäherung an das Regelhafte. „Wir werdn kan Richter brauchen“, für die Sistierung der Regeln im wechselseitigen Einverständnis – das sind geflügelte Worte des hiesigen Alltags. Hier gibt’s vielleicht kein Tor zur Welt, aber für alles ein Hintertürl. Selbst der Despotismus war, wie Victor Adler sagte, hier „gemildert durch Schlamperei“. Und die Demokratie – die funktioniert hier auch nur mit Uhu-Stic. Die Schlamperei ist hierzulande die Voraussetzung dafür, dass überhaupt etwas gelingen kann. Wenn die FPÖ mit ihrer gerichtlichen Klagewelle nun Bürger und staatliche Institutionen dazu zwingt, von dieser landesüblichen Praxis abzugehen und die Buchstaben sinnloser Gesetze einzuhalten, dann wird das nicht nur das Land völlig zum Erliegen bringen. Es ist zudem ein nachgerade unösterreichisches, antiösterreichisches, vaterlandsloses Verhalten.

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