Krisenursache Ungleichheit

Ich sitz hier grad ein paar Tage in Patmos in Sonne und Wind – da, wo Johannes vor knapp zwei Jahrtausenden seine Apokalypse geschrieben hat. Aber so richtig apokalyptisch fühlt man sich hier nicht bei den – wie sagt man im Hause Bild? – „Pleitegriechen“. Gelacht hab ich über ein Schild in einer Bar. „We wish you a merry crisis and a happy new fear.“

Apropos Crisis.

 

Man hat sich ja an die wachsende Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten gewöhnt, aber manche Daten können einem immer noch überraschen. So sind in den vergangenen 30 Jahren von jedem Dollar an Wohlstandszuwachs in den USA 58 Cent an das reichste EIN PROZENT der Haushalte gegangen. Die folgenden 99 Prozent durften sich die restlichen 42 Prozent teilen.

Und nur für Zweifler: Die Zahl hat nicht Attac in Umlauf gebracht oder ein Keynesianer wie Joseph Stiglitz, sondern der alte Chicago-Boy und Ex-Währungsfonds-Chefökonom Raghu Rajan.

„Of every dollar of real income growth that was generated between 1976 and 2007, 58 cents wenth to the top 1 percent of households.“

Dank übrigens an die Kollegen von Herdentrieb, die darauf aufmerksam machen.

Und weil die unteren Einkommennsschichten kaum etwas vom Wohlstand abbekamen, weil der soziale Wohnbau kaum mehr finanziert wurde, weil die Wohnkosten stiegen, waren die unteren Einkommensbezieher praktisch dazu gezwungen, für sie unfinanzierbare Immobilienkredite aufzunehmen. Es wird ja heute gerne so getan, als wäre die Explosion der Subprime-Kredite auf übertriebene Risikosucht oder Verantwortungslosigkeit der materiell Unterprivilegierten zurückzuführen – viel zu selten wird dazugesagt, dass sie kaum eine Alternative zu dieser Kreditaufnahme hatten, wenn sie über einigermaßen angemessenen Wohnraum verfügen wollten.

Nicht nur in der Bankenregulierung, urteilen die Herdentrieb-Kollegen daher,

„sondern in der Marko- und Verteilungspolitik liegt der Schlüssel zur Verhinderung künftiger Krisen.“

Anders gesagt: Mehr Gleichheit umso stabiler die Wirtschaft. Oder nochmal anders: Je ungleicher, desto Krise.

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