Kickls „Fahndungslisten“

Die große Mehrheit hat den Hass und das permanente Aufhetzen satt.

Herbert Kickl hat wieder einmal einen seiner Rundumschläge gemacht, im Volksmund schon „Zwergpredigt“ genannt, und wie bei ihm gewohnt war es nicht gerade eine Botschaft von Liebe, Hoffnung und Friede, sondern eine der Aggression und Böswilligkeit. Die Verrohung der Sprache kennt keine Grenzen mehr, als wäre man in einer Überbietungslogik, von der Art der Drogensüchtigen, die andauernd die Dosis steigern müssen, damit der Kick nicht nachlässt.

Andersdenkende hätte er schon auf einer langen „Fahndungsliste“ vermerkt, war da zu hören. Quasi alle anderen Politiker und Politikerinnen, die trotz harter Grundsatzkonflikte einen Geist der Zusammenarbeit und Kompromissfähigkeit hochhalten, werden „Systemparteien“ genannt.

Die Wählerinnen und Wähler, die die FPÖ nicht wählen – also achtzig Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, werden als „Systemlinge“ beschimpft.

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Die Mehrheit der Österreicher sind also quasi Trottel, die „Systemparteien“ wählen. Die Bezeichnung Rechtsextremist trage er „wie einen Orden“, sagt Kickl jetzt schon völlig schamlos.

Die Wortwahl wird teilweise ident aus dem Rhetorikfundus der Nazis entlehnt, und wenn man darauf hinweist, dann werfen sich die FPÖ-Leute gleich in die Opferrolle, als wären die Täter, denen man auf die Schliche kommt, die eigentlichen Opfer. Die FPÖ ist mittlerweile in einer Spirale der hemmungslosen und auch verrückten Selbstradikalisierung.

Götz Kubitschek, der Pate der deutschen Rechtsextremisten, wurde jüngst in den FPÖ-Parlamentsräumlichkeiten hofiert, nur wenige Stunden nach blutigen Schlägereien seiner Entourage auf der Ringstraße, bei der sich aus bisher noch ungeklärten Gründen verschiedene Rechtsextremisten mit Glasflaschen die Köpfe blutig geschlagen hatten, FPÖ-Stargast Kubitschek mittendrin. Nachdem in Deutschland der Skandal bekannt wurde, dass bei einem Geheimtreffen über die Vertreibung von Millionen Menschen gegrübelt worden war, hat der FP-Generalsekretär Christian Hafenecker die Teilnehmer sogar als „Patrioten“ gelobt. Nicht einmal die rechtsextreme AfD geht so weit – deren Vorsitzende hat immerhin einen ihrer Mitarbeiter in die Wüste geschickt, nachdem ruchbar wurde, dass er an dem Radikalinskitreffen teilgenommen hatte.

Was will man eigentlich noch an Alarmglocken? Eine solche Partei der verbiesterten, böswilligen Radikalen kann eine Gesellschaft nur in den Abgrund führen. Sagen wir es ganz klar: Es gibt genügend Dinge, über die man wütend oder auch unzufrieden sein kann. Die pluralistische Demokratie und der Parlamentarismus, wie wir ihn haben, mit den Parteien, die so sind, wie sie sind, das ist natürlich alles kritikwürdig, ungenügend, manchmal frustrierend und immer verbesserungsfähig – doch nichts, aber absolut nichts rechtfertigt, solchen Leuten nachzurennen, die unser Land in Flammen sehen wollen. Nicht nur wir haben in unserer Geschichte leidvoll erfahren, wie so etwas endet.

Das Gute an der Sache: Gerade die hemmungslose Radikalisierung der FPÖ, die ganz offen die Parole ausgegeben hat, dass die Zeit der Mäßigung vorbei ist, wird am Ende dazu führen, dass die Wahlen ganz anders ausgehen als es die Meinungsumfragen gerade darstellen. Auch ein beträchtlicher Teil der FPÖ-Sympathisanten ist von diesem verhärteten Rechtsextremismus abgeschreckt, und die große Mehrheit der Österreicher lehnt den Hass ab und hat das permanente Aufhetzen durch „Polarisierungsunternehmer“ satt, die glauben, wenn sie unserer Nation schaden, würde ihnen das nützen.

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