Wann nützt Budgetdisziplin? Und wann schadet sie?

Ich habe hier ja schon darauf hingewiesen: Am kommenden Montag spricht der Wirtschaftsblogger Thomas Strobl in meiner Reihe „Genial dagegen“ im Kreisky-Forum (Mo, 22. November, 19 Uhr) um dort sein Buch „Ohne Schulden läuft nichts“ vorzustellen. Im aktuellen „Manager-Magazin“ ist dazu gerade ein feines, kleines Interview mit Thomas Strobl erschienen.

Schulden ermöglichen Wachstum und sind damit zunächst einmal weder verwerflich noch erstrebenswert. Nüchtern betrachtet gehören sie einfach zum Kapitalismus dazu. Wer den Kapitalismus, in welcher Form auch immer, gut findet, kann Schulden nicht prinzipiell ablehnen – aber er muss natürlich nicht jede Form und jeden Anlass von Schulden gut finden.

Im Grunde könnte es ohne Schulden nicht einmal so etwas wie „Unternehmergewinn“, „Profit“ oder ähnlich geben – und Wachstum schon gar nicht, macht Stobl in seinem Buch deutlich; und…

…dass unser gesamter Wohlstand und die wirtschaftliche Entwicklung der Moderne eine Bilanz mit zwei Seiten ist. Unserem Wohlstand stehen immer auf der anderen Seite dessen Kosten gegenüber. Soll sich der Wohlstand mehren, übersteigt das zunächst die Summe aller vorhandenen Werte und muss mit Schulden vorgestreckt werden. Das ist die Paradoxie der Geldwirtschaft: Die Schulden sind einerseits nötig, um Wachstum zu bezahlen, andererseits droht die Wirtschaft daran zu ersticken, wenn sich Schulden in Krisen unbeherrschbar auftürmen.

Wenn die privaten Haushalte und Investoren sparen – also ihre Schulden reduzieren -, dann muss eben der Staat einspringen und sich verschulden. Spart in einer solchen Situation der Staat auch noch dazu, dann nennt man das höflich „Haushaltdisziplin“, aber die hat freilich das wenig erfreuliche Resultat, dass wir alle zusammen ärmer werden.

mm: Welche Regierung versündigt sich denn nun stärker an kommenden Generationen: Die, die Schulden macht, oder die, die Investitionen unterlässt?

Strobl: Mit dem Sparen ist es ja so: Einzelne können sich tatsächlich reich sparen, eine Gesellschaft als Ganzes kann das aber nicht. Denn wenn man beide Seiten der Bilanz – die Schuldner und die sparenden Gläubiger – zusammenrechnet, ist die Summe immer Null. Reich wird man nur durch Investitionen. Für ein Land ist es schlau, in solche Dinge zu investieren, wo man ohnehin einen Vorteil hat. Norwegen steckt viel Geld in die Ölförderung, in Deutschland müsste man mangels Rohstoffen eben in Bildung und Ausbildung investieren, damit der Vorsprung auf diesem Gebiet gehalten wird. Eine Regierung, die in die Stärken Deutschlands investiert, versündigt sich also ganz und gar nicht an kommenden Generationen. Denn die Schulden, die dabei gemacht werden, mehren den Reichtum der Kinder und Enkel.

Das gesamte Interview mit Stobl kann man hier im Manager-Magazin lesen. Und mehr zu all dem, wie gesagt, am Montag im Kreisky-Forum.  

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