Der Sommer unseres Mißvergnügens

Zerstören wir uns gerade die Möglichkeit eines einigermaßen normalen Frühjahrs und Sommers?

Mit dieser Woche starten wir in Österreich ein bizarres virologisches Experiment, das man „riskant“ nennen müsste, würde das Wort „riskant“ nicht unterstellen, dass es gut oder schlecht ausgehen könnte. Dabei ist es aber beinahe ausgeschlossen, dass es gut ausgeht. Aber beurteilen wir die Sache mit nüchterner, kühler Logik.

Die Regierung hat ein Ende vieler Lockdown-Maßnahmen beschlossen. Die Schulen stellen vorsichtig auf Präsenzunterricht um, der Handel macht weitgehend auf. Selbstredend gibt es für jede dieser Maßnahmen gute Begründungen, allen voran die Wiederaufnahme des Schulbetriebes, da unsere Kinder einen sehr hohen Preis zahlen, an Bildungsverlust, wegen der sozialen Isolation.

Allerdings öffnen wir in einem fürchterlich heiklen Moment. Die Infektionszahlen sind weiter sehr hoch und sie stagnieren auf einem Niveau von 1.500 pro Tag. Stagnation heißt, ganz simpel gesprochen, dass für jeden Infizierten ein weiterer dazu kommt. Der berühmte R-Faktor ist also 1.

Das ist aber nur ein Durchschnittswert, insbesondere wenn man bedenkt, dass wir eigentlich mit zwei Pandemien zu tun haben, nämlich dem „alten Virus“ und den neuen, infektiöseren Varianten. Wir können logisch davon ausgehen, dass der R-Wert bei der alten Variante im Augenblick bei rund 0,8 liegt, der bei den neuen Varianten bei 1,1 oder 1,2. Da sich die neuen Varianten ausbreiten, steigt der R-Wert automatisch.

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All das ist logisch glasklar und nichts, wo man verschiedene „Meinungen“ haben kann.

Ebenso logisch ist, dass sich aus Öffnungen und den Lockdown-Lockerungen mehr soziale Kontakte ergeben werden. Auch das ist nicht bloß ein „Risiko“, sondern ein Faktum, das gar nicht anders sein kann. Der einzige Aspekt an dem ganzen Geschehen, der unklar ist, ist folgender: Können wir mit massenhaften Tests (in den Schulen, im sonstigen Alltag, in den Unternehmen, vor Besuch beim Friseur etc.) vermeiden, dass daraus ein Infektionstsunami wird, und sind wir in zwei Monaten mit den Impfungen weit genug? Das ist die einzige Hoffnung, die einzige kleine Chance.

Letztendlich weiß das auch unsere Regierung. Unsere Regierung hat im Laufe dieses Jahres manche unlogische und falsche Entscheidung getroffen, aber diesmal kommt etwas Bemerkenswertes hinzu: diesmal hat sie eine falsche Entscheidung gefällt, von der sie im Moment des Beschlusses wusste, dass sie grundfalsch ist.

Was wird also nach allen Regeln der Logik folgen? Die Infektionszahlen werden stark steigen. Wir werden bald wieder bei 2000 und dann 3000 täglichen Neuinfektionen stehen. Wird es zu einem explosionsartigen Anstieg kommen? Höchstwahrscheinlich. Steigt der R-Faktor auf 1,5 ist die Seuche wieder außer Kontrolle.

Die Befürworter von Öffnungen argumentieren mit einem „normalen Leben“, nach dem wir uns sehnen und mit der ökonomischen Krise. Wer seine Arbeit verlor, wer in Kurzarbeit ist, wer keine Überstunden machen kann, wer kein Trinkgeld bekommt – all diese Menschen haben fürchterliche Probleme.

Die große Wahrscheinlichkeit ist freilich, dass die Öffnungen das alles noch verschlimmern. Dass sie uns allen das Frühjahr und einen einigermaßen normalen Sommer verhageln. Schon der letzte Sommer war keine Freude, aber man konnte wenigstens in Gastgärten sitzen, in Urlaub fahren. Es besteht die große Gefahr, dass wir uns das dieses Jahr abschminken können. Und das wird die Wirtschaft noch mehr beschädigen. Man bedanke sich dann bei den heutigen Anti-Maßnahmen-Fanatikern.

Ich hoffe inständig, dass ich mich irre. Aber wie immer bei logischen Dingen, ist ziemlich sicher, dass sie eintreten. Es regnet schließlich auch nicht von unten nach oben.

Ein Gedanke zu „Der Sommer unseres Mißvergnügens“

  1. „Dabei ist es aber beinahe ausgeschlossen, dass es gut ausgeht“ …
    ist unerklärter Pessimismus, denn Ihre mathematische Lösung dazu:

    …“Wir können logisch davon ausgehen, dass der R-Wert bei der alten Variante im Augenblick bei rund 0,8 liegt, der bei den neuen Varianten bei 1,1 oder 1,2. Da sich die neuen Varianten ausbreiten, steigt der R-Wert automatisch.“

    könnte stimmen, es können aber auch ganz andere Variablen zu einem Anstieg führen oder bestimmte Maßnahmen, begleitend zur Öffnung, den R-Wert unter 1 bringen. Außerdem duftet das Wort „automatisch“ in einer Ursachenforschung nach technoidem Glauben. In einer organischen Problematik ist nichts automatisch. Kein einziger Coronavirus wechselte automatisch den Wirt. Wir haben es auch nicht mit zwei Pandemien zu tun sondern mit einer richtig komplizierten Pandemie, da es asymptomatische Ansteckungen gibt, und zwar mehr als auffällige symptomatische. Virenmutationen erfolgen automatisch 😉 und Virologen wissen das. Es ist halt immer eine Frage der Mutation an sich. Gäbe es eine „Vatikanmutation“ bei der der Virus sich zwanzig mal stärker verbreitet aber kaum Symptome und Folgeschäden bewirkt (hust-hust / Schwindel und eine Woche lang die Unfähigkeit den rechten Arm zu heben :), dann würde sich diese Mutation durchsetzten, der R-Wert wäre immens hoch, eine Herdenimmunität entstünde recht schnell und eine Koexistenz, eine richtige „Montag-Morgen-Freundschaft“ würde für Partygeher und unvorbereitete Schüler vor einer Schularbeit entstehen.
    Das ist unbegründeter Optimismus, da ich nach allen virologischen Erkenntnissen nicht davon ausgehen kann.

    …“All das ist logisch glasklar und nichts, wo man verschiedene „Meinungen“ haben kann.“ — Sry, aber ich kann beim Lesen dieses Satzes kaum glauben, dass er von Ihnen stammt. Und dann: „Ebenso logisch ist, dass sich aus Öffnungen ….“, – okay :: vermehrter Kontakt, wirklich erhöhtes Ansteckungspotential, das Aufeinandertreffen sich (un)bekannter Menschen wobei sich der „Brittenvirus“ mit dem „Chinavirus“ zusammenfinden und den „Südafrikavirus“ zu einer Coronaparty einladen …!

    Ja! Diese Gefahr sehe ich auch und die momentan hohe Zahl sich täglich neu Infizierender trägt nicht zu einer logischen, sondern zu einer organischen Verbreitung der Viren durch die Öffnung bei. Aber, nicht glasklar, habe ich eine andere Meinung :: Das Virus ist ein politischer Schachzug von Basti Fantasti um die nächsten Wahlen mit über 51% zu gewinnen und die Impfstoffe sind althergebrachte Grippeimpfungen und „Basti van Heiland“ wird die Pharmakonzerne in die Knie zwingen und diese werden uns die letzten Tropfen des gallischen Zaubertranks in die Venen pumpen und wir werden …. Sry; Okay – leicht ausgeufert 😉 aber es gibt andere Meinungen und Gegenstrategien, die nicht (einmal) besprochen werden ::

    — Pumpvolle U-Bahn (ich konnte nicht einmal fotografieren, da kein Platz war den Arm zu heben und auf den Auslöser zu drücken. Die Wiener Linien haben 40 – 60 % weniger Einnahmen, und passen die Intervalle dem verringerten Fahrgästen an und das beobachte ich seit dem Sommer. Nach dem ersten Lockerungen im Sommer habe ich zum ersten mal um 14h im Hochsommer an einem Mittwoch eine sehr gefüllte U-Bahngarnitur gesehen. Vor ca.10 Tagen konnte ich am Westbahnhof nicht mehr zusteigen, da alle Garnituren so voll waren, dass die Türen kaum schließen konnten – um 16:30h und :: „Nächster Zug in 5 Minuten“. Zu Nicht-Corona-Zeiten hatte die U6 in diesem Bereich eine einminütige Frequenz und real kam die nächste U-Bahn schon nach 30 – 50 Sekunden. Dies verschlimmerte sich dermaßen, dass ich am 10. September im Büro von Peter Hacker anrief und seinem ersten … die Problematik klarstellte, da an diesem Tag in den Medien darüber geredet / geschrieben wurde, dass das Contact-Tracing nicht mehr funktioniert. Eine E-Mail folgte diesem Telefonat und nichts passierte. Rechnen Sie sich aus wie wenig Atemluft in einem vollen U-Bahn-Wagon vorhanden ist und alle trugen die sinnlosen MNS-Masken. Ich habe schon im September ca 27 – 35 jährige mit FFP2-Masken in der U-Bahn gesehen. Ich trage diese seit Dezember. Sie bieten mehr Schutz als manch ein Impfstoff. Und jetzt zu Ihrer Theorie der Unmöglichkeit einer anderen (sinnvollen) Meinung.

    :: Lock-Down – alle mit FFP3-Masken ausgestattet (sind auch angenehmer als FFP2-Masken) – perfekte Testlogistik und jeder, der sich innerhalb von 14 Tagen 2 mal einem gratis PCR-Test „unterzieht“ bekommt einen 50 € – Gutschein für das funktionierende iShopping-Center der Wirtschaftsministerin per Eingabecode oder in österreichischen Betrieben / Verkaufsläden etc. Und mit dem Wissen, dass man sich nach dieser Testzeit mit Gutschein man sich sowieso „Reintesten“ lassen muss um wieder einmal ins Kabarett oder von mir aus zu Gabalier zu kpmmen :-/

    — Transparentes Kommunizieren der Regierenden und Maßnahmen, die der realen Bevölkerungsstruktur entsprechen. Dass die Ehefrau / Freundinn und der Ehemann / Freund ihren / seinen heimlichen Geliebte(n) monatelang nicht trifft, dass sich Vereinsmitglieder (Schachverein oder Kleineisenbahn-Keller-Freunde sich nicht mehr treffen, dass Schüler bis an die äußersten Grenzen des Alleinseins und der folgenden Vereinsamung gehen, dass Prostitution im Geheimen nicht mehr stattfindet, dass sich 16 – 55 jährige Gamer nicht wenigstens ein paar mal vor dem Bidschirm mit Spielkonsole auf „eine Zigarette“ treffen oder ein paar Gramm Alkohol trinken und sich analog treffen und nicht im Cyberspace.

    — Der Passierschein zum Besuch eines Bekannten / Verwandten im Krankenhaus war ein Temperaturmessgerät!

    — Urlauber sind aus Spanien über Deutschland nach Schwechat geflogen und hätten sich die Mühe nicht machen müssen, da sie einfach einen Zettel ausfüllen mussten der nicht überprüft wurde.

    — Dann hatten wir als „viralen Faschingsscherz“ am 11.11.2020 die meisten Infizierten etc. und es wurde ein lockerer Shutt-Down beschlossen der dann in einen langen Hard-Lock-Down mündete und die Bevölkerung emotional an ihre Grenzen stießen, anstatt eine schnelle und „harte“ aber kurweilige Strategie „zu fahren“

    — Im Sommer wurden die schwer „erkämpften“ niedrigen Werte durch unkontrollierte, offene Grenzen zunichte gemacht anstatt die Bevölkerung mit zB einem Urlaubsgutschein mit 300€ / Person und 100€ / Kind (oder mehr?) für Urlaub in Österreich begeisterte. Über die MwSt, verminderte Arbeitslose und Lohnnebenkosten gehen sowieso 40% (?) an den Staat zurück. Und alle Eireisenden hätten verpflichtend eien Schnelltest oder zumindest sich innerhalb von 24h zu einer Testung einzufinden

    — Und das alles ist noch immer möglich bei dieser neuen Lockerung, doch das erste Ereignis ist eine „Rabatt-Veranstaltung“ von Großkonzernen und Massezusammenkünfte. Es mangelt einfach an Kreativität im Umgang mit einer nicht erwarteten Situation.

    Daran werden Führungsqualitäten erkennbar und die Fähigkeit und das Zugeständnis den Plan zu ändern oder nachjustieren falls man sich irrte und sich einen Irrtum eingestehen können und dies mit der Bevölkerung transparent zu teilen. In einer Mit-teilung anstatt unzählbaren PR-Blendgranaten mit unzählbaren Pressekonferenzen.

    Ich denke, ich habe Sie nun genug gequält, aber eigentlich war das nur der Anfang der Möglichkeiten, die mir so einfallen und anderen sicher auch und demokratischer weise sollten die besten Ideen umgesetzt werden. Aber welcher gewählte Souverän handelt demokratisch und ungesteuert von seinen Geldgebern etc.??? ???

    Ps: Wirklich guter Blog und verzeihen Sie etwaige Rechtschreibfehler und …. – Das war ein Brainstorming meinerseits, das sich anscheinend lange aufstaute 😉

    lg
    andreasK

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