Fisherman’s Friends

Ihr „embedded Blogger“ berichtet vom Heinz Fischer Wahlkampfauftakt im Wiener MAK 

 

blogger 3.jpg

Noch ein paar Minuten, bevor Heinz Fischers Wahlkampfauftakt beginnt. Zeit, noch ein paar Fragen zu stellen. Eine könnte lauten: Was mach ich hier?

Also: Weil das auch in Österreich langsam auf die Sprünge kommen soll, dass Blogger auch im politischen Kerngeschäft als mediale Stimme neben den „normalen Medien“ wahrgenommen werden, haben Heinz Fischers Wahlkampfmanager Blogger engagiert eingeladen, von hier zu berichten. Nun bin ich natürlich kein Blogger sensu strictu, aber bitte. Das hier ist ein Blog. Und ich find das spannend, dass hier langsam die traditionellen Grenzen aufgeweicht und verschoben werden. Wenn man da dabei mitmachen kann, warum nicht.

Und dann noch eins: Fisherman’s Friends tun das natürlich auch aus Liebe zum Web 2.0, vor allem aber auch, weil sie sich denken, dass das ihrem Kandidaten nützt. Weil man so ein modernes Image kriegt; weil man den Wahlkampf etwas unorthodox gestaltet; weil man vielleicht sogar Mediennutzer erreicht, die man mit, na, sagen wir: Zib 1 und Kurier nicht erreicht. Und wenn das Heinz Fischer nützt, soll es mir recht sein. Einer der weniger Politiker, für die man sich nicht dauernd genieren muss. Ein sympathischer Kerl übrigens auch. Muss man auch mal sagen.

To put things short: Hab nichts dagegen, was zu tun, was Heinz Fischer in diesem Wahlkampf nützt. Man kann natürlich sagen: Geht eh um nix. Wird eh wieder gewählt. Aber spätestens, seitdem mit Barbara Rosenkranz eine unterirdische Ultrarechte als Gegenkandidatin aufgestellt wurde, gehts halt doch um was. Dass die einigermaßen deutlich betoniert wird, am 25. April.

blogger 2.jpg

Also, zur Inszenierung: Barbara Rett moderiert ein, holt zwei kleine Mädchen auf die Bühne – die, nebsbei gesagt, dazu beitragen den Altersdurchschnitt des Publikums möglicherweise unter 60 zu drücken. Und die holen jetzt Margit und Heinz Fischer in den Saal. Durch dichtes Gedränge. Etwas gar hollywoodstilish. Aber ganz nett.

Und wieder ruft keiner „Yes We Can“.

Jetzt spricht Werner Faymann. Böse Zungen sagen, dass die Umfragewerte für Heinz Fischer damit kurzfristig absacken. Blöder Witz. Geb ich zu. Musste sein.

Der große Hugo Portisch – gewissermaßen das Role Modell für FS Misik 😉 – sagt glasklare Sätze: Gegen Rassismus und Verhetzung. Und: „Objektivität kann nicht Äquidistanz heißen. Weil, wenn jemand objektiv gut ist, dann ist er objektiv gut.“ Herbert Krejci hält einen flammenden Appell an seine ÖVP-Freunde, und verschmitzt sagt er am Ende: „Es ist auch nicht unerheblich, wer an der Seite eines Bundespräsidenten steht.“ Schön sei es, dass es Margit Fischer gibt. Jeder denkt in dem Moment an Horst Jakob Rosenkranz.

Ja, die ÖVP. Ich hab das heute Vormittag schon geschrieben: Erschütternd, dass die ÖVP offenbar nicht bereit ist, zur Wahl von Fischer aufzurufen. Dabei wäre das eine Selbstverständlichkeit für eine verantwortliche Partei. Erinnert sich noch wer, wie Jacques Chirac gegen Jean Marie Le Pen in Frankreich die Präsidenten-Stichwahl zu schlagen hatte? Selbstverständlich hat da auch die gesamte Linke zur Wahl Chiracs aufgerufen. Auch wenn sie den gar nicht ausstehen konnte. Aber unsere ÖVP zeigt mal wieder, dass sie zwar oft von „staatspolitischer Verantwortung“ spricht, aber im Grunde überhaupt nicht weiß, was das ist. Oder irre ich mich? Vielleicht kommen Pröll und Freunde ja noch zur Vernunft. Ein Monat Zeit haben sie ja noch.

That simple it is. Wie durchgeknallt muss einer sein, der, wie dieser NÖ-ÖVP-Generalsekretär sagt, dass ein „ÖVP-Wähler die Rosenkranz wählt, bevor er den Fischer wählt“?

Die ÖVP kann jetzt nicht mehr so tun, als ginge sie das nichts an. Sie hat sich strategisch verlaufen. Sie soll rauskommen aus dem Loch. Aber schnell bitte.

Zwischenbemerkung: Ein Poster s.u. fragt, was es heißen mag, Blogger seien „engagiert eingeladen worden“? Sind die „engagiert“, also bezahlt? Natürlich nicht. Sie wurden halt mit ein bisschen Energie eingeladen, das heißt, man hat sie gebeten zu bloggen. Was ja mehr ist, als bei normalen Journalisten. Die kommen ja von selber – ohne dass man sie bittet 😉

Seit einigem Minuten spricht jetzt Heinz Fischer, betont die Grundwerte der Zweiten Republik, „gegen Menschenfeindlichkeit“, und sein Wahlkampfmotto „Unser Handeln braucht Werte“, und verspricht, er werde sein Wort erheben, „ohne Streit zu suchen“. Er spricht so, wie man ihn kennt. So seriös, dass das manche für fad halten mögen. Heinz Fischer ist die personifizierte Seriosität. Und das hat aber schon wieder was, in einem Land, in dem man gewohnt ist, dass Politiker filouhaft herumflunkern, wenn sie glauben, dass ihnen das nützt; bei denen eh jeder weiß, dass sie nichts ernst meinen. Da hat einerr wie Fischer, ha, fast hätt ich gesagt: Etwas Erfrischendes. Warum ist unsere Politik eigentlich so besonders vertrottelt? hab ich mal in einem meiner Videoblogs gefragt. Auf den Heinz Fischer, mit seinem Ernst trifft das nicht zu.

Ist auch was wert.

So, und jetzt sag ich: Spread the word. Und baba.

 


blogger lounge.jpg

5 Gedanken zu „Fisherman’s Friends“

  1. hehe ein interessanter vertipper:
    „haben Heinz Fischers Wahlkampfmanager Blogger ENGAGIERT eingeladen, von hier zu berichten“
    a) „engagiert“?
    (haben engagiert, d.h. bezahlt fürs dabei sein)
    oder
    b) „engagiert eingeladen?“
    (i.e. waren sehr engagiert, damit die blogger eh gratis kommen)
    ich hoff eigentlich für Dich auf a)
    und frag aber zur klärung nach
    …und nein, ich unterstell DIR sicher nicht dass das was an Deinen meinungen ändert – und ich vermute der Heifi auch nicht. (der hat das schon kapiert – wie Dein eintrag eh bemerkt)
    aber dennoch…. vielleicht eine neue vision für umverteilungsstrategien von zB stadtrat ludwig >;e)

  2. „Einer der weniger Politiker, für die man sich nicht dauernd genieren muss“ ?????
    naja, sein „das abbildungsverbot von mohammad hat für alle zu gelten“ ist nicht zum genieren?
    und auf sein ständiges durchlavieren kann man stolz sein?
    mir graut von diesem heinrich!
    ich bins, ein liberaler demokrat!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.