Drei Gründe, warum die Linken eine neue Sprache brauchen

Möglichst in drei kurzen Absätzen solle ich erklären, warum die Linken heutzutage eine Kommunikationsproblem haben – das wünschten sich die Zeitungsmacher von der Linken Medienakademie in Berlin von mir. Here it is!

Heute haben alle progressiven Milieus ein Kommunikationsproblem. Nicht nur die sozialdemokratischen Parteien, über deren aseptische Polit-Sprache sich viele lustig machen. Ähnliches gilt für die „linkeren“ Linksparteien mit ihren leeren halbstarken Worthülsen und ihrem toten Jargon aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, oder für die Gewerkschaften mit ihrem Funktionärssprech. Oder für Intellektuellenmilieus mit ihren Wortgirladen von „Diversity“, „Biopolitik“ etc. Organisationen und Milieus entwickeln ein Eigenleben, man entwickelt einen Binnen-Jargon, um sich von anderen abzugrenzen – und verlernt so, mit normalen Menschen auf normale Weise zu kommunizieren.

Linke müssen lernen, über ihre Werte zu sprechen. Bei dem Thema beginnen sie ja oft nervös zu zucken, weil von „Werten“ reden doch normalerweise die Konservativen so gerne. Und Linke argumentieren mit den „Interessen“ die diese oder jene Gruppe hat. Aber das greift zu kurz. Wir sind für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit, weil es unserem ethischen Kompass entspricht. Oder auch, weil eine Gesellschaft als ganzes dann besser funktioniert, wenn sie nicht in grobe Ungleichheiten zerrissen ist. In Wahrheit ist die Linke doch die einzige politische Kraft, die einen Begriff von Gemeinnutz hat. Breitere gesellschaftliche Allianzen werden immer von einer geteilten Moralität zusammengehalten.

Die Linken müssen klare, konkrete Ziele formulieren, für die man sich begeistern kann. Das Ziel einer Gesellschaft, in der alle gleiche Chancen haben und alle ihre Talente entwickeln können. Übrigens kann man das auch auf folgende Weise plakativ formulieren: „Wir brauchen jeden und jede!“ Aber die Linke ist viel zu defensiv geworden und sie hat für dieses „auf zu neuen Zielen“ praktisch keine Sprache mehr. Stattdessen sagt man den Leuten eher: „Wählt uns, weil mit uns wird es langsamer schlechter“. Damit schleicht sich so ein Depri-Ton ein. Aber Miesepeter haben noch nie die Welt verbessert. Nur Optimisten können die Welt verbessern.

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