„Deutschland gut!“ sagt die Bundesbank

IMG_0301.JPGKollege Weissgarnix hat diesen Monatsbericht der deutschen Bundesbank schon ausreichend gewürdigt – etwa hier. In dem Bericht verteidigt die Bundesbank das deutsche Exportmodell – also die Tatsache, dass die deutschen Löhne und Gehälter in den vergangenen zehn Jahren real zurückgegangenen sind und damit die Inlandsnachfrage in Deutschland geschwächt wurde und die deutsche Wirtschaft vor allem von Exporten lebte. Die daraus resultierenden Leistungsbilanzdefizite der schwächeren Länder seien, so die Bundesbanker, nicht das Problem Deutschlands sondern das Problem dieser Länder.

 

Kollege Weissgarnix schreibt dazu Folgendes:

Wenn die Buba-Volkswirte in ihrem Fazit schreiben:

„Alles in allem sind die großen Leistungsbilanzdefizite der europäischen Peripherieländer in den letzten Jahren Ausdruck dortiger binnenwirtschaftlicher Ungleichgewichte gewesen: Die Nachfrage war gemessen an den heimischen Produktionsmöglichkeiten zu groß. Derartige Fehlentwicklungen in Teilen eines gemeinsamen Währungsraums sind nicht nur für die betroffenen Länder angesichts der sich ergebenden erheblichen makro-ökonomischen Anpassungserfordernisse ein Grund zur Besorgnis.“

Dann hängen sie entweder einer Wirtschaftstheorie an, die nur in eine Richtung wirkt – und daher als irrelevant verworfen werden sollte – oder sie müssten sich eingestehen, dass der exakt gleiche Satz auch andersrum gilt:

„Die Nachfrage war gemessen an den heimischen Produktionsmöglichkeiten zu NIEDRIG. Derartige Fehlentwicklungen in Teilen eines gemeinsamen Währungsraums sind nicht nur für die betroffenen Länder angesichts der sich ergebenden erheblichen makro-ökonomischen Anpassungserfordernisse ein Grund zur Besorgnis.“

Damit wären wir aber ratzfatz bei Deutschland. Es ist absolut nicht einzusehen, warum eine zu hohe Binnenmarktnachfrage ein Problem sein soll, eine zu niedrige Binnenmarktnachfrage andererseits aber nicht.

Ich möchte dem noch eines hinzufügen: Die Argumentation der Bundesbanker insinuiert ja letzlich, dass das mit den Leistungsbilanzüberschüssen der Deutschen schon in Ordnung gehe, weil die sich ja auch nicht so leicht reduzieren ließen – schließlich hätten ja die schlampigen Mediterraner nix, was sie exportieren könnten. Nix Mercedes, keine Windräder, keine Maschinen, nix. Nur Oliven, Pfirsiche, Melonen. Aber so einfach sind die Dinge nicht. Denn schließlich könnte man, was wir so schön makroökonomisch „schwächelnde Nachfrage“ in Deutschland nennen, auch anders bezeichnen: Die deutschen Arbeiter und Angestellten haben zuwenig Geld in der Tasche, weil die Löhne zurückgehen. Und um dieses Geld, das ihnen fehlt, können sie sich weniger kaufen. Sie können weniger Mercedes kaufen, ja. Aber sie können auch weniger Tickets bei Neckermann kaufen. Sie machen auch weniger Urlaub, oder seltener, oder billiger. Und damit übersetzt sich die schwächelnde Nachfrage auch in weniger Einnahmen für griechische oder portugisische Unternehmen.

Und insofern hat der „Kostenwettbewerb“ – also das Lohndumping – deutscher Unternehmen sehr wohl seine Auswirkungen auf die Leistungsbilanzdefizite von Griechenland & Co.

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