„Besonders wichtige Männer“ sehen sich als großartige Giganten, und das Volk – diese Ansammlung von Dummchen – wird belacht.
Der Typus der „besonders wichtigen Männer“ schreibt gerne am Handy, das wissen wir jetzt fix und ohne Zweifel. Daraus ergaben sich mittlerweile ein ganzer Rattenschwanz an Ermittlungsverfahren gegen „besonders wichtige Männer“, vom Kanzler Sebastian Kurz abwärts. Die Hälfte der türkisen Regierungsmannschaft ist betroffen, die alte ÖVP auch und natürlich die „besonders wichtigen Männer“ in den Ministerien. Es geht um Amtsmissbrauch, um Bestechlichkeit, um Falschaussage und um eine Reihe anderer Delikte.
Neben dem Kriminalfall enthüllt sich, quasi als Beifang, ein Sittenbild. Wir sehen jetzt, wie die so ticken, die „besonders wichtigen Männer“ in den oberen Etagen, wie die so reden und schreiben, wenn sie unter sich sind. Wie sie über das Volk denken.
Wie sie über Frauen sprechen. „Steuerbar“ müssen die sein. Selbst sieht sich der „besonders wichtige Mann“ ganz allgemein als Giganten an, als den tollsten Kerl zwischen Neusiedl und Nebraska. Die Justizministerin dagegen sei eine „Urschel“, die Verfassungsrichterin würde eine „gute Müllfrau“ abgeben. Der Kurz-Vertrauete wiederum, der sich selbst den Job mit 600.000-Euro-Jahresgage auf Kosten des Steuerzahlers gebastelt hat, empört sich im halben Witzton darüber, dass er bald keinen Diplomatenpass mehr haben wird. Jetzt müssen er sich mit „dem Pöbel“, mit all den „Tieren“ anstellen. Es geht so weiter, hochnäsig und halblustig. Es kommt auch im Scherz nur das raus, was in den Leuten drinnen steckt. Das Volk, das sind halt diese Gewöhnlichen, mit denen wolle man nichts zu tun haben. Man selber ist ja gewitzt und andere Kreise gewöhnt, in denen man lacht über all die normalen Leute, die harte Arbeit nötig haben und dennoch nur mit einem Bettel von 2000 Euro heim gehen, ein Betrag, für den die „besonders wichtigen Männer“ morgens gar nicht aufstehen würden.
In der DDR haben sie seinerzeit „Wir sind das Volk“ gerufen. Wenn es hierzulande mal einen Aufstand gegen die „besonders wichtigen Männer“ geben wird, dann dürfte der Kampfruf lauten: „Wir sind der Pöbel!“
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