Es gibt da draußen keine kleinen Treichls, lieber Kollege Rauscher…

Standard-Kollege Hans Rauscher, mit dem ich in vielen Dingen einer Meinung bin und gelegentlich mal nicht, hat heute etwas geschrieben, worin ich ihm nicht nur nicht zustimmen kann, sondern das in sachlicher Hinsicht haarsträubend falsch ist – und zwar auf sprechende Weise falsch ist. Er hat nämlich in Hinblick auf die sogenannte Unzufriedenheit sogenannter Leistungsträger geschrieben:

„Es gibt viele kleine Treichls da draußen“

Und das ist schlicht falsch. Denn es gibt keine kleinen Treichls. Für jene, die die österreichische Innenpolitik nicht verfolgen: Herr Treichl ist der bestverdienende Bankmanager des Landes, der die Politiker angegriffen hat. Auch Herr Treichl sagt manchmal grundvernünftige Dinge. Aber darum geht es hier nicht.

Herr Treichl verdient 2,7 Millionen Euro jährlich. Herr Treichl kommt aus einer, wie man sagt, elitären Familie. Seine Großmutter war die Baronesse von Ferstel, sein Vater der ehemalige Generaldirektor der Credit-Anstalt Heinrich Treichl. Andreas Treichl ist also, kurzum, einer dieser Winner-Typen, der schon als geborener Winner-Typ ins Leben startete. So einer ist nie ein kleiner Treichl, so jemand wird schon als der große Treichl geboren. Insbesondere in einem Land mit soviel „Bildungs- und Leistungsgerechtigkeit“ wie in Österreich, in dem es praktisch unmöglich ist, soweit nach oben zu kommen, wenn man nicht „als Treichl“ geboren wird – und vo es vor allem unmöglich ist, nicht nach oben zu kommen, wenn man einmal als Treichl geboren ist.

Kurzum: Ein „kleiner Treichl da draußen“, der wäre eben kein Treichl, sondern ganz ein anderer.

Und das sollte man nicht vergessen, auch wenn man bereit sein soll durchaus einzuräumen: Herr Treichl ist kein dummer Mann und durchaus nicht unsympathisch. Aber das sind auch.

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