Ein Plädoyer für die Vernunft

In einer Zeit der Polykrisen helfen uns keine Radikalinskis, sondern nur Besonnenheit, Weitblick und Verstand.

Über unserem Land hängt eine Glocke schlechter Stimmung, eine Mischung aus Zukunftsangst, Wut und Frustration über das politische System, dem gar nichts mehr zugetraut wird. Das Unvermögen einer ganzen Abfolge von Regierenden ist dafür verantwortlich, auch der Hader, die Erregung, das permanente Skandalisieren in der Parteidemokratie. Viele Medien leisten auch ihren üblen Beitrag. Und ganz ignorieren sollte man auch nicht die Polykrisen, die in den vergangenen Jahren über uns hereingebrochen sind: Wirtschaftskrisen, die Pandemie, die Klimakatastrophe, die mittlerweile auch schon akut spürbar ist, dazu Krieg, Inflation und die Weltkrisen und der Machtverlust des einstmals dominierenden Westens. Dadurch haben viele Bürger und Bürgerinnen einfach das Gefühl eines Kontrollverlustes. Der Eindruck verstärkt sich: Die Politik hat die Dinge nicht mehr im Griff. Sie reagiert höchsten auf die aktuellsten Probleme.

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Das ist die giftige Mischung, die unsere Gegenwart verpestet und nur mehr zu emotionalen Reaktionen führt – nämlich zu Wut, Empörung, Verbitterung.

Diese Stimmung führt dazu, dass Radaupolitiker wie Herbert Kickl und seine FPÖ in Umfragen jetzt schon seit einem Jahr auf Platz Eins liegen. Und das, obwohl ja jeder weiß, dass gerade diese Wutprofiteure und Radikalinskis ganz sicher alles noch schlimmer machen werden und für nichts eine Lösung haben.

So beißt sich die Sache in den Schwanz: Je größer die Probleme, umso nötiger wären entschiedene, vernünftige Lösungen, aber umso unwahrscheinlicher werden sie zugleich.

Dabei kann man sich mit besonnenen Leuten mit Hausverstand ja sehr schnell einigen, was es heute bräuchte: eine Wirtschaftspolitik, die alle Boote hebt, nicht nur die Luxusjachten. Dass es wieder gerecht zugeht. Massive Investitionen in neue Energiesysteme, Verkehrssysteme, in den Städtebau, damit wir die Klimakatastrophe noch einigermaßen aufhalten und unsere Welt bewohnbar bleibt. Wieder Vorfahrt für den sozialen Wohnbau statt Goldgräberstimmung für Luxusinvestoren, die die Miet- und Immobilienpreise hochtreiben. Eine Außenpolitik, die Konflikte mindert, die mit Diplomatie versucht, die zunehmenden internationalen Spannungen in den Griff zu bekommen, also eine Friedenspolitik mit Weitsicht, wie wir sie früher einmal hatten. Entschiedener Kampf gegen Islamisten und Fanatiker und eine Null-Toleranz-Politik gegen die Gegner der liberalen, europäischen Werte, aber zugleich offene Arme für alle Zuwanderer und vor allem ihre Kinder, die hier Teil der Gesellschaft werden wollen. Eine Migrationspolitik, die unkontrollierte Wanderungsbewegungen zumindest einigermaßen einschränkt, die aber auch dafür sorgt, dass die absolut notwendige Einwanderung endlich ordentlich organisiert und geregelt ist, denn der Arbeitskräftemangel wird künftig noch viel ärger werden. Damit das Verhältnis zwischen arbeitender Bevölkerung und Pensionisten stabil bliebe, bräuchte Europa demnächst eine Milliarde (!) Einwohner. Das wird sowieso nicht möglich sein, aber zeigt, dass klug gesteuerte Zuwanderung für unseren Wohlstand überlebenswichtig ist.

Kurzum: Es braucht nicht mehr Geschrei, nicht mehr Polarisierung, sondern mehr Vernunft, um ausbalancierte Lösungen für sehr komplizierte Probleme zu finden.

Wir Menschen sehen uns doch gerne als die „Krone der Schöpfung“. Sind wir wirklich zu blöd, um vernünftige Politik hinzubekommen?

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